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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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bis wir sicher sein durften, daß tatsächlich kein Fremder mehr in unserer Bude sein konnte. Dann schoben wir uns unter den Tischen hervor und knipsten die Leselampen an.
    Es war ein ergötzlicher Anblick.
    In den Betten lagen die beiden Figuren, die wir hineinbugsiert' hatten, und die alles andere als menschliche Körper waren. Aber dort, wo normalerweise unsere Brust geruht hätte, staken zwei Bajonette bis zum Heft im Wäschekarton.
    »Fein«, grinste Phil.
    »Ja«, nickte ich. »Zwei bildschöne Leichen.«
    »Wenn ich an morgen früh denke, möchte ich brüllen vor Lachen.«
    »Heben wir uns das bis zum Morgenappell auf«, schlug ich vor.
    »Gehen wir jetzt ins Bett?« fragte Phil.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No.«
    »Warum nicht? Meinst du, sie kommen wieder?«
    »Nein, Die glauben, wir sind hinüber.«
    »Warum sollen wir dann nicht ins Bett gehen?«
    »Weil wir die schönen Beweisstücke am Tatort nicht verändern wollen, mein Lieber. Aber wir können uns jetzt die Decken vom Bett holen, damit es etwas weicher wird unter den Tischen.«
    Als wir uns schon wieder hingelegt hatten, fiel mir noch etwas ein.
    »Eine Dummheit haben sie gemacht«, brummte ich.
    »Welche?«
    »Sie haben die Bajonette zurückgelassen. Wenn ein Appell durchgeführt wird, weiß man sofort, wer es gewesen sein muß. Nämlich die beiden, bei denen die Bajonette fehlen.«
    »Stimmt, Jerry! Ob die wirklich so dumm sind?«
    »Glaube ich nicht. Es muß einen anderen Grund haben, warum sie die Bajonette zurückließen.«
    »Morgen früh werden wir es ja sehen.«
    »Wenn sie nicht zurückkommen, um die Bajonette zu holen. Vielleicht fällt ihnen dieser Fehler noch nachträglich auf.«
    »Das ist eine Möglichkeit«, gab ich zu. »Dann müssen wir wieder Wachen einrichten. Bis jetzt habe ich geschlafen, jetzt bist, du an der Reihe, Phil.«
    »Ich bin noch nicht müde. Mir steckt die Aufregung noch in den Knochen. Schlaf du noch zwei Stunden, Jerry. Dann übernimmst du dafür die Wache bis zum Wecken.«
    »Okay.«
    Ich drehte mich um und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Phil brauchte mich nicht zu wecken und ich ihn während meiner Wache auch nicht.
    Sie kamen nicht zurück, um die Bajonette zu holen.
    Dann trompetete der Hornist sein Signal. Wecken! hallte es durch den Block-Phil schälte sich aus den Decken. Abwechselnd suchten wir den Duschraum auf, während der andere die Bude bewachte. Erst als wir zum Morgenappell in der Halle antreten mußten, verließen wir beide das Zimmer.
    Aber da alle anzutreten hatten, brauchten wir nicht zu befürchten, daß während dieser Zeit jemand in unser Zimmer kommen konnte.
    Als wir die Bude verließen, murmelte Phil:
    »Ich bin gespannt!«
    Ich grinste:
    »Ich auch. Jetzt werden wir sehen, wer uns heute nacht umgebracht hat!«
    ***
    Die Züge der Kompanie formierten sich in der Halle. Wir machten völlig harmlose Gesichter.
    Einige Bandenmitglieder starrten uns erschrocken an, als wir gesund und fidel auftauchten. Aber sie versuchten alle, ihre Überraschung schnell zu verbergen.
    Der Sergeant ging die Reihe entlang, prüfte unsere Uniform, die blankgeputzten Schuhe und den Sitz des Schiffchens.
    Bei unserem Zug gab es keine Verzögerung. Aber plötzlich hörten Phil und ich, wie im Nebenzug — ich glaube, es war im zweiten — der Zugführer schrie:
    »Herr, sind Sie wahnsinnig geworden? Mit solchen Pfoten kommen Sie zum Appell! Haben Sie noch nie etwas von Wasser und Seife gehört?«
    Da unser Sergeant noch vorn, am Anfang der Reihe beschäftigt war, hatten wir Muße, aus den Augenwinkeln hinüber zum zweiten Zug zu peilen. Der Sergeant stand vor einem Mann, der mir bisher noch nie aufgefallen war. Der Mann hatte die Hände vorstrecken müssen, weil offenbar die Reinlichkeit der Fingernägel hatte geprüft werden sollen. An seinen Fingernägeln war vermutlich nicht viel auszusetzen.
    Aber die Hände des Mannes waren auf der Innenfläche violett gefärbt.
    Phil und ich mußten grinsen. Wir hatten einen alten Polizaitrick angewandt und die Wäschekartons, die unsere Körper darstellen sollten, mit einer Chemikalie getränkt, die an menschlicher Haut als nicht abwaschbare violette Farbe haften bleibt. Man kann sie nur mit Hilfe eines speziellen chemischen Gegenmittels wieder abwischen.
    Ein paar Minuten später ging in unserem Rücken das gleiche Theater los. Ein zweiter Mann mit violetten Händen hatte das Mißfallen seines Vorgesetzten erregt.
    »Wo haben Sie sich denn Ihre Hände so besudelt?«

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