0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
die in dem illegalen Spielklub standen. Deswegen fanden auch unsere Leute, die darauf angesetzt waren, keine Spuren über den Verbleib des Mobiliars. Man zündete einfach den Speicher im Hafen an und schlug so zwei Fliegen mit einer Klappe… das heißt, man glaubte, zwei Fliegen geschlagen zu haben! Durch Zufall sah ich das Bild in der Zeitung und erkannte, dass von der Feuerwehr Möbelstücke gerettet wurden, die einstmals in dem nun verlassenen Spielklub gestanden hatten. Wir fuhren hin und erlebten mit, wie die Feuerwehr einen Toten fand… eben jenen Paul Balcroft! Damit wäre auch die Ursache geklärt, warum der Speicher brannte, warum Mabel getötet und ebenfalls Balcroft, unser Mr. Unbekannt, ermordet wurde!«
»Das ist logisch, Jerry!« stimmte Mr. High zu. »Aber - warum das alles? Aus welchem Motiv heraus?«
»Das wird sich auch noch herausstellen!« erklärte ich fest.
Ich hatte bereits einen Verdacht, doch er erschien mir ziemlich unsinnig, obwohl er nahe liegend war.
»Wir wissen also nun, dass die beiden Personen aus ein und demselben Grund getötet worden waren: aus Angst, dass man uns etwas verriet, was wir um keinen Preis wissen sollten! Darüber komme ich zu den heutigen Ereignissen. Wir erkundigten uns bei ›Lloyds‹, was es mit der ›Diane‹ auf sich hat. Das Schiff war 1926 an den Hotelbesitzer Hep Wilbur verkauft worden! Merken Sie etwas?«
Mr. High fuhr hoch.
»Wenn ich das jetzt so betrachte, dann geht mir ein Licht auf!« sagte er. »Sie wollen damit also sagen, dass hinter allem Hep Wilbur steckt? Wissen Sie, was Sie damit aussprechen?«
»Sehr genau, Mr. High!« sagte ich ernst. »Phil und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass hinter all den Geschehnissen nur Hep Wilbur stecken kann!«
»Aber warum denn nur? Aus welchen Motiven heraus? Und haben Sie Beweise? Beweise, die auch eine Jury anerkennen wird?«
Ich zuckte die Schultern.
»Leider noch nicht! Wenn man nicht davon ausgehen will, dass man im Gesicht eines Angeklagten die Schuld erkennen kann! Ich hatte Mr. Wilbur gefragt, ob er sich an das Schiff ›Diane‹ erinnern könnte! Er wurde bleich wie der Tod und…«
»Schade!« meinte Mr. High und trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Das wird aber kaum ausreichen, ihn zu verurteilen!«
»Zugegeben, Mr. High!« sagte ich. Ich war meiner Sache vollkommen sicher, und es stellte sich später heraus, dass ich auf meine innere Stimme etwas geben konnte. »Wir haben aber noch einen Zeugen. Den Mann, den wir in Schutzhaft genommen und ins Hospital eingeliefert haben!«
Mr. High hob interessiert den Kopf.
»Sie meinen den Kapitän Joe Murdock aus dem Pflegeheim für alte Seeleute?«
»Genau den! Es wird Sie interessieren, dass dieser Mann der letzte Kapitän der Segeljacht ›Diane‹ war, die 1927 vor Coney-Island unterging!«
»Donnerwetter!« sagte unser Chef. »Das nenne ich saubere Arbeit! Was vermuten Sie?«
»Es wurde ein Anschlag auf ihn verübt, dem er nur durch großes Glück entgangen ist!« gab ich ernst zu bedenken. »Warum aber sollte jemand sich fürchten, dass der Kapitän reden würde? Und worüber könnte er reden? Er war lange Zeit seelisch krank und wurde nach seiner Genesung in das Heim eingewiesen.«
»Haben Sie feststellen können, woher das Geld kam, um den Aufenthalt zu bezahlen? Hatte er eine. Versicherung?«
»Ja und nein!« Ich schmunzelte, denn jetzt konnte ich Mr. High überzeugen. »Ich habe sofort Erkundigungen eingeholt ! Und zwar bei der Verwaltung des Pflegeheims. Kapitän Joe Murdock bekam von Hep Wilbur monatlich 100 Dollar angewiesen!«
Mr. High legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Was folgern Sie daraus?«
»Es kann einmal eine Anerkennung für ehemalige Verdienste sein… auf der anderen Seite aber ist es natürlicher, dass es sich um ein Schweigegeld handelt! Etwas, was Hep Wilbur Joe Murdock dafür bezahlen musste, damit der Kapitän nichts von dem verriet, was für alle Zeiten verschwiegen werden sollte!«
»Und warum hat man Murdock nicht vorher umgebracht? Das wäre doch einfacher gewesen!«
»Gewiss«, räumte ich ein. »Aber kann es nicht so sein, dass Joe Murdock sich im Voraus gesichert hat? Konnte er nicht über das, was er wusste, einen Bericht an irgendeiner Stelle hinterlassen haben, die bei einem unnatürlichen Tod sofort die Polizei unterrichtete? Sie wissen, Mr. High, dass wir solche Fälle schon des Öfteren erlebten!«
»Ich glaube schon, dass Sie Recht haben«, meinte Mr. High. »Man
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