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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Kobusch
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manchmal Sorgen gemacht habe. Es geschah nie in böser Absicht, und ich habe sie sehr lieb. Sie haben sich meinetwegen ein Leben lang abgerackert, und es tut mir leid, daß ich es ihnen bisher nicht danken konnte.
    Wenn mir tatsächlich etwas zustößt, soll Margy alles haben, was sie zur Erinnerung an mich haben will. Aber Vater soll ihr zureden, daß sie besser gar nichts von mir nimmt. Sie ist noch jung, und sie soll ihr Leben nicht an Vergangenes hängen. Sie soll verreisen und versuchen, mich so schnell wie möglich zu vergessen. Niemand wünscht so sehnlichst wie ich, daß sie ein glückliches, erfülltes Leben vor sich haben möge. Ihr verdanke ich die schönsten Stunden meines Lebens. Möge es ihr der Himmel danken, wenn ich es nicht selbst kann.
     
    Wenn man mich ermordet, soll dieses Tagebuch vor versammelter Schülerschaft vorgelesen werden. Vielleicht kann es diesen oder jenen abschrecken, der auf den törichten Gedanken kommt, eine Marihuanazigarette könnte gar nichts schaden. Es bleibt nie bei einer. Und der Weg führt in die schlimmsten Höllen, die man sich nur vorstellen kann.
    Ich muß jetzt gehen. Nachdem ich alles aufgeschrieben habe, fühle ich mich sehr ruhig. Vielleicht geht doch alles gut.
    ***
    Ich ließ das Tagebuch sinken. Vor meinen Augen verschwammen die Gegenstände vor der Windschutzscheibe des Wagens. In meiner Kehle saß ein Kloß, der mir das Atmen erschwerte.
    Joe Backley, flüsterte eine Stimme in meinem Hirn. Joe, Kamerad. Du wolltest auf deine Art gegen das übelste Verbrechertum der Welt kämpfen. Du mußtest in diesem Kampf unterliegen, wie so viele brave und tapfere Kameraden schon unterlagen und ihr Vorhaben mit ihrem Leben bezahlten. Aber daß dein Opfer nicht umsonst sein wird, das schwöre ich dir, Joe.
    Das schwört dir der ganze FBI. Die letzte Runde werden wir gewinnen, und sollte ich dir dabei ins Grab folgen müssen.
    Ich steckte das Heft wieder ein. Mit der rechten Hand schob ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Die Flamme leuchtete auf und brachte den Tabak zum Glimmen.
    Ich schaltete und gab Gas. Mit leise summendem Geräusch zog der Motor an. Meine Hände lagen ruhig und fest am Steuer. Es war neun Uhr oder ein paar Minuten später.
    Und wenn es Mitternacht gewesen wäre. Heute würden noch einige Leute aus ihren Betten müssen.
    ***
    Ich fuhr ins Office. Phil saß hinter einer mächtigen Kanne Kaffee.
    »Du auch?« fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Danke, nein, ich bin auch so munter geworden.«
    Er sah mich an. Phil kennt mich seit Jahren besser als sonst wer.
    »Ist was, Jerry?«
    »Wenn du gerade nichts anderes zu tun hast, kannst du dir das mal durchlesen«, sagte ich und warf ihm das Heft auf den Tisch. »Ich rufe den Chef an.«
    »Nicht nötig. Er sitzt in seinem Arbeitszimmer.«
    »Dann gehe ich mal eben ’rüber.«
    »Okay, Jerry.«
    Ich klopfte.
    Seine warme, gütige Stimme rief: »Herein!«
    Ich trat ein.
    »Ah, Jerry. Was gibt es? Setzen Sie sich doch.«
    »Danke.«
    »Also?«
    Ich berichtete ihm den ganzen Verlauf des Tages. Als ich fertig war, sah er mich schweigend an.
    Dann sagte er: »Und was wollen Sie von mir, Jerry?«
    Ich stand auf und ging zum Fenster. Leise sagte ich: »Der Junge ist tot und das Mädchen auch. Aber wir wissen nicht, ob nicht noch andere junge Leute in einer ähnlichen Patsche stecken wie die, in der Joe saß. Wenn wir jetzt Fahndungen anstellen nach diesem Beel, merkt er es vielleicht. Hat er noch andere am Haken, denkt er womöglich, daß ihn irgendeiner verpfiffen hat.«
    »Der Gedanke liegt nahe.«
    »Dann wird er sich also an denen zu rächen versuchen, von denen er fürchten muß, daß sie ihn vielleicht doch eines Tages verraten. Dem müssen wir zuvorkommen.«
    »Natürlich. Nur wie?«
    »Ich glaube nicht, daß dieser Beel der Chef der ganzen Bande ist. Irgendwie muß dieser Beel etwas mit der Schule zu tun haben. Vielleicht ist er ein Schüler aus der höheren Klasse, vielleicht ist es sogar ein Lehrer, der sich hinter diesem Namen verbirgt. Ich finde, wir sollten den ganzen Verein auf einen Schlag hochnehmen, Mr. High.«
    Unser Chef nickte.
    »Natürlich, warum auch nicht. Aber dazu müßten wir erst einmal wissen, wer alles zu diesem Verein gehört, Jerry.«
    »Beel wird es wissen.«
    »Möglich. Aber er wird es uns nicht sagen.«
    »Das käme auf einen Versuch an.«
    »Nämlich?«
    Ich schwieg. Erst nach einer Weile sagte ich leise: »Wenn ich Sie im Laufe der heutigen Nacht anrufen würde und um

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