0051 - Horror-Kreuzfahrt
keine Menschen an, sondern lauerten nur.
Der »Cowboy« packte ihn am Arm und zog ihn hoch. Wie zuvor Faretti wurde auch er nach draußen in den Gang geschleift.
Inzwischen kümmerten sich die Diener mit den entblößten Oberkörpern um die Mädchen.
Frou Frou weinte und betete. Sandra zitterte wie Espenlaub. Sie war leichenblaß, aber sie hatte sich noch am besten in der Gewalt.
Vor der Horrorgestalt blieb sie stehen. »Was haben Sie mit uns vor?« fragte sie.
Der Gelbe Satan gab keine Antwort. Die überließ er dem »Cowboy«: »Ihr werdet nach oben an Deck geschafft und mit auf die Insel genommen.«
»Die – die Insel?«
»Ja, unser Stützpunkt.« Obwohl der »Cowboy« kein Dämon, sondern ein Mensch war, handelte und reagierte er nach den Gesetzen der Hölle. Der Einfluß des Gelben Satans war nicht ohne Folgen geblieben.
»Was sollen wir dort?«
Jetzt lachte der Cowboy. »Rate mal, Süße, was mit Frauen geschieht, die auf einer einsamen Insel sind!«
Sandra senkte den Kopf.
Der »Cowboy« sprach weiter. »Die Männer werden natürlich sterben. Wir werfen sie gleich über Bord. Das ist am besten. Was sollen wir mit ihnen anfangen?«
»Mörder!«
Der »Cowboy« lachte nur. Dann faßte er das Mädchen an der Schulter und zog es herum. Er trieb Sandra aus der Kabine.
Im Gang wartete Frou Frou. Sie lehnte an der Wand, und große Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie warf sich an Sandras Brust. »Ich habe alles gehört!« flüsterte sie. »Ich will sterben. Lieber sterben, als diesen Menschen…«
»So leicht wirft man sein Leben nicht weg«, erwiderte Sandra tröstend, obwohl sie ebenso Trost und Hilfe gebraucht hätte. Von den Männern war nichts zu erwarten. Harry van Dyck war tot. Und die beiden anderen steckten so in den Fesseln der Angst, daß sie keinen Ton hervorbrachten und erst recht nicht fähig waren, etwas zu unternehmen.
Memmen, dachte Sandra verächtlich. Widerliche Memmen, die nur stark waren, wenn es um die Freuden des Lebens ging. Kam es aber hart auf hart, dann waren sie die ersten, die jammerten und die Flinte ins Korn warfen.
»Reißt euch zusammen!« zischte Sandra ihnen zu. »Ich dachte immer, ihr wärt Männer!«
Faretti und Gray schauten das Girl nur an.
Der Gelbe Satan hatte seine Sänfte längst verlassen. Er war ein geschlechtsloses Wesen, ein schrecklicher Dämon und nur auf das Böse programmiert. In seinen Augen blitzte es gefährlich, als er befahl: »Bringt sie endlich an Deck.«
Wieder wurden die beiden Männer gepackt, den Kabinengang entlang geschleift und über den Aufstieg hochgezogen.
Gordon Gray flehte und bettelte um Hilfe. Faretti, der Modefritze, sagte nichts. Sandra schwor sich in diesen Augenblicken, es nie so weit kommen zu lassen. Lieber wollte sie sterben, als diesem Dämonen und seinen Kreaturen zu Willen zu sein.
Zusammen mit dem Gelben Satan verließen auch die Ratten die Kabine. Eine graubraune Masse wälzte sich über den Gang, dann die Leiter hoch, um sich mit ihren auf dem Deck zurückgebliebenen Artgenossen zu vereinigen.
Locker hielt der »Cowboy« seinen Colt in der Hand. Die fleckige Seemannsmütze paßte zu seinem Aufzug wie die berühmte Faust aufs Auge.
»Los, ihr Süßen, setzt eure hübschen Fahrgestelle in Bewegung. Ihr seid doch sonst nicht so ängstlich.« Er lachte, als hätte er einen besonders guten Witz gemacht.
Die Mädchen schritten voran. Frou Frou mußte von Sandra gestützt werden. Längst hatte sie sich an das Gewimmel auf dem Boden gewöhnt. Sie beachtete die Ratten kaum noch.
Sie erreichten den Aufgang, schritten hoch und standen dann auf dem Deck.
Der Wind ließ ihre Haare flattern und wühlte sie auf. Er trocknete aber auch ihre Tränen.
Weiter entfernt auf dem Meer brannte der alte Seelenverkäufer wie eine lodernde Fackel. Der Seegang hatte den Kahn bereits einige hundert Yards abgetrieben.
Die beiden Männer hatten an der Reling Aufstellung genommen. Der Gelbe Satan stand etwa fünf Schritte von ihnen entfernt. Die stummen Wächter hielten sich links und rechts von ihm auf.
Zum erstenmal hörten die beiden Mädchen die Stimme des Gelben Satans. Er sprach Faretti und Gray an.
»Ihr könnt wählen!« rief er deutlich, und seine Laute – in abgehacktem Englisch ausgestoßen – trafen die Männer wie Donnerschläge. »Entweder springt ihr freiwillig in die See, oder die Ratten werden euch…«
***
Huangs Worte schwangen noch im Gewölbe wider, als eine kalte Mündung Sukos Nacken berührte.
Mein Freund
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