0051 - Horror-Kreuzfahrt
des Gelben Satans verzog sich zu einem grausamen Lächeln. Jetzt hatte er mich, und das wollte er auskosten.
Er beugte sich etwas weiter vor, und schon kratzten die Nägel über den Stoff meines Pullovers.
Dann passierte es.
Ein Schrei.
Gellend, markerschütternd. Weit riß der Gelbe Satan seinen Mund auf. Ein Blitzstrahl fegte zwischen seinen Lippen hervor und jagte in den Nachthimmel.
Die Hand zuckte zurück. Plötzlich fehlten an ihr drei Fingernägel. Sie waren zu einer klebrigen Masse zusammengeschmolzen, von der dünne Rauchsäulen emporstiegen, die penetrant rochen.
Die beiden Diener konnten im letzten Augenblick noch zufassen, sonst wäre der Gelbe Satan von seiner Sänfte gefallen.
Der Blitz aber jagte weiter in den Himmel. Ich hob den Kopf und sah ihn verschwinden, doch im nächsten Augenblick war er wieder da. Er raste mit ungeheurer Geschwindigkeit dem Schiff entgegen, wurde mit jedem Meter, den er zurücklegte, breiter. Er rundete sich vorn ab und hüllte den Gelben Satan ein.
Ein Gesicht erschien. Es legte sich wie eine transparente Maske über die Fratze des Dämons.
Das Gesicht kannte ich.
Es war die Fratze des Teufels.
Gelb erschien sie. Manifestiert als Schädel eines Ziegenbocks mit spitzen Hörnern und einer lang vorgezogenen Schnauze, deren bleckendes Gebiß mich anstarrte.
Der Teufel…
Er stand mit dem Gelben Satan in Verbindung, war gewissermaßen sein Schutzpatron.
Ich stand im übertragenen Sinn Asmodis gegenüber, dem obersten Höllenfürsten, meinem Erzfeind Nummer eins. Es gab viele Namen für die Ausgeburt des Bösen, für das Urböse gewissermaßen. Die einen sagten Teufel, die anderen Satan. Im Orient wurde er Scheitan genannt, im Griechischen Asmodeus oder Asmodis.
Das Böse hatte viele Namen.
Ich sah das Gesicht, und dann war es wieder verschwunden. Warum hatte sich Asmodis mir gezeigt? Wollte er mich warnen? Wollte er mir zeigen, unter welchem Schutz sich der Gelbe Dämon befand?
Der Gelbe Satan setzte sich wieder aufrecht hin. Er schaute mich noch einmal haßerfüllt an und gab seinen Dienern dann ein Zeichen. Sie brachten ihn weg. Geschickt kletterten sie auf die Reling und schafften es, ungehindert auf das andere Schiff zu gelangen.
Der Kapitän aber war neugierig geworden. Er kam zu mir und hob meinen Pullover hoch. »Will doch mal sehen, was den Gelben Satan so erschreckt hat?« fragte er. Er starrte auf das Kreuz. Plötzlich begann er zu lachen. »Ein Kreuz, mehr nicht.« Er faßte es an, und ich sah in seinem Gesicht, was er vorhatte.
»Das brauchst du bestimmt nicht mehr«, sagte er und riß an der Kette.
»Neinnn!« Ich schrie, setzte alles auf eine Karte und trat zu.
Harper wurde zurückgeschleudert. Er ließ das Kreuz los, verdrehte die Augen und fiel auf das Deck.
Harper rührte sich nicht mehr. Bewußtlos blieb er liegen.
Die anderen hatten von dem Vorfall nichts mitbekommen. Sie kletterten alle an Bord der Jacht. Auch der letzte Blutsauger befand sich unter ihnen.
Ich blieb allein auf dem Totenschiff zurück.
Und der Gelbe Satan wollte seine Rache. »Zur Hölle mit dir, Sinclair!« brüllte er, streckte seinen linken Arm aus, und im nächsten Augenblick schlugen lange Flammenzungen aus den Fingern hervor und wirbelten über das Deck.
Im Nu hatte das Holz Feuer gefangen, und vor mir befand sich eine wabernde Flammenhölle…
***
Frou Frou krallte ihre spitzen Fingernägel in Falco Farettis Jackenstoff. »Die Ratten!« kreischte sie. »Sie sind da. Hörst du sie nicht?«
Der Modezar schwitzte Blut und Wasser. Wütend fuhr er herum, umfaßte beide Handgelenke der Frau und schleuderte Frou Frou zur Seite. Sie verfehlte die Bettkante und blieb auf dem Boden liegen. Sofort war Sandra bei ihr. »Das hättest du nicht tun sollen!« fuhr sie Faretti an.
»Halt das Maul.«
Gordon Gray sagte gar nichts. Er saß in angespannter Haltung auf dem Stuhl und lauschte. Jedes Kratzen, jedes Nagen verursachte eine Gänsehaut auf seinem Rücken.
Sandra half der weinenden Frou Frou auf. »Komm, setz dich«, sagte sie.
Frou Frou schüttelte den Kopf. Ihre schwarzen, herrlichen Locken flogen. »Nein, nein… ich will hier liegenbleiben und sterben. Laß mich. Laß mich doch…«
Sandra hatte als einzige von ihnen die Nerven behalten. Sie legte Frou Frou kurzerhand aufs Bett.
Dann schlich sie zur Tür.
»Was willst du da?« schnappte Faretti.
Sandra wurde einer Antwort enthoben, denn Gordon Gray hatte sein Gesicht dem schmalen Fenster zugewandt.
»Sie
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