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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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sagen:
    ›Ich gebe euch so viel Geld wie ihr wollt, Jungs. Seid vernünftig‹.
    Dann hörte ich einen dumpfen Schlag, hörte John keuchen, sprang auf und lief in den Salon.
    Als ich hineinkam, war John schon tot. Der Mörder stand noch über ihn gebeugt. Der andere sah mich und fluchte: ›Verdammt, die Frau!‹
    Sie stürzten sich sofort auf mich. Einer von ihnen hatte eine große, rote Narbe am Kinn, und es sah ganz so aus, als würden sie auch mich töten, aber bevor der Mann mit der Narbe zustechen konnte, hielt der andere ihn zurück. ›Til hat nichts von der Frau gesagt.‹
    ›Einerlei, sie hat es gesehen.‹
    ›Besser, du tust es nicht, ohne Til gefragt zu haben… Ich halte sie so lange in Schach.‹
    Der Mann mit der Narbe war schließlich einverstanden, und sein Kumpan ging fort. Statt seiner kam nach zehn Minuten der Mann, mit dem Sie mich in der Royal Bar gesehen haben, jener Til, mit dem auch John immer zu tun hatte. Er schickte den Mörder fort, forderte mich auf, mit ihm in ein anderes Zimmer zu gehen. In aller Ruhe setzte er mir einen geschäftlichen Vorschlag auseinander. Ich wüsste so viel, dass man mich eigentlich auch beseitigen müsste. Andererseits würden die Behörden im Falle meines Todes feststellen, dass das angeblich so große Vermögen Johns gar nicht bestünde, und das könnte zu unliebsamen Nachforschungen führen. Er legte mir nahe, offiziell und auch praktisch das Erbe des Ermordeten anzutreten. Ich sollte in Zukunft für den Chef arbeiten, und ich sollte die gleiche Entlohnung wie John bekommen.«
    An dieser Stelle sprach die Frau nur stockend weiter. Jedenfalls stellte sich heraus, dass sie zugestimmt hatte, zunächst vielleicht nur aus Furcht, später, als sie darüber nachgedacht hatte, war sie aus Habgier bei der Abmachung geblieben.
    Til hatte ihr die Aussage eingetrichtert. Er hatte auch dem Butler James Lumm, der wohl ohnedies von der Gang finanziert wurde, mitgeteilt, was er aussagen sollte. Als Irene Cresbyl von uns verhaftet wurde, ließ er ihr durch Walman mitteilen, dass man sie heraushauen würde, und die Frau, die inzwischen von der Möglichkeit geblendet war, das Geld allein zu verdienen, das John Cresbyl auf den Kopf gehauen hatte, blieb bei ihrer Aussage, auch als sie sich dadurch in die Gefahr brachte, auf dem elektrischen Stuhl zu enden. Als sie von uns freigelassen wurde, schrieb sie diese Tatsache der Macht der Leute zu, die sie hinter sich glaubte, und erst die Worte Tils in der alten Fabrik hatten ihr endgültig die Augen über das Schicksal geöffnet, das man ihr zugedacht hatte.
    ***
    Wir ließen sie in ihre Zelle zurückbringen. Es war klar, dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sie erheben würde, aber diese Anklage würde sie nicht mehr den Kopf kosten. Immerhin, einige Jahre wegen Unterstützung einer strafbaren Handlung würde sie bekommen, und sie hatte diese Strafe auch verdient.
    In einer kurzen Beratung beschlossen Phil und ich, weder den Anwalt noch den Butler James Lumm verhaften zu lassen. Es war klar, dass wir von ihnen nichts Neues erfahren würden. Sie waren kleine Fische. Andererseits konnten wir vielleicht die wirklichen Drahtzieher dadurch insofern täuschen, als sie glauben mochten; Irene Cresbyl habe uns keinen reinen Wein eingeschenkt. Wir ordneten lediglich die Überwachung von Walman und Lumm an.
    Als Thornwell Hamilton eine Viertelstunde später auf dem gleichen Stuhl Platz nahm, auf dem die Frau gesessen hatte, sah man ihm kaum noch etwas von den Strapazen an.
    »Bitte, erzählen Sie«, bat ich einfach, und er berichtete sachlich und in knappen Worten.
    Es war die übliche Geschichte einer gewaltsamen Entführung, aber ich spitzte die Ohren, als er von jener Unterredung berichtete, in der jener Til noch mit der Strumpfmaske über dem Kopf versucht hatte, Hamilton für seine oder die Zwecke seines Chefs einzuschalten.
    »Augenblick, Mr. Hamilton«, unterbrach ich. »Sie sagten, er habe seine Frau umgebracht, und er würde an seinem neuen Verbrechen scheitern. Und dieses Verbrechen soll mit einem Kind zu tun haben?«
    Hamilton nickte gelassen. »Ja, das fühlte ich in jenem Augenblick, und ich sagte es auch.«
    Ich wollte den alten Mann nicht verletzen, und außerdem bestand einiger Grund, ihn mit Achtung zu behandeln. Seine Hellseherei ging mir noch immer gegen den Strich, aber er hatte sich bei der Sache in der Fabrik geschickt und umsichtig verhalten. Sehr behutsam sagte ich: »Mr. Hamilton, ich kann nicht leugnen, dass Sie

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