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0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

Titel: 0058 - Kalter Rauch und heißes Blei
Autoren: Kalter Rauch und heißes Blei
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ist mit dem Wagen durch ein Brückengeländer gerast und gerade ziehen sie ihn wieder ’rauf!«
    »Wer ist durch das Geländer? Jerry?«
    »Aber nein. Dieser Drake.«
    »Na, dann ist doch alles in Ordnung. Wie heißt er? Kenn’ ich nicht. Ruhe jetzt!«
    Im Lautsprecher war das Rauschen wieder aufgeklungen, und der Telegrafist verzog sich.
    »Hallo?«, fragte Phil. »Hallo, Captain Clay? Summit, melden Sie sich!«
    Aber es kam nur die Vermittlung aus Summit: »Hallo, FBI New York… der Streifenwagen ist noch unbesetzt… warten Sie bitte…«
    Phil nahm eine neue Zigarette aus der Schachtel und steckte sie in den Mund. Aber er vergaß, sich Feuer zu geben, und rauchte eine ganze Weile kalt. Und als er es endlich merkte und das Feuerzeug herausholte, kam Captain Clays Stimme durch das Rauschen: »Hallo, Agent Decker?«
    »Ja, hier Decker, FBI New York. Was ist? Haben Sie den Wagen?«
    Clay schwieg einen Moment. Dann sprach er, und Phil meinte das versteckte Grinsen aus dem Klang der Worte heraushören zu können.
    »Den Wagen haben wir, und es ist genau der Gesuchte. Das Mädchen stimmt auch mit der Beschreibung auf dem Fahndungsblatt überein. Es gibt sogar freimütig zu, Celia Dummond zu sein und aus New York zu kommen. Aber der Mann…«
    »Was ist mit dem Mann, Clay? Spannen Sie mich doch nicht so auf die Folter, Mann.«
    »Der Mann, den alle Beobachter friedlich neben dem Mädchen im Wagen sitzen sahen, ist nur eine Puppe gewesen! Täuschend ähnlich nachgemacht, mit Brille und Hut. Nur eine Puppe!«
    Phil hätte beinahe auf der amtlichen FBI-Welle geflucht und verbiss es sich nur mit Mühe.
    »Captain, können Sie das Mädchen festnehmen und herschicken?«
    »Hm, wenn Sie mir einen Grund dafür angeben? An sich ist es nicht verboten, mit einer Puppe im Wagen durch Amerika zu fahren!«
    Phil knirschte mit den Zähnen.
    »Mag sein. Aber wir haben diese Celia dringend im Verdacht der Beihilfe zur Flucht eines steckbrieflich Gesuchten, und das dürfte für die Auslieferung genügen!«
    »Allerdings. Sollen wir Ihnen den Wagen mitschicken?«
    »Ja. Aber per Bahnfracht. Das Mädchen schaffen Sie bitte zum nächsten Flugplatz, ich will diese Celia so schnell wie möglich hierhaben!«
    »Okay, wird gemacht. Die nötigen Papiere liefern Sie mir wohl nach, ja?«
    »Selbstverständlich. Besten Dank vorerst, Captain!«
    »Keine Ursache«, kam es aus dem Lautsprecher. »Bye bye, Ende!«
    »Ende«, seufzte Phil. Dann drückte er die Taste herunter und ließ sich schwer in den Sessel zurückfallen. Auf einmal spürte er die ganze aufgestaute Müdigkeit der letzten Tage.
    ***
    »Sie können jetzt hereinkommen, Agent Cotton«, sagte die Schwester und hielt mir die Tür zum Operationssaal weit offen. Ich mag die Krankenhausatmosphäre nicht besonders, diesen Geruch nach Desinfektionsmittel, nach Essen und nach billiger Seife. Gerade dieser Geruch lagerte aber über den Gängen der Gefängnisklinik, und aus dem Operationssaal drang mir zudem noch ein viel üblerer Geruch entgegen. Auf dem Operationstisch lag eine verhüllte Gestalt, daneben stand der Polizeiarzt, jetzt im weißen Kittel, mit steriler Haube und einem Mundschutz, die Hände in Gummihandschuhen. Ihm zur Seite ein anderer Arzt und zwei Schwestern.
    »Hallo, Agent Cotton!«, begrüßte mich der Doktor aufblickend. »Es hat ihn ziemlich mitgenommen, aber ich denke, wir bekommen ihn wieder hin.«
    »Was ist ihm passiert?«
    »Etliche Platzwunden, die wir eben genäht haben, dazu drei Rippen gebrochen und das rechte Kniegelenk beschädigt. Typische Unfallverletzungen. Aber das alles ist nicht so schlimm wie der Schock. Warten Sie mal…«
    Die Schwestern hantierten an dem verhüllten Körper, zogen einige der Laken fort, und dann erkannte ich Glenn Drake. Sein Gesicht schien mir noch mehr eingefallen.
    Er bekam eine Spritze und schien den Einstich schon wieder zu spüren. Der Arzt schob das Augenlid zurück und nickte. Von einem Tischchen nahm er ein Glas, rieb Drake etwas unter die Nase und über die Schläfen.
    »Er wird bald auf wachen«, murmelte er.
    Tatsächlich vergingen keine zwei Minuten, bis sich Drake rührte. Zwischen seinen zusammengepressten Lippen kam ein unartikulierter Laut hervor, die Hände bewegten sich, und dann schlug er die Augen auf.
    Der Arzt trat etwas zurück, sodass ich mich Drake nähern konnte. Als ich in sein Gesichtsfeld trat, verweilten seine Augen wohl auf mir, aber er schien mich nicht zu erkennen.
    »Hallo, Drake«, sagte ich. »Ich
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