0056 - Der Mörder stand neben uns
wenn euer Boß mal wirklich was von uns brauchen sollte, dann muß er sich von Anfang an darüber im klaren sein, daß er es nicht umsonst bekommen wird. Sagt's ihm.«
Ich zupfte Phil am Ärmel, und wir gingen an ihnen vorbei, als wäre die Sache damit für uns erledigt.
»War das nicht ein bißchen zuviel, was du da von ihnen verlangt hast, Jerry?« meinte Phil unterwegs.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wir haben uns ihnen gegenüber so hartnäckig benommen wie noch nie jemand im ganzen College. Sie halten uns jetzt also für zwei äußerst harte Burschen. Den Eindruck müssen wir aufrecht erhalten. Außerdem könnten sie mißtrauisch geworden sein, weil ich Wert darauf legte, an die Bande hineinzukommen. Wenn wir jetzt so tun, als interessiere uns der Verdienst eher als die Bande, dann wird sich ihr Mißtrauen legen.«
»Oder sie werden noch einen Versuch unternehmen, uns endgültig zusammenzuschlagen. Und zwar so prächtig, daß uns ein- für allemal der Appetit auf weiteren Widerstand vergehen muß.«
»Diesen Versuch werden sie auf jeden Fall unternehmen, Phil.«
»Wieso auf jeden Fall?«
»Ich glaube, ihre Bande ist so groß, daß sie an sich auf weitere Mitglieder verzichten können. Jedes neue Mitglied setzt ja nur den Anteil der anderen herab. Also werden sie erst noch den Versuch machen, uns kleinzukriegen. Die Mitteilung von eben, daß wir aufgenommen wären, war garantiert nur eine Finte, um uns sorgloser zu machen.«
Phil wollte etwas dazu sagen, aber hinter uns waren hastige Schritte zu hören. Wir drehten uns um und sahen den Boxchampion, der eilig hinter uns herkam.
»Ich hab' noch was vergessen«, keuchte er, als er herangekommen war. »Seid ihr noch in eurer alten Bude zu erreichen?«
»Warum?«
»Na, falls der Boß doch mal was von euch will. Ich meine, wenn er eine Aufgabe für euch haben sollte.«
Innerlich mußte ich grinsen. Main Verdacht hatte sich damit bestätigt. Trotz des Risikos, das sie dabei liefen, wollten sie also noch einen Versuch machen, uns durch die Mangel zu drehen. Nun gut, wir waren jetzt gewarnt.
»Wir haben jetzt zusammen eine Bude«, grinste ich. »Nummer siebzehn in der zweiten Etage.«
»Zusammen?« wiederholte der Boxer gedehnt.
»Yeah. Warum? Stört euch das?«
Er fühlte sich schon halb ertappt und beeilte sich, uns zu versichern:
»Aber nein, warum sollte es uns denn stören?«
»Ich dachte nur so.«
»Nein, nein. Ganz bestimmt nicht. Also Zimmer siebzehn in der zweiten Etage. Ich werde es dem Boß bestellen.«
»Tu das! Und sag ihm schöne Grüße von uns. Er soll nicht so knauserig sein.«
Der Champion nickte und verschwand.
»Heute nacht werden sie wiederkommen«, raunte ich zu Phil. »Aber diesmal werden wir ihnen einen verdammt heißen Empfang bereiten. Komm, bereiten wir alles Nötige vor!«
Wir suchten unser Zimmer auf, da wir ja dienstfrei hatten, und bereiteten alles für einen saftigen Empfang vor. Als G-man hat man für derlei Dinge eine gute Schulung und noch mehr praktische Erfahrung hinter sich. Die hilft einem wesentlich in solchen Situationen.
Abends gegen sechs Uhr war alles soweit vorbereitet. Wir sahen uns prüfend um und grinsten uns zufrieden an. Es würde einen Mordsspaß geben, wenn es uns gelang, der Schlägerei gesund zu entkommen.
Dafür gab es allerdings keine Sicherheit.
***
Nach dem Abendessen, das um sieben Uhr serviert wurde, machten wir uns auf einen Rundmarsch durch das College-Gelände, das sich über eine beträchtliche Zahl von Quadratmeilen hinzog.
Noch bevor wir unseren Dienst hier als .Freiwillige' angetreten hatten, war uns vom FBI-Hauptquartier in Washington ein genauer Lageplan ausgehändigt worden, den wir uns bis in alle Einzelheiten eingeprägt hatten.
Das College war in zwei Hauptbereiche geschieden: den reinen College-Teil, wo wir je nach unseren Neigungen gewisse Hochschulfächer belegten und studierten, um später als ausgebildete Techniker und Wissenschaftler in Armeewerkstätten und Laboratorien zu arbeiten, und den militärischen Komplex, wo unsere Grundausbildung als Infanterie erfolgte.
Zum letzteren Teil gehörten die üblichen Exerzierplätze, die Geländestreifen, in denen man Sümpfe zu durchqueren, Mauern und Hindernisse zu überklettern, Gräben zu überspringen und alle möglichen sonstigen Geländeübungen zu machen hatte', außerdem lagen dort die Schießplätze für Gewehr-, Pistolen- und Maschinengewehrschießen. Sogar ein ödes Gelände für Schießübungen mit den leichten
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