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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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sichern?« donnerte sie der Major an.
    Natürlich nicht, erwiderten sie. Sie hätten geschlafen. Der eine ab zehn, der andere ab eins, ein dritter ab halb zwölf und so weiter, Abert trotzdem hielten sie es für unmöglich, daß der Kamerad das Zimmer verlassen haben könnte. Die Türen machten ja solch einen Lärm, daß ein Schlafender jedesmal davon wach würde, wenn jemand die beiden Türen, Holz- und Gittertür, öffnete.
    »Und woher kommen Ihre Verletzungen?« fragte der Major aufgebracht.
    Wieder trat der Boxer vor.
    »Sir, wir haben eine Boxriege. Gestern abend wurde von neun bis neun Uhr fünfundvierzig in den Zellen geübt. Ohne Handschuhe.«
    Wenn es nicht um einen hundsgemeinen Mord gegangen wäre, hätte man lachen können. So war es höchstens zum Weinen.
    »Rekrut Cotton!« sagte der Major hart, »bleiben Sie bei der Behauptung, dies seien die 6 Männer, die heute nacht in Ihr Zimmer eingedrungen seien und Sie bis zur Bewußtlosigkeit mißhandelt hätten?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wache! Die sechs werden abgeführt und in Einzelhaft gehalten, bis der Kommandant selbst Endgültiges entscheidet!«
    Der Major sah einen Augenblick lang unsagbar müde aus. Man spürte, daß er diesen Kampf gegen Windmühlenflügel leid war. Dann aber straffte er sich und rief:
    »Der Dienst fällt heute vormittag bis auf weitere Anordnung aus. Die Mannschaften verbleiben in ihren Zimmern. Die Zugführer lassen wegtreten!«
    Während sich die Kompanie auflöste, schleppten mich die Krankenträger ins Lazarett. Als sie mich hinlegten, ertönte aus dem benachbarten Bett eine mir wohlvertraute Stimme:
    »Jerry?«
    Es war Phil. Mein alter Freund und Kampfgefährte Phil Decker. Mir hüpfte das Herz vor Freude.
    »Ja, Phil«, erwiderte ich. »Ich bin's. Heute nacht war ich an der Reihe.«
    Er war besorgt, was man ,an seiner Stimme hören konnte.
    »War's sehr schlimm, Jerry?«
    »Es ging.«
    Ich wartete, bis die Krankenträger den Raum verlassen hatten, dann sagte ich:
    »Kannst du bis zu mir herüberlangen?«
    »Klar! Mir geht es schon wieder mittelprächtig.«
    »Fein, dann lang mal rüber. Ich hab' 'nen netten Schluck hier unter der Decke. Aber laß mir noch eine Kleinigkeit drin.«
    »Donnerwetter! Du bist ein toller Hecht! Hier irgend etwas aufklären, was zum Himmel stinkt, das kann zur Not jeder G-man. Aber Whisky hier reinbugsieren — das ist geradezu genial.«
    »Nee«, gähnte ich trocken. »Dazu braucht man bloß Doc zu sein. Dann kann man es als Medizin deklarieren…«
    Und dann schlief ich vor Erschöpfung ein. Als ich aufwachte,- sollte mir die nächste Überraschung schon bereitliegen.
    ***
    Ich muß mich wohl irgendwie im Schlaf bewegt haben, so daß Phil annehmen konnte, ich sei wach, denn ich hörte auf einmal Phils Stimme:
    »Jerry! Hay, Jerry! Sieh dir doch mal unseren Besuch an!«
    Ich blinzelte erst einmal eine Weile verschlafen in die Gegend. Während ich mir der Tatsache bewußt wurde, daß' mir alles wehtat, verstand ich auch langsam Phils Worte.
    Ich blickte auf und sah nicht weniger als acht Männer in unserem Krankenzimmer. Aber nur vier davon kannte ich. Zwei von der Boxerei am Vormittag, zwei von der Schlägerei in der Nacht. Die anderen vier waren für mich durchaus neue Gesichter.
    »Lieblicher Besuch«, grinste ich.
    Der Hecht von der morgendlichen Boxerei trat an mein Bett.
    »Hör mal zu«, sagte er, »wir sind nicht zu albernen Witzen aufgelegt, Kleiner. Wir möchten mit euch etwas ernstlich besprechen.«
    Ich musterte ihn von oben bis unten. Er hatte noch ein geschwollenes Auge. Es gänzte in allen Farben, die von dunkelrot bis violett reichen.
    »Solange ich im Bett liegen muß«, sagte ich kühl, »solange kannst du Kleiner zu mir sagen. Wenn wir uns mal wieder auf den Beinen begegnen sollten, zeige ich dir gern, wer von uns beiden der Kleinere sein wird.«
    Er wurde ktebsrot im Gesicht. Offenbar liebte er es nicht, an Niederlagen erinnert zu werden.
    »Dir wird eines Tages die Luft genauso wegbleiben wie —«
    »Wie wem?« hakte ich ein. »Wie Lansman? Meintest du den?«
    Er sah ein, daß er sich beinahe verplappert hätte, und lenkte ein:
    »Wir wollen uns doch nicht streiten«, schlug er vor. »Wir wollen wirklich mal wie vernünftige Menschen miteinander sprechen!«
    »Bin gespannt, wie ihr das fertigbringen wollt!« höhnte ich.
    Er setzte sich auf meine Bettkante.
    »Hör zu!« fing er an. »Wir haben euch fertig gemacht, klar. Bestreiten wir ja gar nicht. Aber nehmen wir an, daß ihr

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