0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher

Vom Netzwerk:

sein Leben kosten.
    Er ging weiter in die Halle hinein, fand nach einigem Tasten an der Stirnwand die rostigen Stangen der senkrechten Feuerleiter, stieg sie hoch und kletterte durch die Luke auf das Dach. Oben zog er die Schuhe aus, nahm sie in die Hand und lief lautlos über das Shetdach zu der Stelle, an der das Gebäude an die Mauer stieß.
    Furner wusste nicht, wie hoch das Dach über der Straße lag, aber er hatte keine Wahl. Er streifte die Schuhe über, ließ sich über das Dach gleiten, hielt sich mit den Händen am Rand, holte tief Luft und ließ dann los.
    Er knallte hart auf das Straßenpflaster, aber er schürfte sich nur die Hände auf. Sofort fiel er in Trab.
    Vom Fabrikhof her knallte ein Schuss. Furner grinste. Mochte der G-man den toten Joe noch einmal erschießen. Er erreichte die 80. Straße, ging langsamer. Drüben auf der anderen Straßenseite in hundert Yards Entfernung sah er einen Lastwagen. Er ging darauf zu, und als er nahe genug heran war, erkannte er das Fahrzeug der Rondells.
    Rico beugte sich aus dem Fenster.
    »Etwas schiefgegangen?«, fragte er.
    Furner ließ sich erschöpft auf den Beifahrersitz fallen. Vom Laderaum her schob sich Bill Rondells stumpfes Gesicht in die Fahrerkabine.
    »Fahr los!«, befahl der Professor. »Damit wir bloß hier wegkommen.«
    ***
    Nach den zwei Schüssen, deren Kugeln ich nicht pfeifen hörte, fielen aus beiden Waffen noch einige, die es offensichtlich wieder auf mich abgesehen hatten. Sie saßen noch schlechter als die anderen.
    Ich schoss jetzt nicht mehr zurück. Ich wusste, das würde mehr an ihren Nerven zerren als alles andere.
    Ich ging jetzt auf den Eingang zu. Ich ging ganz langsam, geduckt und den Finger am Abzug. Mein nächster Schuss musste früher fallen als einer von ihnen.
    Als ich bis auf einen oder zwei Schritte herangekommen war, zog ich durch, und gleichzeitig sprang ich vor, und zwar mit einem Hechtsprung direkt in die Mitte des Eingangs hinein. Sobald ich den Boden berührte, verwandelte ich den Hechtsatz in eine Rolle, überkugelte mich zweimal und blieb flach liegen.
    Nichts rührte sich. Sie hatten den Eingang geräumt, und mich überfiel das Gefühl, dass sie nicht nur den Eingang geräumt hatten, sondern einfach getürmt waren.
    Ich erhob mich, tastete mich durch die Halle vorwärts, bis ich wieder ein Maschinengerippe fand, nahm Deckung und holte die Taschenlampe hervor.
    Ihr Schein reichte nicht weit, aber den hingestreckten Körper neben dem Eingang riss sie aus der Dunkelheit. Es war ein Mann, der auf dem Gesicht lag und sich nicht rührte.
    Ich kroch zu ihm hin. Er war tot, und ich wusste sofort, dass er nicht durch meine Kugeln gestorben war.
    Ich ging wieder in die Halle. Ich schaltete die Lampe nur ein, wenn ich eine Deckung gefunden hatte, denn ich wollte in keine Falle laufen.
    Schließlich sah ich einen Schimmer gelblichen Lichts, der durch eine Türspalte eines kleinen Innenbaus drang.
    Ich steuerte diesen Schimmer an.
    »Ist jemand dort?«, rief ich.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte eine Männerstimme zurück. Die Stimme kam mir bekannt vor, ohne dass ich gleich wusste, wem sie gehörte.
    »Ja«, antwortete ich. »Cotton vom FBI.«
    »Welches Glück!«, rief der Mann. »Warten Sie einen Augenblick! Ich räume die Möbel fort.«
    Zwei Minuten später stand ich Thornwell Hamilton und Irene Cresbyl gegenüber.
    »Hallo«, sagte ich, »ich freue mich, Sie lebend zu sehen.«
    ***
    Diese Fabrik schien außerordentlich einsam zu liegen, denn trotz des Feuerzaubers, der hier veranstaltet worden war, tauchte kein Mensch, auch kein Polizist auf.
    Ich fuhr Irene Cresbyl, die stumm blieb, und Thornwell Hamilton zur nächsten Polizeiwache. Von dort aus wurden sie mit einem Streifenwagen zum FBI-Hauptquartier gebracht, während ich auf die alarmierte Mordkommission und Phil wartete.
    Eine knappe halbe Stunde später war der Fabrikhof in das Licht mehrerer Scheinwerfer getaucht. Der Spurendienst, die Fotografen und die Ärzte waren an der Arbeit.
    Den Fluchtweg, den der letzte der Gangster genommen hatte, entdeckten wir rasch, aber das nützte uns nicht mehr viel. Einen der beiden Gangster identifizierte zufällig ein Cop des Streifendienstes. Er hieß Lemon Delwar, aber in den einschlägigen Kreisen wurde er »Thick«, genannt. Thick war von meiner Kugel in den Kopf getroffen worden. Von dem anderen Gangster stand schon jetzt mit absoluter Sicherheit fest, dass er von seinem Kumpanen erschossen worden war, da die Wunden