0057 - Finger weg von solchen Sachen
Geldsäcke verschaffen, die ihr für gewisse Gefälligkeiten das Geld für die Zigaretten geben würden. Soweit unser Plan. Ob je Wirklichkeit daraus wird, hängt einzig und allein von dir ab. Ich sag’ dir nur soviel: Margy ist für uns jederzeit greifbar. Was mit ihr geschieht, wenn du nicht dichthältst, weißt du. So, und jezt überleg dir, was du deinem Professor erzählen willst, wenn du gleich mit ’ner blutverschmierten Visage in die Klasse kommst. Daß du uns nicht verpfeifen kannst, dafür ist ja gesorgt. Wie gesagt, ’ne nette Puppe, deine Margy. Gibt sicher genug Männer, denen sie gefallen würde, wenn sie mal zahlende Freunde braucht.«
Sie verließen lachend die Bibliothek. Ich rappelte mich auf die Beine und übergab mich am Waschbecken.
Ich kann nicht mehr schlafen, seit sie mir das von Margy erzählt haben. Ich weiß, daß Margy alles tun würde, was man von ihr verlangt, wenn sie erst einmal süchtig wäre und könnte dafür die Zigaretten bekommen.
Ich verfluchter Esel, ich gemeiner Dummkopf. Ich hätte es mir denken können, daß man mit Rauschgift nicht einfach spielt. Jetzt haben sie mich fest in den Krallen.
Heute habe ich meiner Mutter einen Dollarschein aus der Geldbörse gestohlen, weil mein Geld nicht für die Zigaretten reicht, die ich brauche.
Lieber Gott im Himmel, hilf mir doch! Ich weiß nicht, was aus mir werden wird. Ich weiß nur, daß ich meinen eigenen Vater umbringen würde, wenn die Gier . nach diesem verdammten, dreimal verfluchten Gift mich packt und wenn Beel es von mir verlangte, bevor er mir die nächsten Zigaretten gäbe. Warum hilft mir denn keiner? Sieht denn wirklich niemand, daß ich verrenke vor Qualen?
Sogar meine Eltern merken nichts. Sie sind mit sich selbst beschäftigt, mit der Steuererklärung und der Umsatzsteigerung. Keiner von den Erwachsenen glaubt, daß junge Leute wirkliche Sorgen haben könnten. Sie nehmen sich wichtig wie aufgeblasene Frösche, und alles was sie sagen, ist hohles Gerede.
Ich weiß nicht mehr weiter. Zum erstenmal in meinem Leben habe ich gestohlen. Meine Mutter bestohlen! Und ich werde es wieder tun, weil man doch gar nicht bei Besinnung ist, wenn einen die Gier nach dem Gift in den Krallen hat.
Margy fragte mich, wann ich denn nun den Artikel schreiben könnte. Es müßte bald sein, denn ich hätte schon zuviel von dem Gift im Körper und müßte es mir bald abgewöhnen.
Ich sagte ihr, es würde bald soweit sein. Sie macht sich Sorgen. Ich habe mich auf der Toilette eingeschlossen und geweint wie ein kleines Kind. Lieber Gott im Himmel, hilf mir doch!
Morgen früh habe ich die einzige Chance, mich und Margy aus der ganzen Sache heil herauszukriegen. Morgen kommen zwei G-men vom FBI zu uns ins staatsbürgerliche Seminar.
Ich Werde sie zuerst für die Schulzeitung fotografieren. Dabei werde ich ihnen sicher auffallen. Aber ich werde nicht mit ihnen sprechen, um Margy nicht in Gefahr zu bringen.
Irgendwann müssen die G-men ja die Schule wieder verlassen. Dann werde ich mit Margy im Wagen wie ein Verrückter durch die Straßen rasen. Die beiden G-men können dabei nicht tatenlos Zusehen. Sie müssen mich stoppen, schon im Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer. Ich werde sofort um Schutzhaft für Margy und mich bitten. Wenn uns die G-men einsperren, Margy und mich, dann ist Margy in Sicherheit. Dann kann niemand von der Bande sie erreichen. Dann kann ich reden. Dann kann ich alles erzählen.
Hoffenlich geht alles gut. Ich liebe Margy über alles, und ihr darf nichts zustoßen. Eher lasse ich mich von dem Gift ruinieren. Nur wenn sie mich mit Margy zusammen verhaften, kann ich reden. Lieber Gott, laß es gelingen. Es ist die letzte Chance, die ich habe…
Ich muß jetzt zur Schule. Um elf kommen die G-men. Die Zeit bis dahin wird mir wie eine Ewigkeit Vorkommen. Aber ich hoffe, daß alles so klappen wird, wie ich es mir überlegt habe. Der Himmel wird mir helfen, denn es ist unsere letzte Chance. Sollte Beel Lunte riechen und mich ermorden, bevor ich meinen Plan durchführen konnte, wird Vater dieses Tagebuch finden. Die anderen, früheren, habe ich verbrannt. Es stand fast nur das drin, was sich auf Margy und unsere Liebe bezog. Und das geht nur Margy und mich an. Dieses Tagebuch aber muß gefunden werden, wenn ich selbst nicht rechtzeitig genug sprechen können sollte. Man soll sofort dieses Heft zum FBI bringen. Er wird dann schon alles Weitere regeln.
Mutter und Vater mögen mir verzeihen, daß ich ihnen
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