0058 - Meer der mordenden Hände
Böse. Nichts sonst. Vihambata wird sich die gemeinsten Tricks einfallen lassen, um uns zu treffen. Aber selbst wenn er uns die schönsten Bilder vorgaukelt, so steckt doch immer gleich dahinter sein abgrundtiefer Hass, seine furchtbare Bosheit, sein grausamer Vernichtungswille. Das darfst du niemals vergessen, Bil-Bil, sonst bist du verloren. Nicht immer geht es so glimpflich ab wie in Quentins Fall!«
Nicole seufzte. Sie lehnte sich gegen Zamorra. »Chef, ich bin so schrecklich müde. Ich könnte im Stehen einschlafen.«
»Das wäre Vihambata sehr recht. Dann hätte er leichtes Spiel mit dir. Ich bin davon überzeugt, dass er hinter dieser Müdigkeit steckt.«
»Was kann ich dagegen tun?«, fragte Nicole. Sie konnte es nicht verhindern, sie musste gähnen.
»Hier«, sagte Zamorra. »Trag du mein Amulett. Es wird dich stärken.«
»Was machen wir nun?«, fragte Quentin Paris ängstlich. »Wollen wir hier stehen bleiben und warten, bis Vihambata eine neue Teufelei eingefallen ist?«
»Es hat wenig Sinn, durch diese endlose Wüste zu rennen, Quentin«, sagte Zamorra.
»Aber… aber wir müssen doch irgend etwas unternehmen. Ich werde wahnsinnig, wenn ich nichts tue!«
»Am besten, Sie setzen sich in den Sand und halten den Mund, Quentin. Ich möchte nachdenken.«
»Worüber?«, fragte Paris sarkastisch. »Etwa darüber, wie Sie hier unten am liebsten vor die Hunde gehen? Wir werden in dieser Hölle krepieren, Zamorra. Wir alle. Ich hab’s im Gefühl. Aber, verdammt noch mal, lassen Sie uns doch wenigstens so tun, als hätten wir noch eine winzige Chance. Ich laufe jedenfalls lieber durch die endlose Weite dieser Wüste, als dass ich mich in den Sand setze und geduldig auf mein Ende warte.«
»Bitte!«, sagte Zamorra ärgerlich. »Lassen Sie mich jetzt nachdenken, Quentin. Wir sind noch nicht verloren. Nicht, solange ich noch mein Amulett besitze.«
Paris setzte sich widerstrebend in den Sand. »Er wird es sich frü- her oder später holen. Vihambata ist kein Idiot.«
»Ich auch nicht.«
»Wollen Sie sich etwa mit ihm vergleichen?«
»Absolut nicht. Er ist ein grausamer Dämon. Ich stehe auf der Seite des Guten. Ich kann und will mich mit ihm nicht vergleichen.«
»Seien Sie ehrlich, Zamorra. Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu vernichten?«
»Vermutlich nicht, solange wir uns in seinem Reich befinden«, erwiderte Zamorra.
»Ach, Sie meinen, wenn wir draußen wären…«
»… könnten wir es schaffen«, nickte Zamorra. »Hier ist seine Macht zu groß. Hier können wir höchstens seine Angriffe parieren. Ich glaube nicht, dass man ihn in seinem Reich wirklich tödlich treffen kann.«
»Und wie wollen Sie von hier je wieder rauskommen?«, fragte Paris verzweifelt.
»Wenn Sie nicht andauernd reden würden, wäre mir vielleicht schon was eingefallen!«, sagte Zamorra spitz. Daraufhin schwieg Quentin Paris.
Zamorra kam jedoch trotzdem nicht dazu, sich in seinen Geist zu versenken, denn in diesem Augenblick sah Bil-Bil seine Ahao…
***
Auch sie ist tot! , dachte Zamorra verbittert. Verflucht, es war wirklich hoch an der Zeit, dass jemand die Kraft und den Mut aufbrachte, Vihambata das Handwerk zu legen. Es war ähnlich wie bei Quentin.
Bil-Bil schaltete freiwillig die Vernunftsicherung aus. Er sah Ahao, dachte nicht mehr an das, was er vorhin erlebt hatte und was Zamorra ihm gesagt hatte. Er sah nur noch sein Mädchen und fühlte sich von ihr auf eine unwiderstehliche Weise angezogen. Er konnte nicht anders. Er musste auf sie zulaufen, als sie ihm lächelnd winkte.
»Teufel, jetzt passiert dasselbe noch mal!«, fluchte Zamorra wütend. Nicole gab ihm das Amulett.
»Sei vorsichtig, Chef!«, flüsterte Nicole mit sorgenvoller Miene.
Zamorra wies auf Paris. »Pass auf ihn auf, während ich Bil-Bil zurückhole. Quentin darf keine weitere Dummheit mehr machen, klar?«
»Klar«, nickte Nicole.
»Klar, Quentin?«, fragte der Professor energisch. Paris nickte mürrisch. Zamorra schwang herum und lief hinter Bil-Bil her. Den Jungen zu rufen, hatte wenig Sinn. Zamorra hatte es bei Quentin erlebt.
Deshalb sparte er seinen Atem.
»Ahao!«, rief Bil-Bil.
»Komm, Bil-Bil! Komm zu mir!«, rief Ahao, die falsche Bestie. Sie stand vor einem großen Tor, das Zamorra in diesem Augenblick zum erstenmal sah. Knarrend öffneten sich die Flügel.
Ahao ging einen Schritt zurück. Zamorra hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn der Sohn des Fischers da hindurchschritt. Er wusste nur eines: Es durfte nicht
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