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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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meinem Freund bei Baker klarstellen, daß er weiterhin zahlt. Wie wir das schafften, war unsere Sache. Nun, Baker zahlt ja! Was geht es euch an, von wem er das Geld dafür hat?«
    Ihr drohendes Gemurmel zeigte mir deutlich, daß meine großartige Tour hier nicht wirkte.
    Der Sergeant wartete, bis sich der Lärm wieder ein bißchen gelegt hatte, dann sagte er laut und deutlich:
    »Im Grunde genommen könnte es uns natürlich egal sein. Aber wir haben uns doch einmal die Mühe gemacht, uns den kleinen Baker vorzunehmen. Bringt ihn herein!«
    Die beiden Wachposten von oben kamen aus dem Gang. Sie schleppten ein blutüberströmtes Bündel mit sich, das sie einfach auf den harten Boden fallen ließen.
    ***
    Es war tatsächlich der kleine Baker. Sie hatten ihn übel zugerichtet. Ich spürte, wie sich in meiner Brust etwas vor Ekel und Wut zusammenzog. Ich trat zwei Schritte zurück, bis ich wieder die Wand im Rücken hatte. Es schien so, als wäre ich vor dem grauenhaften Anblick des gefolterten Mannes zurückgewichen, und das war mein Vorteil.
    »Baker!« rief der Sergeant und stieß den Kleinen mit der Fußspitze an.
    Ein Wimmern wurde hörbar, das sich nicht mit Buchstaben ausdrücken läßt.
    Der Sergeant kniete nieder. Er sah wohl ein, daß er den armen Kerl jetzt ein bißchen vorsichtiger behandeln mußte.
    »Baker, was haben die beiden Kerle heute nacht mit dir gemacht?«
    Es dauerte eine ganze Weile, dann vernahmen wir undeutlich:
    »Nichts… . gar nichts… nur einen Kinnhaken… das war alles…«
    Der Sergeant stand auf.
    »So«, konstatierte er befriedigt. »Nur einen Kinnhaken haben sie ihm verpaßt! Nichts weiter! Aber uns erzählen sie die tollsten Märchen, als ob sie weiß Gott was mit ihm angestellt hätten!«
    »Vielleicht hat er Angst, es zu sagen?« warf -ich ein.
    »Nein, Cotton. Auf den Gedanken sind wir auch schon gekommen! Wir haben uns diesen kleinen Kerl von oben bis unten genau angesehen! Dem hat innerhalb der letzten sechs Wochen keiner auch nur ein Härchen gekrümmt!«
    Wenn sie sich davon überzeugt hatten, konnte man nichts mehr dagegen sagen.
    »Stellt euch das vor«, wiederholte der Sergeant seinen Sermon. »Sie tun ihm nicht nur nichts! Nein, sie schenken ihm sogar vierzig Dollars!«
    »Die beiden müssen verrückt sein!« murmelte einer.
    In diesem Augenblick trat Jackson vor.
    »Verrückt?« fragte er mit einem tückischen Glitzern in seinen schmalen Augen. »Oder etwas anderes!«
    »Was denn?«
    Jackson grinste. In der sicheren Übermacht fühlte er sich — wie alle Feigen — sehr stark.
    »Verratet mir doch mal, wo ihr herkommt!« geiferte Jackson.
    Er wollte irgend etwas, das war mir sofort klar. Aber ich wußte nicht, worauf er hinauswollte. Da hielt ich es für besser, ihm nicht zu antworten.
    »Wenn du was von mir wissen willst«, sagte ich drohend, »dann versuche mal, ob du eine Antwort eher als meine Fäuste kriegen wirst! Dich feige Kreatur kann ich nicht riechen, nur damit du aanz klar siehst!«
    Ich hoffte, ich hätte dadurch seine Frage abgebogen. Aber leider mischte sich der Sergeant ins Spiel:
    »Ihr werdet Jackson jetzt die Frage beantworten, die er euch zu stellen hat«, sagte er eisig. »Sonst machen wir euch genauso fertig wie den kleinen Baker.«
    Mit dreißig Mann hatten sie natürlich alle Trümpfe in der Hand, »Also los!« brummte ich nachgebend.
    »Wo kommt ihr her?« wiederholte Jackson.
    »Steht in unseren Papieren.«
    »Ich möchte es aber von euch hören.«
    »Aus Boston.«
    »So. Aus Boston.«
    »Paßt dir das nicht?«
    »Es wäre mir völlig egal, wenn ihr wirklich aus Boston kämt.«
    »Weißt du es besser?«
    »Wollen sehen.«
    »Bitte.«
    »Wie heißt in Boston die dritte Straße hinter der Helliday?«
    Verdammt nochmal! fluchte ich innerlich. Darauf waren wir nicht vorbereitet gewesen. Sonst hätten wir den Stadtplan von Boston auswendig gelernt.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Ich denke, du kommst aus Boston?«
    »Ich komme aus Boston.«
    »Und dann kennst du —«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und brummte:
    »Kennst du jede Straße und jede Gasse deiner Stadt? Vorausgesetzt, daß du aus einer Großstadt kommst! Glaubst du, es gibt auch nur einen Menschen, der in Boston jede Straße kennt?«
    Dieses Argument fanden einige überzeugend, wie man an ihren Gesichtern erkennen konnte.
    »Wie heißt die große Kirche mit den zwei runden Türmen?«
    »Ich habe mich nicht viel für Kirchen interessiert«, versuchte ich, mich

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