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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Kobusch
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mehr. Heute morgen hielt ich es nicht mehr aus. Ich habe mir mit den Fingernägeln den Hals blutig geschunden, so verrückt machte mich die Gier nach dem Gift.
    Porr sagte, das ginge jedem mal so, wenn er gerade keine Stäbchen hätte.
    Das wär nicht weiter schlimm. Man müßte nur dafür sorgen, daß man immer Marihuanazigaretten hat, damit so etwas nicht wieder passiert.
    Daß die Idioten nicht merken, was sie mit sich anrichten! Heute geht es mit einer Marihuanazigarette täglich los. In einer Woche sind es täglich schon drei. Und die Gier wächst. Dann sind es fünf am Tag. Und nicht genug. Sieben, elf, fünfzehn, ein ganzes Päckchen. Und der Körper gewöhnt sich an immer größere Giftrationen und verlangt immer mehr. Es ist, als ob man einen Teufel in sich drin sitzen hat, der einen langsam, aber sicher auffrißt.
    Ich bin bei drei Stück täglich angekommen. Wie lange werde ich es noch durchhalten? Wann komme ich denn endlich dahinter, von wem sie das Zeug kriegen?
     
    Gestern abend waren Porr und Stocky in der Milton Hall tanzen. Ich ging mit Margy ebenfalls hin. Sie trafen sich mit Beel. Liefert er ihnen die Zigaretten?
    Es muß eigentlich Beel sein, der die Zigaretten bringt. Porr und Stocky sind jeden Freitag in der Milton Hall, und am Samstag haben sie »frische Ware«.
    Ich wollte meinen Verbrauch an Marihuanazigaretten auf jeden Fall bei drei Stück täglich lassen. Aber das reicht nicht, wenn ich ihr Vertrauen völlig gewinnen will.
    Ich habe ausführlich mit Margy darüber gesprochen. Sie hat wie immer Bedenken, aber sie hat mir mit Tränen in den Augen geschworen, daß sie mich nicht im Stich lassen wird.
    Demnach kann ich meinen Konsum auf fünf Stück erhöhen.
     
    Die anderen haben es gemerkt, daß ich mehr rauche. Sie haben blödsinnige Entschuldigungen dafür vor sich selbst. Mich wundert es, daß sie selbst glauben, was sie sich zur eigenen Beruhigung vormachen: Es wäre gar nicht so schlimm, und gesundheitsschädlich wären die Zigaretten auch nicht mehr als jede normale Zigarette und so weiter. Dabei kann man es ihnen schon ansehen, wenn man Bescheid weiß.
     
    Wieder Smoky Club. Sie haben erst gar keine Schallplatten gespielt, sondern gleich ihre Marihuanazigaretten angesteckt. Schon nach ein paar Minuten waren wir alle unter dem Einfluß der Droge.
    Ich versuchte, aus ihnen herauszukriegen, woher sie das Zeug beschaffen. Es war für mich eine Höllenqual, meine Gedanken bei der Stange zu halten. Immer wieder riß mich das Gift aus einer logischen Bahn. Aber weil sich die anderen nicht beherrschen wollten und sich ungehemmt dem Gift hingaben, merkten sie nicht, was für verfluchte Anstrengungen ich machte, um ihnen die Würmer aus der Nase zu ziehen.
    Stocky meinte plötzlich, ich könnte es ruhig wissen. Ich wäre »echt«, und man könnte es mir ruhig sagen. Sie hätten an mir sowieso nichts verdient, und da könnte ich mir auch meine Glimmstengel selbst direkt von Beel holen.
    Jeden Freitag kann man sich von Beel in der Milton Hall Marihuanazigaretten holen. Er scheint einen unerschöpflichen Vorrat zu haben oder ständig neue Lieferungen zu bekommen.
    Jetzt muß ich mich an Beel heranmachen.
     
    Gestern sprach ich mit Beel. Ich sagte ihm ganz offen, daß er mir Marihuanazigaretten mit in die Schule bringen sollte.
    Er ging mit mir auf die Toilette und schlug mir sechs- oder siebenmal die geballte Faust mitten ins Gesicht. Wenn ich es noch einmal wagte, von dieser Sache zu reden, würde er dafür sorgen, daß meine Leiche im Hudson gefunden würde.
    In seinen Augen konnte man sehen, daß er es ernst meinte. Ich habe mir die Sache doch wohl zu leicht gedacht. Ich glaubte, es wäre nur eine harmlose Art von Jungenstreich. Aber hinter Beel muß eine richtige Bande stehen. Eine Marihuanabande.
    Seit mich Beel in der Toilette zusammenschlug, werde ich beobachtet. Ich merke es ganz genau, aber ich lasse mir nichts anmerken. Soll ich ermordet werden, weil ich Ihnen nicht vorsichtig genug erscheine?
    Ich fühle mich wirklich nicht mehr wohl in meiner Haut. Margy darf ich nichts davon sagen, daß ich einen furchtbaren Verdacht habe. Sie würde sich zu Tode sorgen.
     
    Gestern fuhr ich rnit meinem Ford ein bißchen spazieren. Margy natürlich mit. Wir parkten in einem Hohlweg. Ich hatte gesehen, daß uns ein schwarzer Buick gefolgt war.
    Plötzlich war er hinter uns im Hohlweg. Es knatterte, und über das Dach zirpte etwas mit singendem Aufschlag. Ich gab Gas und hetzte wie ein Irrer

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