0054 - Die Schlucht der Vampire
schnell.
Der Vampir hatte noch nicht von ihrem Blut getrunken.
»Dem Himmel sei Dank!« stieß der Professor seufzend hervor.
»Müssen wir sie…?« begann Jurinac eine Frage, die er nicht zu Ende bringen konnte.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist dem Bösen noch nicht verfallen.« Einer der Männer kümmerte sich um die Weinende.
Plötzlich schrie Bianco auf. Er hatte den Vampir entdeckt. Gemeinsam jagten sie hinter der blutgierigen Bestie her. Der Vampir lockte sie in sein Labyrinth. Da er sich hier drinnen hervorragend auskannte, konnte er sie immer wieder an der Nase herumführen. Es gelang ihm fast mühelos, sie stets dann abzuschütteln, wenn sie dachten, ihn endgültig gestellt zu haben.
»Ein verfluchter Hund ist das!« knirschte Bianco.
Zamorra blickte auf seine Uhr. »In einer halben Stunde geht die Sonne auf«, sagte er.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Sonnenlicht tötet den Vampir.«
»Wieso konnte dann Dobson leben?«
»Er blieb stets im Schatten, war immer im Dschungel!«
Auf der Suche nach dem gefährlichen Vampir fanden sie dessen Schlafstätte: Ein steinerner Sarkophag, reich mit Ornamenten verziert. Zamorra legte mit Steinen ein Kreuz in den steinernen Totenbehälter.
»Warum tun Sie das?« fragte ihn Bianco neugierig.
»Hier schläft er tagsüber. Dieses Kreuz hindert ihn aber daran, sich in den Sarkophag zu legen…«
Bianco grinste. »Wir werden ihn jagen, bis er vor Erschöpfung auseinanderfällt.«
Jurinac entdeckte den Vampir wieder. Mit ihren Holzkreuzen trieben sie ihn durch die Höhle. Das Monster mit den bernsteinfarbenen Augen stieß gräßliche Laute und schrille Verwünschungen aus.
Aber die Bestie mußte Schritt für Schritt zurückweichen.
Er merkte zu spät, daß sie ihn mitten hinein in die Strahlen der aufgehenden Sonne trieben. Erst als er auf der großen Felsennase vor der Höhle stand und die Sonne ihn mit voller Wucht durchbohrte, stieß er wahnsinnige Schreie aus.
Er verbrannte bei lebendigem Leibe.
Sein Todeskampf war schrecklich anzusehen.
Seine Haut wurde grau. Blasen bildeten sich. Brandblasen, die nacheinander aufplatzten. Staub flog heraus. Vor den Augen der erstarrten Männer zerfiel der zuckende Vampir mehr und mehr. Er sank auf die Knie. Dann kippte er zur Seite. Ein letztes schauriges Röcheln drang noch aus seinem zerbröckelnden Mund. Dann brach sein Brustkorb ein.
Zuletzt blieb nichts mehr von ihm übrig, als anthrazitfarbener Staub.
Und den ergriff der Wind, um ihn weit durch die Schlucht, dem fernen Urwald zuzutragen…
Motorenlärm.
Ein Flugzeug tauchte auf. Es flog so tief, daß Zamorra die Gesichter von Nicole Duval und Bill Fleming erkennen konnte. Sein Herz machte einen Sprung. Lachend stand er da, wo zuvor der Vampir gestorben war. Er ruderte mit den Armen kräftig durch die Luft und brüllte sich die Lunge aus dem Leib.
Und Bill Fleming wackelte mit den Tragflächen, um ihm zu zeigen, daß er ihn entdeckt hatte.
Später trafen zwei Helikopter ein.
Die Überlebenden wurden hundemüde, aber überglücklich nach Kafantschan geflogen.
Dort schloß Zamorra seine Assistentin und seinen Freund in die Arme.
Und sie schämten sich alle drei der Tränen nicht, die in ihren Augen glänzten…
ENDE
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