0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich
hatte eine Kommission des FBI bestellt, weil wir die ganze Morphiumgeschichte nun einmal bearbeiteten.
Während sich die Spezialisten an die Arbeit machten, gingen Hywood, Phil und ich im Hause bei den Bewohnern umher und versuchten, einiges über Kingsdon und seine Komplicen zu erfahren.
Wir sprachen einzeln mit den Leuten, und wir bekamen alle drei nichts zu hören, das wir nicht schon gewußt hätten. Das Bild von Kingsdon rundete sich ab zu dem Bild eines haltlosen jungen Menschen, der in die verkehrten Hände gefallen war. Aber einen entscheidenden Hinweis auf die Täter gab es uns nicht.
Es wurde neun Uhr abends, als wir wieder zu dem Dachzimmer hinaufstiegen, nachdem wir uns gegenseitig kurz über das Ergebnis unserer Gespräche mit den Hausbewohnern unterrichtet hatten.
Reverees Marlike, einer der Spurensicherungsexperten - der Mordkommission, empfing uns mit einem frohen Zuruf.
»Hallo! Gut, daß ihr euch mal wieder sehen laßt. Dieser Brief liefert euch die Mörder in die Hand!«
Er deutete auf einen Briefbogen, an dem man erkennen konnte, daß er schon nach Fingerabdrücken untersucht worden war.
Wir beugten uns zu dritt über das Blatt. In einer steilen Handschrift war folgender Text zu lesen:
An den FBI, geschrieben von George Kingsdon.
Ich schreibe diesen Brief, weil man mich vielleicht nicht dazu kommen lassen wird, vor der Polizei auszusagen. Ich war ein zufriedener und glücklicher junger Mensch wie tausend andere. Aber eines Tages geriet ich mit zwei Männern zusammen, die auf mich zuerst einen sympathischen Eindruck machten. Sie nahmen mich oft mit, wenn sie ihren Bummel durch die Nachtlokale machten, und sie hielten mich immer frei.
Bei dieser Gelegenheit lernte ich Eileen Rivers kennen. Eileen gefiel mir, weil ich nicht erkannte, was für ein gefühlloses, berechnendes Mädchen sie ist. Einmal hockten wir in einer kleinen Bar in der 14. Straße: die beiden Männer, Eileen und ich. Eileen war an diesem Abend in einer sehr schlechten Stimmung. Sie redete auf die beiden Männer ein, daß sie ihr doch das »Zeug« besorgen sollten, aber man wollte, mir nicht sagen, um was es sich eigentlich handelte. Die beiden Männer ließen sich schließlich überreden und verschwanden. Wir hatten zu dieser Zeit bereits viel getrunken, und ich war nicht mehr ganz Herr meiner Handlungen.
Ich weiß aber, daß ich bei dieser Gelegenheit meine erste Morphiumspritze bekam. Und von diesem Tage an ging es weiter. Bald »probierten« sie an mir eine zweite Spritze, bei einer Party wurde mir übel, und ich nahm die dritte Injektion, weil mir die Männer sagten, daß ich mich danach wieder wohl fühlen würde — und so ging es weiter. Bis ich süchtig war.
Heute kann ich ohne Morphium nicht mehr leben.
Bald erfuhr ich dann, daß meine beiden Bekannten vom Morphiumhandel leben. Es war für mich schon zu spät. Ich konnte das Morphium nicht mehr entbehren, und weil ich nicht wußte, von wem außer meinen beiden Bekannten ich es bekommen sollte, mußte ich tun, was sie von mir verlangten. Ich habe immer wieder versucht, dagegen anzukämpfen, aber es war vergebens.
Um mir das Geld für den Morphiumverbrauch zu verdienen, ließ ich mich selbst in ihre Handelsorganisation einbauen und verteilte nun selbst dieses Gift an Süchtige.
Es kam eines Tages zu dem Zwischenfall im Lokal Sunny Day. Einer unserer Kunden begann ein großes Geschrei, weil unsere Lieferung nicht rechtzeitig eingetroffen war und er seine Sucht nicht stillen konnte. Woher meine beiden Bekannten überhaupt das Morphium bekamen, haben sie mir nie gesagt. Aber ich habe sie zweimal beobachtet, wie sie heimlich in das Haus gingen, in dem meine Schwester ihre Praxis- und Wohnräume hat. Als es im Lokal also zu dem Zwischenfall kam, zog einer meiner Bekannten ein Messer. Die Polizei war schneller da, als wir erwartet hatten. Wir sollten zum FBI gebracht werden. Davor hatten wir alle panische Angst. Das FBI kommt doch hinter alles. Meine beiden Bekannten ermordeten unterwegs die beiden Streifenbeamten, die uns zum FBI bringen sollten.
Aber sie fühlen sich meiner nicht sicher. Sie werden mich ebenfalls ermorden, damit ich sie nicht verraten kann. Denn das ist wirklich meine Absicht. Ich will mich nicht auch noch an Morden beteiligen. Deshalb habe ich diesen Brief geschrieben. Zur Polizei zu gehen, kann ich nicht wagen. Sie werden mich sicher beobachten. Meine beiden Bekannten sind Tom B. Cass und Sam Williamsfield. Tom wohnt mit Sam zusammen in einem
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