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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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ich. »Aber warum eigentlich? Warum sollen wir nicht in unseren alten Buden bleiben?«
    Der Schreiber machte eine vage Geste.
    »Befehl vom Kompaniechef. Ich glaube es ist wegen Lansmans Ermordung. Die Zelle ist von der Mordkommision versiegelt worden.«
    »Und meine Sachen?«
    »Sind vorher in eure neue Bude gebracht worden.«
    »Okay.«
    Ich half Phil beim Umräumen seiner Sachen. Darüber wurde es Mittag. Als wir zusammen beim Essen erschienen, blickten wir in einige verdutzte Gesichter. Alle Leute, die wir bisher als Mitglieder der Terrorbande kennengelernt hatten, musterten uns prüfend. Wir erwiderten ihren Blick ziemlich lässig.
    Nach dem Mittagessen ist immer eine halbe Stunde Verdauungspause, bevor der Dienstbetrieb wedtergeht. In dieser Zeit kann man sich in die Kantine setzen und sich einen eisgekühlten Fruchtsaft bringen lassen, oder man kann sich, in den reichlich vorhandenen Grünanlagen eine halbe Stunde auf den weichen Rasen legen oder was man sonst gern tun möchte.
    Wir nutzten die Zeit, um uns das Kompaniegebäude mit den vielen Doppelzimmern einmal gründlich von außen anzusehen.
    Es war ein moderner Bau, aber sehr phantasielos. Rechteckig in jeder Hinsicht, sah es aus wie ein ins überdimensionale vergrößerter Ziegelstein. Auf der einen Längsseite gab es eine lange Reihe von fast zehn Meter hohen Fenstern. Es mußte die Seite sein, hinter der die Halle lag. Gegenüber befanden sich dann die vier Etagen mit den Doppelzimmern. In jeder Etage gab es dreißig solche Buden. Außerdem hatte jede Etage noch ein paar Sonderräume. Ganz unten war die Kompaniebücherei und eine zweite Kompanieschreibstube. In der ersten Etage war eine kleine Turnhalle für privates Training. Was in der zweiten Etage, der dritten und vierten für Sondergemächer waren, hatten wir noch nicht festgestellt. Wir waren ja noch keine zehn Tage hier.
    Während wir noch das langgestreckte Gebäude umrundeten, als ob wir einen kleinen Verdauungsspaziergang machten, tauchten ein paar Leutchen von der Bande auf. Der Hecht, der uns im Krankenhaus besucht hatte, der Boxer aus der nächtlichen Schlägerei und jener Corporal, der mir wahrscheinlich die Marihuanazigaretten eingeschmuggelt hatte, waren darunter.
    »Hallo!« sagten sie, als wir uns auf dem Kiesweg begegneten.
    Wir blieben stehen und sagten nichts. Nur unsere Hände hingen locker am Körper herab.
    »Wie geht es euch?« fragte der Boxchampion.
    »Wir Sind'fit«, brummte ich. Und Phil setzte hinzu:
    »Wenn es sein muß sogar fit für die nächste Prügelei.«
    In ihren Augen lag so etwas wie Anerkennung.
    »Ihr seid verdammt harte Burschen«, murmelte der Champion.
    »Muß man ja, wenn man oben bleiben will, nicht?« grinste ich.
    »Stimmt, da hast du recht.«
    So ein geistloses Volk war mir noch lange nicht über den Weg gelaufen. Jeder von ihnen starrte uns trübsinnig an. Sie wollten irgend etwas, aber sie wußten nicht, wie sie damit anfangen sollten. Wenn das die Elite der Bande war, dann wunderte es mich aber, daß sie überhaupt solange existieren konnte.
    »Na, was ist los?« half ich ihnen auf die Sprünge.
    »Wieso? Was soll denn los sein?« entgegnete der Corporal. Er machte von allen noch den intelligentesten Eindruck.
    »Nun tut doch nicht so! Ihr wollt irgendetwas, aber ihr wißt nicht, wie ihr mit der Sprache herauskommen sollt.«
    Ihren Gesichtern konnte man anmerken, daß ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ja, das stimmt«, gab schließlich einer zu. »Der Boß läßt eudi nämlich sagen, daß er mit eurem Vorschlag einverstanden ist.«
    »Ach, er nimmt uns also gnädig als Mitarbeiter auf? Schön. Was kriegen wir denn dafür?«
    »Du bist doch ein frecher Hund«, lachte der Corporal. »Ihr kriegt zwei Dinge dafür: erstens braucht ihr von eurem Taschengeld nichts abzugeben. Zweitens werdet ihr von jetzt an in Ruhe gelassen.«
    »Das ist alles«, nickte ich. »So, so. Na dann sagt mal eurem Boß, umsonst arbeiten wir nicht. Unser Taschengeld hättet ihr sowieso nicht gekriegt. Und daß ihr uns in Ruhe gelassen hättet, dafür hätten wir schon in Zukunft selber gesorgt. Euer Boß nimmt also unsere Mitarbeit für nichts und wieder nichts. Das ist kein Geschäft nach unserem Geschmack.«
    Sie sahen uns beide an, als wären wir vom Mond gefallen.
    »Seid ihr denn größenwahnsinnig geworden?« stammelte schließlich der Boxchampion.
    »Ich denke nicht«, grinste ich. »Wir halten uns nur an unseren Grundsatz: Saubere Arbeit für gutes Geld. Also

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