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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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bisher einige Male Erstaunliches gesagt haben, das sich hinterher als richtig herausgestellt hat. Aber alle diese Voraussagen betrafen bereits geschehene Dinge, von denen wir noch nichts wussten. Was diesen angeblichen Mord jenes Mannes an seiner Frau angeht, so wäre auch das eine bereits geschehene Tat, und Ihre Voraussage läge damit in der gleichen Richtung wie die anderen. Das Til prophezeite Ende ist ein ziemlich allgemein gehaltener Spruch; und dazu bedarf es keiner hellseherischen Gabe. Auch ich wäre durchaus in der Lage, ihm ein gewaltsames Ende vorauszusagen, einfach weil es meine Überzeugung ist, dass jeder Verbrecher die Strafe erhält, die er verdient. Bleibt das geplante Verbrechen, ein Verbrechen an einem Kind. Ist es bereits geschehen, oder wird es noch geschehen?«
    »Als ich es sagte, hatte ich den Eindruck, dass es geschehen wird«, antwortete Hamilton. Er überlegte, schüttelte den Kopf und bekräftigte: »Nein. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es bereits geschehen sei.«
    »Können Sie uns nicht nähere Angaben machen?«, drängte ich.
    Wieder das Kopfschütteln. »Es tut mir leid, Agent Cotton. Ich kann nicht so präzise sein wie ein Polizeibericht.«
    Ich stand auf.
    »Vielen Dank, Mr. Hamilton. Wir haben keinen Grund, Sie länger festzuhalten. Wir sind bereit, Ihnen polizeilichen Schutz zu gewähren, falls Sie sich weiterhin bedroht fühlen.«
    »Vielen Dank, aber ich glaube nicht, dass mir eine Gefahr droht.«
    Er verabschiedete sich von uns mit einem treuherzigen Händedruck. Ich sah ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
    »Ist er dir unheimlich?«, fragte Phil.
    Ich zuckte unbehaglich die Schultern. »Nein, das ist nicht das richtige Wort. Er weiß so viel. Alles, was er sagte und worüber wir lachten, stellte sich als richtig heraus. Er weiß so viel, dass ich ihn verhaften lassen müsste, wenn es auch nur einen einzigen vernünftigen Grund für die Mitwisserschaft oder gar die Mittäterschaft gäbe.«
    »Ein Verbrechen an einem Kind«, murmelte Phil vor sich hin. Dann hob er plötzlich den Kopf: »Und was machen wir, wenn tatsächlich ein Verbrechen an einem Kind geschieht?«
    Ich ging zum Fenster und sah hinaus auf die Straße, durch die sich die Autos in dichten Schlangen schoben.
    »Ich glaube«, sagte ich, »dann werde ich Thornwell Hamilton auch ohne vernünftigen Grund verhaften müssen.«
    ***
    Vierundzwanzig Stunden später schrien die Schlagzeilen der Zeitungen:
    Der neunjährige Sohn des Arzneimittel-Millionärs Formes Hutwell gewaltsam entführt!
    Ich ließ Thornwell Hamilton nicht verhaften. Ich sprach mit unserem Chef, Mr. John High, und ich setzte ihm unseren Fall auseinander und bat ihn, uns auch die Untersuchung im Hutwell-Fall zu übertragen.
    »Halten Sie mich meinetwegen für verrückt, Chef«, sagte ich, »wenn ich aufgrund eines Satzes eines alten Hellsehers Zusammenhänge konstruiere, aber wenn ich es auch selbst nicht wahrhaben möchte, so sprechen doch die Facts für Thornwell Hamilton. An seinen Äußerungen und Sprüchen ist etwas daran. Kann ich die Hutwell-Untersuchung leiten?«
    »Es gibt viele Sachen, über die man leichtfertig lacht, Jerry«, antwortete High. »Übernehmen Sie den Hutwell-Fall.«
    ***
    Formes Hutwell war der Besitzer einer der größten Arzneimittelfabriken in New York. Er und seine Familie bewohnten eine Villa in der Nähe von Larringtown, zwanzig Meilen nördlich der New Yorker Stadtgrenze, direkt an der Küste. Als Phil und ich vor der weißen Villa stoppten, mussten wir uns den Weg durch eine dreifache Mauer bahnen, durch Neugierige, durch Reporter und durch Cops.
    Da Larringtown noch zum Staatsbezirk New York gehörte, hatte sich die Staatspolizei gleich der Sache angenommen.
    Die Cops standen unter der Führung des Colonel Hester. Ich kannte ihn von gelegentlichen Zusammenkünften.
    »Übernehmen Sie die Sache, Cotton?«, fragte er gleich.
    Ich nickte. »Wir vermuten Zusammenhänge mit einem FBI-Fall, Colonel.«
    »Dem Himmel sei Dank«, antwortete er. »Und viel Glück für Sie. Das ist ein Fall, in dem sämtliche Zeitungen der Staaten herumwühlen werden, und wenn Sie den Jungen nicht in drei Tagen herbeigeschafft haben, wird man Ihren Namen durch die Gosse ziehen.«
    »Vielleicht, Colonel. Woher wissen die Zeitungsmänner überhaupt davon?«
    »Habe vergeblich versucht, es herauszubekommen. Sie sind angerufen worden, aber niemand will es gewesen sein. Ich vermute, es war jemand von dem Hauspersonal, der die

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