0054 - Der Zweikampf
Warum, um alles in der Welt, vertrauten sie mir nicht? Das hätten sie einfacher und gefahrloser haben können. Ich legte mir gegenüber das Versprechen ab, nach meiner Ankunft auf Arkon niemals die Erde, das Solare Imperium oder den Namen Perry Rhodan zu erwähnen!
Dieses Ehrenwort an mich selbst wurde nach dem heiligen Ehrenkodex der Arkoniden-Raumflotte gegeben. Ich konnte nicht mehr zurück, selbst wenn ich es später einmal gewollt hätte. Eben deshalb hatte ich mich dazu entschlossen, den Schwur abzulegen, noch ehe gefühlsbedingte Mißhelligkeiten eintreten konnten. Ich war gebunden!
Befreit von der Last meiner Selbstvorwürfe und mit den Gedanken bei Marlis Gentner, bereitete ich mich für den Absprung auf das langsamere Band vor. Es mußte gut glücken. Vor allem durfte ich niemanden versehentlich anstoßen.
Weit vorn wurde die kleinere Leuchtschrift „Güterbahnhof" erkennbar.
Natürlich würde man das Gelände ebenfalls absperren, bestimmt aber nicht so sorgsam wie den interkontinentalen Verkehrsflughafen. Wer fuhr in Terrania schon noch mit den altertümlichen Atomzügen!
Sie hatten Güter zu befördern, das war alles.
4.
Meine Flucht mit dem Güterzug war eine einzige Qual gewesen. Ich hatte bedenkenlos die Schiebetür einer schweren Atom-Lok aufgerissen, die im Augenblick meiner Ankunft das Abfahrtssignal erhalten hatte. Es war mir dabei völlig gleichgültig gewesen, für welchen Ort in Asien oder Europa dieser Zug bestimmt war. Ich wollte nur schnellstens Terrania verlassen, um der anlaufenden Großfahndung zu entgehen.
Ich hatte mich erschöpft im Umformertender der riesigen Lokomotive versteckt, bis man den Zug nach 10 Minuten Fahrzeit angehalten hatte. Die Abwehr hatte unglaublich schnell gearbeitet.
Von da an hatte das verwegene Spiel begonnen. Die suchenden Polizisten wußten genau, daß sie einen Unsichtbaren finden sollten. Da dies von Natur aus ein kaum lösbares Problem ist, hatte man den Güterzug zwei Stunden lang auf offener Wüstenstrecke stehen lassen, bis ein Spezialkommando der Abwehr mit Ortungsgeräten eingetroffen war.
Mein sicherster Aufenthaltsraum war und blieb der Umformertender, in dem die 30000-Volt-Spannung des Reaktor-Konverters auf den Arbeitswert der Elektromotoren heruntergeschaltet wurde.
Da ich mich in unmittelbarer Nähe der offen installierten Stromschienen befand, überlagerten die von ihnen erzeugten Kraftfelder bei weitem die geringen Ausstrahlungen meines Lichtwellenumlenkers. Eine Energieortung war damit ausgeschlossen.
Diesen Vorteil erkaufte ich aber mit ständiger Lebensgefahr. Ich tänzelte zwischen den blanken Leitern hin und her, wobei ich in höchster Erregung auszurechnen versuchte, bei welcher Entfernung ein Überleitungsblitz meinen Körper in Kohle verwandeln mußte.
Es waren fürchterliche Minuten gewesen, doch dann hatte man den Umformerraum nur flüchtig durchsucht.
Als der Zug wieder abgefahren war, hatte ich erst gemerkt, daß es immer weiter in die trostlose Zentralgobi hinausging. Die Güterwagen waren leer. Das bedeutete, daß der Zug für einen Ort bestimmt war, wo man die Anhänger wieder zu beladen gedachte.
Stunde um Stunde war vergangen. Mit 200 km/h war der Zug durch Westchina gerast, bis vor uns die Berge des Himalaja-Massivs aufwuchsen.
Dort war die Maschine von zwei anderen Lokführern besetzt worden, was mir aber auch keine Erlösung brachte. Ich getraute mich nicht, die beiden Männer mit dem Psychostrahler zu beeinflussen, um wenigstens einen Schluck Wasser und Nahrung zu erhalten. Wenn sie im Bestimmungsbahnhof von Rhodans Mutanten untersucht wurden, konnte der Hypnoblock leicht festgestellt werden. Dann wußte man in der Abwehrzentrale, wo ich ungefähr zu finden war.
Total erschöpft hatte ich die folgenden Stunden ertragen müssen. Wir hatten zahlreiche Pässe überquert, bis wir im Strombett des gewaltigen Brahmaputra angelangt waren.
Die zweite Ablösung hatte mich in größte Gefahr gebracht, da man die Maschine nochmals durchsuchte. Es waren anscheinend neue Befehle aus Terrania gekommen.
Als wir endlich im großen Güterbahnhof von Kalkutta eingetroffen waren, war ich ungeachtet der damit verbundenen Gefahren zum nächsten Wassertank gewankt.
Von da an war das Martyrium abgeklungen. Auf dem Flugplatz der indischen Großstadt hatte ich einen für Tel Aviv bestimmten Lufttransporter ausfindig gemacht. Diesmal war ich gezwungen gewesen, den Transportbegleiter mit Hilfe des Psychostrahlers zu
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