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0056 - Die Teufelshöhle

0056 - Die Teufelshöhle

Titel: 0056 - Die Teufelshöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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die Schwüle des Dschungels ließ ihm bei jeder Bewegung, bei jedem schweren Schlag mit dem Buschmesser den Schweiß aus allen Poren brechen.
    Er musste es schaffen! Er würde es jetzt schaffen – oder nie! Wenn nicht, war es um Nicole geschehen.
    Und der Stamm wurde an den Hiebstellen dünner. Dann fiel er.
    Zamorra atmete auf. Sah hinüber zu Shandri. Der hatte eine breite Spalte geschlagen, löste schon den ersten Stein.
    Das war gut. Dort konnte der Professor den Palmstamm ansetzen.
    Er trat zu Shandri heran, schleifte den schweren Stamm hinter sich her.
    Noch hatte sich im Tempelgebiet nichts gerührt. Die Shuris schienen sich noch sicher zu fühlen.
    Jetzt erst verständigte sich Zamorra kurz mit Nicole.
    »Wir fangen an«, rief er ihr durch das entstandene Loch in der Mauer zu. »Tritt so weit zurück, wie du kannst. Es wird vielleicht ein paar Steinbrocken regnen.«
    »Ich bin bereit, Zamorra«, kam die Stimme seiner Sekretärin aus dem dunklen Kerker. Hell und fröhlich, als sei sie nicht die Gefangene der gefährlichen Shuris und ihrer Gelben Furien.
    Zamorra führte die Spitze des Baumstammes in das faustgroße Loch der Felswand. Dann trat er zwei Schritte zurück, wo sich ein kleiner Felsvorsprung zeigte. Hier würde er besseren Halt haben.
    Shandri konnte ihm jetzt nicht helfen. Er stand so dicht an den Felsen gelehnt, dass die Bewegungen mit dem Stamm den sicheren Absturz bedeutet hätten.
    Gespannt sah er auf Zamorra.
    Der Professor schob den Stamm so weit wie möglich in die Lücke zwischen den Steinen. Dann sah er auf die Uhr.
    Es blieben ihm noch zehn Minuten Zeit. Dann würden die Furien dort unten auftauchen, um Nicole an der Teilnahme beim Fest zu zwingen.
    Sekundenlang umklammerte der Professor konzentriert sein Amulett, das an einem Kettchen unter seinem Hals hing. Es war ein fast feierlicher Akt. Eine Art beschwörendes Ritual.
    Zamorra hatte die Augen geschlossen.
    Dann reckte er sich, schob seine linke Schulter unter den Stamm.
    Die Beine standen wie Säulen, die Füße schienen mit dem Felsen verwachsen zu sein.
    Zamorra stand in gebückter Haltung, so niedrig war die Lage der Felsöffnung. Langsam erhob er sich, drückte den schweren Stamm nach oben, zog und riss ihn mit sich. Dann trieb er den Stamm weiter in die Öffnung. Jetzt hatte der Palmenstamm eine breitere Angriffsfläche gegen das Gestein. Wieder stand Zamorra in der Hocke.
    Und fuhr langsam und ächzend nach oben.
    Der Stamm wollte ihn niederdrücken. Der Widerstand des Felsens war riesenstark.
    Aber Zamorras Wille war noch stärker. Er kämpfte gegen die aufkommende Atemnot in der Schwüle des Bergfelsens.
    Dann stand er aufrecht. Der gewaltige Ruck des Baumstammes hatte sich auf die Steine übertragen. Links und rechts brachen kleinere und größere Stücke heraus.
    Ein schneller Blick auf die Uhr. Noch sechs Minuten Zeit.
    Zamorra sprang hinüber an die Felswand, hielt sich an ihr festgeklammert. Shandri war schon an der entstandenen Bresche. Fieberhaft rissen seine Hände an den gelösten Steinbrocken, schoben sie auseinander. Mit ein paar Hieben seines Dolches machte er den provisorischen Ausgang vollends frei.
    Nun kam die nächste Schwierigkeit. Zamorra sah, dass der Raum zu tief lag.
    Nicole würde es niemals gelingen, aus dem Stand heraus, nicht einmal aus der Hocke, so hoch zu springen, dass er ihre Hände oder Arme zu fassen bekam.
    »Tritt zurück, Nicole!«, rief er hinunter. »Ich werfe dir einen Felsbrocken hinunter. Stelle dich darauf, und dann springe wie eine Katze.«
    Er stemmte sich gegen den Felsbrocken zu seiner Linken, der durch die Hebelwirkung des Baumstammes fast herausgerissen war.
    Mit einem gewaltigen Schub seiner Schulter bekam er ihn frei. Der Stein stürzte in die dunkle Tiefe des Verlieses.
    »Komm und spring!«, rief Zamorra hinunter. »Ich fange dich auf.«
    Zamorra schob seinen Oberkörper durch das Loch, streckte die Arme nach unten. Nur schemenhaft konnte er die Konturen der schmächtigen Nicole ausmachen.
    Er lag auf der Lauer. Er kam sich vor wie der Fänger einer Artistengruppe am fliegenden Trapez. Gleich würde seine Partnerin kommen. Wenn er sie verfehlte, wenn er danebengriff, würde sie in die Tiefe stürzen.
    Er durfte nur einmal zufassen, und dann musste er sie sicher halten.
    »Ich springe!«, rief Nicole.
    Und sie kam. Ein dünner Schatten schob sich nach oben, kam auf Zamorra zu.
    Und er fasste sie gut. Er spürte, wie ihre Hände oberhalb seiner eigenen Handgelenke zugriffen.

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