Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
Vom Netzwerk:
anderen Ende der Leitung schwieg ein paar Sekunden lang, dann antwortete er: »Wenn ich es mir richtig überlege, dann klang die Stimme nicht sehr aufgeregt. Ich glaube, ich war aufgeregter als der Anrufer.«
    »Danke, Sergeant für die Auskunft. Wir werden uns noch über diesen Anruf unterhalten. Versuchen Sie, sich die Stimme ins Gedächtnis zurückzurufen, damit Sie eine möglichst genaue Beschreibung geben können.«
    Nach Beendigung des Gesprächs wandte ich mich an Phil.
    »Geh zu den Reportern und versuche, herauszubekommen, auf welche Weise sie von diesem Kidnapping Wind bekamen. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir es wissen.«
    Ich ging in die Halle zurück. Hutwell selbst war nicht zu sprechen. Er wälzte sich unter dem Einfluss des Schlafmittels in einem unruhigen Schlummer.
    Mr. Lefault und Mr. Coround sprachen mich an: »Was gedenken Sie zu unternehmen, Agent Cotton?«
    Ich hob die Schultern.
    »Ich kann nichts unternehmen, weil ich das entführte Kind nicht gefährden darf. Ich muss abwarten, welche Forderungen die Entführer an den Vater stellen, und ich muss dann prüfen, ob wir in irgendeiner Form eingreifen können.«
    »Scheußliche Sache«, murmelte Lefault.
    Ich bat die Männer, sich mit mir in eine Ecke zurückzuziehen. Ich wollte etwas über die Lebensumstände Hutwells erfahren.
    Der Arzneimittel-Millionär liebte ein zurückgezogenes Leben. Ihn interessierten nur zwei Dinge: seine Fabrik und sein Sohn.
    »In letzter Zeit hat er Johnny vielleicht etwas vernachlässigt«, berichtete Coround. »Die Sanity-Werke Hutwells Fabrik, sind im Begriff ein neues Medikament herauszubringen, das besondere Bedeutung für die Schafzucht in Australien hat. Es macht die Schafe immun gegen eine Seuche, die häufig dort unter den Herden wütet. Es ist eine ungeheuer wichtige Sache. Die Wollpreise purzeln bereits, da die Erprobung sehr gute Resultate erbracht hat. Je gesünder die Schafe sind, desto mehr Wolle, je mehr Wolle, desto niedriger der Preis.«
    Coround fungierte in Hutwells Unternehmen als eine Art Sekretär mit weitgehenden Vollmachten. Er war ungefähr vierzig Jahre alt und konnte als schöner Mann gelten. Für meinen Geschmack war er zu schön.
    Andrew Lefault mochte ungefähr so alt sein wie sein Freund Hutwell.
    »Formes und ich kennen uns schon seit dreißig oder vierzig Jahren«, berichtete er. »Er war nett zu mir, als ich noch ein Hungerleider war. Er hat mir auf die Beine geholfen. Er gab mir den Start, der Rest war leicht.«
    »Sind Sie auch Millionär?«, erkundigte ich mich.
    Er lachte. »Mir geht’s ganz gut, aber mit Formes kann ich mich nicht messen.«
    »Haben Sie eine Vermutung, wer ein Interesse an der Entführung des Kindes haben könnte?«, fragte ich.
    Die beiden Männer sahen mich überrascht an. Schließlich antwortete Coround reichlich zynisch: »Interesse? Jeder, der Geld nötig hat, kann ein Interesse an der Entführung haben. Dass Formes Hutwell ein reicher Mann ist, wissen eine ganze Menge Leute, einschließlich aller Finanzbeamten.«
    Phil kam von seinem Gespräch mit den Reportern zurück und winkte mich zur Seite.
    »Bisschen merkwürdig, was die Zeitungsleute zu erzählen haben. Wenn das stimmt, was sie erzählen, dann sind sie von verschiedenen Leuten unterrichtet worden. Die Beschreibungen der Stimmen unterscheiden sich so erheblich voneinander, dass es sich in wenigstens drei Fällen nicht um den gleichen Anrufer handeln kann. Außerdem sind die Reporter rund eine Stunde früher als die Polizei benachrichtigt worden.«
    Ich nickte. »Ungefähr das habe ich erwartet. An dieser ganzen Kindesentführung sind zwei Dinge ungewöhnlich. Noch nie ist ein Kidnapping auf dem Weg eines gewaltsamen Einbruchs in eine Wohnung durchgeführt worden. Kidnapper entführen ihre Opfer von Spielplätzen oder bei sonstigen günstigen Gelegenheiten, aber sie fahren nicht mit zwei Wagen vor und fuchteln nicht mit Pistolen herum. Aber das noch Ungewöhnlichere ist, dass die Entführer des kleinen Johnnys offensichtlich die Reporter und die Polizei selbst von ihrer Tat in Kenntnis gesetzt haben.«
    Phil hob die Brauen und sah mich zweifelnd an.
    »Hutwell, Coround und Lefault haben weder Zeitung noch Polizei informiert. Die Gäste bei Lefault haben von dem Anruf nichts mitbekommen, denn das Gespräch wurde in dem Wohnzimmer geführt, in dem sich niemand außer den drei Männern befand. Der Besitzer des Telefons, von dem aus der Butler seinen Herrn anrief, ist ein alter Farmer, der allein

Weitere Kostenlose Bücher