0054 - Die Schlucht der Vampire
anvisiert!«
»Um meinen Chef wette ich nicht!« sagte Nicole und schüttelte ablehnend den Kopf.
»Wir müssen sofort Metrane informieren!« stieß Fleming aufgeregt hervor. Er schwang sich zum Funkgerät und rief den Franzosen in der Suchzentrale. »Hallo, Monsieur Metrane! Hier spricht Bill Fleming!«
»Ich höre, Mr. Fleming!« quakte es aus dem Kopfhörer.
»Wir haben den Jet gefunden!«
»Tatsächlich?« fragte Metrane aufgeregt. »Das ist wunderbar, Mr. Fleming. Gibt es Überlebende?«
Bill schilderte die Situation. Er sprach vom zerfetzten Wrack des Düsenclippers. Er erwähnte, daß er keine Leichen gefunden hatte, erwähnte aber die Spuren, die auf den Dschungel zuführten, und daß er vermutete, die Überlebenden würden versuchen, sich durch den Urwald zu schlagen, um Kafantschan zu erreichen.
Dann bat er Metrane, sämtliche Suchflugzeuge in die angegebene Gegend zu schicken.
Bill warf einen gehetzten Blick auf Nicole. Zweifel schimmerten in ihren Augen. Er versuchte sie zu zerstreuen, indem er sagte: »Ich lasse mich vierteilen, wenn Zamorra nicht unter den Überlebenden ist, Nicole!«
Noch einmal gab Fleming ganz genau seine Position an Metrane durch.
»Ich leite das sofort an alle Suchtrupps weiter!« versprach der Franzose.
»Tun Sie das!« rief Bill aufgeregt. »In ein paar Stunden muß hier der Himmel schwarz sein. Zugedeckt muß er sein von Suchflugzeugen! Es gilt immerhin einen verschollenen Freund zu finden!«
»Steigen Sie inzwischen wieder auf?«
»Natürlich. Wir werden versuchen, die Überlebenden vor Ihren Suchflugzeugen zu finden. Dann gehört der Erfolg uns ganz allein«, tönte Bill Fleming. Damit beendete er das Gespräch. Er machte die Maschine startklar, schaute Nicole an und meinte: »Ein Punkt bereits für uns, Mädchen. Und nun holen wir uns den zweiten Punkt. Halt aber die Daumen.«
»Behauptest du nicht immer, niemals abergläubisch zu sein?«
Bill schaute die Assistentin Zamorras rügend an. »In Situationen wie dieser klammert sich sogar ein Mann wie ich an jeden winzigen Strohhalm.«
***
Maurice Massenet hatte recht. Der Dschungel lichtete sich. Vereinzelt brachen Sonnenstrahlen wie Blitze durch das allmählich aufreißende Blätterdach.
Die Männer brauchten nicht mehr so oft mit dem Buschmesser zuzuschlagen. Die Bäume traten etwas zurück, wuchsen nicht mehr so mächtig in den Himmel hinein, die Farne verloren sich…
Das Ende des Urwalds!
Niemand hatte so recht daran geglaubt. Jeder hatte Angst davor gehabt, furchtbar enttäuscht zu werden. Doch nun war es Gewißheit. Die Pein hatte ein Ende. Der Dschungel war bezwungen.
Sie fielen sich lachend um den Hals, ob sie nun zusammengehörten oder nicht. Sie waren glücklich, dieses kraftraubende Abenteuer überstanden zu haben.
Ehrfurcht gebietend ragten zwei riesige Tafelberge vor ihnen auf.
Genau in der Mitte klaffte die enge Schlucht, durch die Zamorra und die anderen hindurch mußten.
Ihr Anblick hatte etwas Unheimliches an sich. Drohend stand die Schlucht vor ihnen. Wie das offene Tor in den sicheren Tod. Doch die Freude darüber, den Urwald bezwungen zu haben, ließ bei den Leuten keinen Mißton aufkommen.
Ihre Freude war grenzenlos. Was sie geschafft hatten, darauf waren sie mächtig stolz. Das war eine Glanzleistung. Was nun noch auf sie zukam, konnte nur noch ein Spaziergang sein.
Der Missionar schlug eine längere Rast vor.
»Es hat keinen Sinn, im prallen Sonnenschein durch die Schlucht zu gehen«, sagte er. »Unsere Körper sind geschwächt. Die Hitze würde uns erschlagen. Dort drinnen regt sich kein Lufthauch. Diese Schlucht ist ein Brutofen. Da glühen die Knochen… Wir werden weitergehen, wenn die Nacht angebrochen ist.«
Niemand hatte gegen eine Rast etwas einzuwenden. Jeder war froh, die strapazierten Glieder schonen zu können, ihnen Ruhe zu verschaffen.
Sie suchten jeder einen schattigen Platz für sich und warteten auf den Abend, der sehr bald anbrach. Zamorra beschlich ein seltsames Gefühl, als der Tag zur Neige ging. Er konnte zwar nicht glauben, daß noch niemand aus der Schlucht herausgekommen war, der sie mal betreten hatte, aber irgend etwas schien damit tatsächlich nicht in Ordnung zu sein.
Yvonne Dorleac saß neben dem Professor.
»Wer hätte das gedacht«, sagte sie. »Wir haben eine Meisterleistung vollbracht, nicht wahr?«
»Ja, das haben wir.«
»Wenn wir wieder Anschluß an die Zivilisation gefunden haben, werden sie uns vor die Fernsehkameras zerren. Alle Welt
Weitere Kostenlose Bücher