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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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lebt. Außerdem schwört der Butler jeden Eid, dass der Farmer ebenfalls das Gespräch nicht mithörte, und dass er auch danach nichts über den Grund des Anrufes erzählt habe. Das andere Hauspersonal scheidet einfach aus dem Grunde aus, weil das Telefon in der Villa zerstört war. Sag selbst, Phil, wer bleibt als Informant der Polizei und der Presse außer den Tätern selbst?«
    »Logisch, aber doch unsinnig«, antwortete er. »Die Entführer müssen wissen, dass sie das eigene Geschäft gefährden, wenn sie dafür sorgen, dass alle Welt davon erfährt. Und der Sinn einer Entführung ist immer noch die Erpressung der Eltern gewesen.«
    »Auch logisch«, gab ich zu. »Was also steckt hinter der Entführung?«
    Phil wusste keine Antwort, und ich wusste sie ebenso wenig, und mein Freund sagte in diesem Augenblick das Vernünftigste, das gesagt werden konnte: »Wir können darüber nachdenken, wenn wir den Jungen gesund aus der Gewalt der Gangster geholt haben. Der Junge ist das Wichtigste.«
    ***
    Es bestand die Wahrscheinlichkeit, dass die Gangster den Jungen nach New York gebracht hatten. Die Zeit reichte dazu aus, und nirgendwo lässt sich ein Mensch besser verstecken als unter acht Millionen Menschen.
    Trotzdem fuhren Phil und ich nicht nach New York. Wir blieben in Larringtown, aber wir bauten den Polizeikordon ab. Nur eine dünne Cop-Kette patrouillierte in größerer Entfernung um das Haus, um die Journalisten fernzuhalten.
    Von New York ließen wir ein paar FBI-Techniker kommen. Sie installierten an die zwischenzeitlich reparierte Telefonleitung ein Tonbandgerät für die Direktabnahme von Gesprächen, eine Zusatzleitung und eine Funksprecheinrichtung. Wenn die Täter anriefen, dann hatten wir die Möglichkeit, mit diesem Anruf einiges anzufangen.
    Die erste Nachricht der Kidnapper kam jedoch nicht per Telefon, sondern sie wurde schlicht und einfach durch einen Briefträger gebracht.
    Die Anschrift war mit einem Bleistift in Druckbuchstaben geschrieben. Sie lautete: »Mr. Formes Hutwell, Larringtown, Hutwell-House.« Der Poststempel stammte vom Postamt 17 in New York und war fast so gut wie ein Beweis dafür, dass Johnny in New York festgehalten wurde.
    Der Inhalt, ebenfalls in Druckbuchstaben niedergeschmiert, war kurz, brutal und für Hutwell geradezu niederschmetternd.
    »Hutwell, wir haben uns deinen Jungen geholt, und du warst so idiotisch, die Polizei zu informieren. Sorge dafür, dass die Cops verschwinden, und dass die Zeitungslumpen nicht ihre Nasen in Angelegenheiten stecken, die nur dich und uns angehen. Erst, wenn du dafür gesorgt hast, können wir uns darüber unterhalten, für wie viel Dollar wir deinen Sohn wieder rausrücken.«
    Hutwell, der aus seinem Schlaf erwacht war, und der bleich und mit zusammengepressten Lippen wieder in unserer Mitte erschien, sagte sofort nach der Lektüre des Briefes: »Bitte, verlassen Sie sofort mein Haus! Ich bitte Sie, sich nach den Wünschen zu richten, die in diesem Brief geäußert werden. Es muss alles geschehen, um Johnnys Leben nicht zu gefährden.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mr. Hutwell«, antwortete ich behutsam, »aber ich halte das für undurchführbar. Wenn wir uns mit den uniformierten Polizisten zurückziehen, werden Sie zehn Minuten später eine Mauer von Journalisten um das Haus finden, und Sie werden kaum verhindern können, dass sie in Ihre Wohnung eindringen, einzig zu dem Zweck, ein Bild von dem leidgeprüften Vater zu bekommen.«
    »Einerlei«, beharrte er. »Die Forderungen müssen erfüllt werden.«
    »Nehmen Sie Vernunft an, Mr. Hutwell«, beschwor ich ihn. »Sehen Sie nicht, dass die Gangster noch gar keine richtigen Forderungen gestellt haben? Das Ganze ist ein Nervenkrieg gegen Sie!«
    Er sah mich verständnislos an.
    Das Telefon klingelte. Ich gab dem Millionär einen Wink. Er gehorchte und nahm den Hörer ab, während ich nach dem zweiten Hörer griff und gleichzeitig das Tonbandgerät einschaltete. Eine Männerstimme fragte: »Hutwell am Apparat?«
    »Ja«, antwortete Formes tonlos.
    »Hier ist eine Nachricht für dich.« Es wurde für zwei Sekunden still, dann sagte die Stimme eines Kindes: »Vati! Vati!«
    »Johnny, mein Junge!«, schrie Hutwell.
    »Vati, hol mich doch! Bitte, ich will nach Hause…!«
    Es knackte. Die Gabel war niedergedrückt werden. Hutwell schrie immer noch: »Johnny! Hörst du mich, Johnny?«
    Ich nahm ihm sanft den Hörer aus der Hand.
    »Sie haben eingehängt, Mr. Hutwell.«
    Kraftlos sank er in einen

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