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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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würde.
    »Nein. Ich habe keine Angst.«
    Turhan Ciri stand da. Er schaute dem ehemaligen Freund in die Augen. Er stand breitbeinig und voller Konzentration, denn er wollte etwas erreichen, das nach seinem irdischen Tod geschah. Das erforderte die Sammlung all seiner Gedanken.
    »Gut«, sagte Genc Yedicule. »Bringen wir es hinter uns. Aber lasse dir noch eines gesagt sein. Der Stein wirkt auch über deinen Tod hinaus. Du wirst mich und Ahriman nicht mehr verraten können. Mache dir keine unsinnigen Hoffnungen. Der Diamant des Todes ist noch stärker als du denkst. Du wirst das im Sterben erkennen, doch dann wird es zu spät für dich sein.«
    Noch beim Sprechen dieser Worte aktivierte Genc Yedicule die Kraft seines Ringes. Er begann an seinem Finger zu pulsieren, zu leuchten; immer stärker und immer stärker werdend, bis ein gebündelter Strahl aus der glatt geschliffenen Oberfläche des Steins trat.
    Der schwarze Magier richtete diesen Strahl auf den Kollegen, der an derselben Universität gelehrt hatte, wie er auch.
    Es war durchaus recht, schon jetzt in der Vergangenheitsform zu denken, denn von Turhan Ciri würde nichts mehr übrig bleiben.
    Nicht einmal mehr eine Leiche.
    Der Strahl aus dem Ring, der Todesstrahl, erfasste zuerst Ciris rechte Hand, blieb darauf haften, wie festgeklebt. Die Hand und der Arm des Magiers erstarrten, wurden hart wie Stein und brüchig wie poröser Kalk.
    Die ersten Stücke fielen ab, während der Strahl schon weiterglitt auf den Körper und auf die Beine, auf den anderen Arm. Die Verwandlung ging in Sekundenschnelle vor sich. Dann war der Körper Turhan Ciris vollkommen versteinert. Er stand da wie sein eigenes Standbild.
    Und er zerbröckelte. Der Rumpf bekam handbreite Risse, klaffte auseinander. Beide Teile zerfielen nach verschiedenen Seiten, um beim Auftreffen zu Staub zu vergehen, zu einem Staub, der auch nicht blieb, der sich auflöste wie Zucker im Wasser. Ein kurzes Zischen nur, und es war, als hätte es den Forscher Turhan Ciri nie gegeben.
    Genc Yedicule machte sich auf den Weg. Er würde auch Ciris Auto finden und es genauso zerstören, wie er den Besitzer zerstört hatte. Keine Spur würde mehr übrig bleiben, die noch in das verbotene Gebiet wies. Turhan Ciri war ausgelöscht.
    Würde er trotzdem das Versprechen wahr machen können, das er noch kurz vor seinem Tode gegeben hatte?
    Es hatte geklungen wie ein Schwur.
    Turhan Ciri war ein mächtiger Magier gewesen. Genc Yedicule schwor sich in diesem Moment, besonders Acht zu geben. Er durfte seine und Ahrimans Sache nicht gefährden. Er durfte nicht leichtsinnig werden, sich nicht von seiner neuen Machtfülle berauschen lassen.
    Vorher musste er auch noch seinen letzten möglichen Gegner ausschalten, dessen Name bisher unerwähnt geblieben war.
    Doch Genc Yedicule glaubte, diesen Namen zu kennen. Es konnte sich nur um einen handeln.
    Um Professor Zamorra…
    Ahrimans Erwecker dachte an diesen Namen, als er die Grotte verlassen hatte und seine Beine wie automatisch den Weg zurück gingen.
    Das Unwetter hatte aufgehört. Weggewischt waren die dunklen Wolken. Der Mond und die Sterne leuchteten kalt vom Himmel. Im Osten begann der Morgen sich über das Hügelland zu schieben. Die Erde dampfte. In ihr gurgelte und rumorte es. Der unerwartete Regenguss war zu groß und stark gewesen, als dass er – ohne natürliche Reaktionen hervorzurufen – in der trockenen Erde hätte verschwinden können.
    Der Ring strahlte immer noch.
    Von jetzt ab würde er jede Nacht seine geheimnisvollen Kräfte entfalten.
    ***
    Still lag das Tal.
    Die Loire erschien wie ein glitzerndes Band im Mondschein, eingerahmt von bewaldeten Hügelketten, kleinen Ortschaften und ab und zu von einer Burg oder einem Schloss, deren Bauten sich weit über das Tal erhoben.
    Im Château de Montagne waren die Fenster dunkel. Nach mitteleuropäischer Zeit war es vor wenigen Sekunden Mitternacht geworden. Drei Uhr war es in Istanbul und in den Hügeln, die sich hinter dem asiatischen Teil dieser Stadt auf zwei Kontinenten ausbreiteten.
    Friedlich lag das Tal.
    Niemand bemerkte es, wie ein Lichtschimmer das nachtschwarze Firmament aufhellte wie der Schweif eines Kometen. Niemand sah, wie die Schleier der Dunkelheit, die sich über das Tal gebreitet hatten, für wenige Sekunden zerrissen, um sich sofort wieder zu schließen.
    Man hätte diese Erscheinung für eine fallende Sternschnuppe halten können. Doch es geschah etwas anderes.
    Die höheren Dimensionen hatten ein

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