0051 - Tod für eine Stadt
auf, dann ist alles okay. Wenn aber einer von beiden nicht auflegt und damit die Verbindung nicht trennt, dann gerät der Teilnehmer immer wieder in die gleiche Leitung.
Mein Anrufer hatte also nicht aufgelegt. Es gab zwei Möglichkeiten, warum er es nicht getan hatte. Entweder war er nicht dazu gekommen, weil ihm irgendwer etwas auf den Schädel geschlagen oder Schlimmeres mit ihm gemacht hatte. Oder aber er hatte absichtlich nicht aufgehängt, um meine Leitung zu blockieren und damit zu verhindern, dass ich irgendwen anrief.
Die Luft um mich herum wurde schlagartig eine ganze Nummer dichter. Lauerten die Burschen am Ende draußen auf mich und warteten nur darauf, dass ich das Haus verließ?
Ich löschte das Licht und trat an das Fenster.
Ich wohne in einer ruhigen Gegend von New York. Das Haus, in dem meine Wohnung liegt, ist ein Eckhaus. Die rechte Seite geht auf einen kleinen Platz mit ein paar Büschen und Sträuchern, auf dem tagsüber die Kinder spielen, und die linke Hausfront liegt an der Straße, die auf diesen Platz führt und an der nur Wohnhäuser liegen. Um diese Stunde, zehn Uhr abends, ist hier praktisch kein Verkehr mehr.
Ich zog die Gardine ein wenig zur Seite und blickte auf die Straße. Kein Mensch war zu sehen. Hier und da standen vor den Häusern Wagen ohne Licht, aber ich kannte sie durchweg genau. Sie gehörten Bewohnern dieser Häuser.
Ich nahm noch einmal den Hörer des Telefons ab. Nein, es war immer noch kein Freizeichen in der Leitung.
Ich schnallte mir das Halfter um, prüfte die Smith & Wesson, steckte sie wieder zurück und zog die Jacke über.
So, und nun würde ich mir die Gentlemen, die draußen auf mich warteten, etwas genauer ansehen. Wenn sie auf mich warteten.
Ich benutzte die Tür zum Hof, überquerte ihn und verließ den Gebäudekomplex durch die Einfahrt, das heißt, ich stoppte am Rand der Einfahrt und blieb im Schatten.
Vor mir lag der kleine Platz. Nur zwei Lampen brannten. Die Büsche, die ihn 20 bestanden, schwankten in dem leichten Wind und zeichneten gespenstische Schatten.
Ich blieb ganz ruhig stehen und beobachtete. War das ein Rascheln? Sah ich dort eine Bewegung der Zweige, die nicht nur durch den Wind hervorgerufen war?
Ich konnte es nicht mit Sicherheit entscheiden. Wenn meine Freunde dort irgendwo steckten, dann musste ich ihnen einen kleinen Anreiz geben, sich auch zu zeigen.
Ich löste mich aus dem Schatten der Einfahrt und trat langsam auf die Straße. Ich hielt mich eng an die Hausmauer und ging auf die Ecke zu.
Als ich die Ecke erreicht hatte, verhielt ich für einen Augenblick, nahm die Smith & Wesson in die Hand und legte den Sicherungsflügel zurück. Dann ging ich weiter.
Ich mochte vier Schritte in Richtung der Häuserecke zurückgelegt haben, als der Zauber losging, und zwar nicht mit einem oder zwei Pistolenschüssen, sondern mit einer hübschen Salve aus zwei Maschinenpistolen.
Vielleicht hätten sie mich erwischt, wenn ich ihnen auch nur eine Sekunde Zeit gelassen hätte, die Zielrichtung zu korrigieren. Und bestimmt hätten sie mich mit der ersten Serie auf das Pflaster gelegt, wenn ich den normalen Hausausgang benutzt hätte. Wir haben später festgestellt, dass sie sich in zwei tiefe Türnischen der Häuser gegenüber aufgestellt hatten und die Maschinenpistolen auf die Tür meines Hauses gerichtet hielten. Dass ich nun von einer anderen Seite kam, verwirrte sie. Sie schossen zu schnell und damit zu ungenau. Sie waren eben doch keine Profis.
Jedenfalls, als die ersten Kugeln der Salve durch die Gegend pfiffen, tat ich schon ein paar gewaltige Sätze rückwärts. Dass ich dabei auf den Abzug meiner Smith & Wesson drückte, war mehr instinktive Reaktion als gewollt, und ich glaube auch nicht, dass ich etwas traf, denn ich wusste ja noch nicht einmal, wohin ich schießen musste.
Ich erwischte die Ecke, sprang in die Deckung, kam aber dabei von den Füßen und knallte auf das Pflaster.
Alles andere spielte sich in den nächsten drei Sekunden ab. Ein Wagenmotor sprang an und gleich darauf heulte die Karre auch heran, aber dieser Wagen befuhr nicht die Straße, sondern er kam von der hintersten Ecke des kleinen Platzes, und er schoss genau auf mich zu.
Für mich war es klar, dass in dem heranschießenden Wagen der Rest der Gangster saß und ihre Kanonen bereithielt, um mir den Garaus zu machen.
Ich schnellte herum. Noch auf dem Rücken liegend, jagte ich dem Auto die restlichen sieben Kugeln des Magazins entgegen. Es war genau die
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