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0054 - Die Schlucht der Vampire

0054 - Die Schlucht der Vampire

Titel: 0054 - Die Schlucht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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wird unsere Gesichter kennen. Die Illustrierten werden uns unsere Stories abkaufen. Wir werden berühmte Leute sein, Professor.«
    »Ist es Ihnen so wichtig, berühmt zu sein?«
    Yvonne zuckte die Achseln und kaute weiter an ihrem Halm. »Ein bißchen rausgehoben werden aus der Masse der Anonymität stelle ich mir ganz amüsant vor… Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, Professor.«
    »Wer ist das heute nicht.«
    »Ich bin in einer Stimmung… Ich könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich bin ich darüber, daß wir das Schlimmste hinter uns haben.«
    Yvonne hatte die Worte kaum ausgesprochen, da hörten sie einen furchtbaren Schrei.
    Zamorra schossen in einer Hundertstelsekunde tausend Gedanken durch den Kopf: Willa Salik? Die Menschenfresser? Die Bestie mit den bernsteinfarbenen Augen…?
    Alle starrten auf den Busch, hinter dem der gräßliche Schrei ausgestoßen worden war. Die Zweige zitterten. Das Blattwerk teilte sich.
    Robert Holm wankte auf Zamorra zu.
    »O Gott!« gurgelte er verzweifelt. Sein Gesicht war schrecklich verzerrt.
    »Holm!« rief Zamorra beunruhigt aus.
    »Gott nein! Nein! Nein!«
    Holm torkelte näher. Und dann sahen sie es alle: Blut floß aus einer Halswunde. Jeder Herzschlag pumpte den roten Lebenssaft kräftig aus der Ader.
    Sein Hemd tränkte sich damit. Er schwankte, blieb stehen, schaute völlig verstört in die ebenfalls verstörten Gesichter, die ihm starr zugewandt waren.
    »Was ist passiert?« fragte Zamorra heiser.
    »Carmen!« gurgelte Robert Holm.
    »Was ist mit Carmen?«
    »Sie… sie hat mich in den Hals gebissen!« Blutüberströmt brach der Deutsche zusammen.
    ***
    Zamorra war wie die anderen erschlagen. Aber er fing sich am schnellsten wieder. Hastig gab er seine Anweisungen. Massenet sollte die Leute beisammenhalten. Yvonne sollte sich um die Wunde des Architekten kümmern.
    »Und was tun Sie?« fragte Tito Bianco aufgewühlt.
    »Ich suche das Mädchen!«
    »Ich komme mit Ihnen!«
    »Besser, Sie bleiben hier, Tito. Vielen Dank für Ihr Angebot.«
    Zamorra rannte wieder zurück in den Busch. Carmen Corelli war verschwunden. Schaudernd dachte Zamorra an die gefährliche Bißwunde, die das Mädchen ihrem Verlobten zugefügt hatte. Dafür gab es nur zwei Erklärungen: Entweder Carmen war verrückt geworden, oder…
    Die erste Möglichkeit schied Zamorra, der erfahrene Dämonenjäger, von vornherein aus.
    Blieb das oder!
    Großer Gott! Warum blieb uns das nicht erspart? dachte der Parapsychologe benommen.
    Er blieb kurz stehen, um zu lauschen. Aus der Dunkelheit flog ihm ein verräterisches Rascheln zu.
    »Carmen!« rief er. »Carmen! Wo sind Sie?«
    Sie war ganz in seiner Nähe. Er konnte sie fühlen. Zwischen seinen Schulterblättern bildete sich eine unangenehme Gänsehaut. Plötzlich ein Kichern.
    Ist sie doch wahnsinnig? fragte sich Zamorra.
    »Carmen!« rief er in die Dunkelheit hinein.
    Tappende Schritte. Zamorra durchbohrte die Finsternis mit den Augen. Plötzlich nahm er die schemenhaften Umrisse des Mädchens wahr.
    »Carmen!« rief er erneut.
    Sie blieb stehen. Zamorra ging auf sie zu. Sein Herz klopfte wie rasend.
    »Carmen!«
    »Hier, Professor. Hier bin ich! Hier! Hier. Hier…« Sie kicherte, als wäre ihr Geist total verwirrt. Er kam langsam auf sie zu. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt. Als er nur noch einige wenige Meter von ihr entfernt war, drehte sie sich blitzschnell um.
    Was war aus dem hübschen Mädchen geworden!
    Sie sah grauenerregend aus. Schrecklich haßglühende Augen starrten den Professor mordlüstern an.
    Aus ihrem grausam geformten Mund troff das Blut ihres Verlobten. Lange, spitze Vampirzähne ragten aus dem blutroten Zahnfleisch.
    Zamorra hatte diesen Anblick erwartet. Trotzdem prallte er einen Schritt davor zurück, als ihn die Erscheinung mit ihrer vollen Scheußlichkeit konfrontierte.
    Carmen Corelli – ein Vampir!
    »Der Himmel steh mir bei!« stieß Zamorra aufgeregt hervor.
    Carmen lachte schrill. Eiskalte Schauer überliefen den Professor.
    ***
    »Der Himmel kann dir nicht mehr helfen, Zamorra!« fauchte das Mädchen aggressiv.
    »Wie konnte so etwas geschehen?« fragte Zamorra verdattert.
    Carmen Corelli lachte wieder schrill. »Ich werde dein Blut trinken, Zamorra! Ich habe Roberts Blut getrunken. Es hat mir geschmeckt. Und nun bist du an der Reihe!«
    Unvermittelt griff sie ihn an.
    Man durfte sich von ihrem Äußeren nicht täuschen lassen. Sie war kein zartes, liebenswertes Mädchen mehr. Sie war eine Bestie.

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