0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Schiff finden könnten. Sechs Fischer – Sechs verschiedene Antworten.
Die Männer kehrten mit den Unterwasser-Schlitten zurück. Sie machten sie am Schiff fest und kletterten an Bord.
»Nichts«, sagte Granger enttäuscht. Und Wayne, Nessy und Vadana sagten dasselbe mit einem bestätigenden Kopfnicken.
Zwei volle Stunden beratschlagten sie, wie sie in Zukunft vorgehen sollten.
Granger schlug schließlich folgende Methode vor: »Wir begeben uns noch mal alle vier unter Wasser. Und wir verbinden unsere Körper mit einem dünnen, hundert Meter langen Seil, an dem wir uns nur auf Sichtweite voneinander entfernen. Und einer von uns führt diese Schwarmlinie nach dem Kompass.«
»Was willst du damit erreichen?«, fragte Henry Wayne.
»Auf diese Weise können wir ein weites Gebiet abstreifen.«
Sie machten es.
Doch weit und breit keine Spur von dem versenkten Schiff. Ebener Grund, Lehm- und Sandboden, auf dem den Tauchern nur dann und wann eine Oase der Meeresfauna und -flora begegnete, ganze Kolonien zarter Schwämme, sogenannter Elefantenohren.
Bill setzte sich seufzend neben Nicole. Zamorras Sekretärin schlug die Augen auf.
»Wie braun möchtest du eigentlich noch werden?«, fragte der Amerikaner schmunzelnd. »Ist gar nicht so gesund, so lange in der Sonne zu liegen. Kann man Hautkrebs davon kriegen.«
»Okay, okay. Ich geh’ schon in den Schatten«, sagte Nicole und wechselte den Platz. »Was machen deine Freunde?«
»Die stellen das Meer auf den Kopf und können nichts finden«, sagte Fleming mit herabgezogenen Mundwinkeln. »Ehrlich gesagt, ich hab’ fast schon Lust, ebenfalls über Bord zu gehen. Aber ich fürchte, ich wäre für meine Freunde keine allzu große Hilfe. Und zur Last fallen möchte ich ihnen auch nicht gerade.«
»Wann wurde das Schiff versenkt?«, fragte Nicole.
»1855«, sagte Bill. Knurrend fügte er hinzu: »Das ist aber auch schon das einzige, was wir genau wissen. Mit solch ungenauen Angaben, wie wir sie zur Verfügung haben, müsste eine ganze Armee von Tauchern mehrere Quadratkilometer des Meeresgrundes tagelang absuchen.«
»Wieso gibt es keine genauen Angaben?«, fragte Nicole.
Bill lachte bitter. »Das kann ich dir verraten. Angst heißt das Motiv. Die Leute, die Sarra hier herausbrachten, hatten Angst, für die Nachwelt genau niederzuschreiben, was sie taten. Vermutlich wollten sie um jeden Preis verhindern, dass dieser steinerne Götze jemals wiedergefunden würde. Vielleicht haben sie sogar bewusst falsche Angaben gemacht, um das zu erreichen. Dann suchen wir nach der Statue hier bis zum Jüngsten Tag, ohne sie zu entdecken.«
Nicole ließ sich von Bill eine Zigarette geben. Er brannte zuerst ihr Stäbchen an, dann das seine.
Nicole meinte nachdenklich: »Man hat Sarra damals bestimmt mit irgendwelchen Dämonenbannern auf dem Schiff und somit auf dem Meeresboden fixiert.«
»Anzunehmen«, sagte Bill und blies den Rauch in den Wind. Die blaue Wolke zerfaserte sogleich.
»Wenn unsere vier Taucher Sarra finden«, überlegte Nicole Duval weiter, »müssen sie wahrscheinlich jene Dämonenbanner zerstören, um die Figur zur Wasseroberfläche hochbringen zu können. Besteht in einem solchen Fall nicht die Gefahr, dass Sarra wieder zu dem wird, was er einmal war?«
Bill kratzte sich hinter dem Ohr.
»Zamorra sagt, dass das passieren kann.«
Nicole hielt einen Moment die Luft an. Dann fragte sie hastig:
»Was dann, Bill?«
Fleming lächelte. »He, ich erkenne doch nicht etwa Angst in deinem hübschen Gesichtchen!«
»Man sollte auch an so etwas denken, Bill!«
»Zamorra hat ein prima Amulett. Damit kriegt er Sarra spielend unter Kontrolle.«
»Hoffentlich«, sagte Nicole Duval.
Bill meinte optimistisch: »Ich bin sicher, dass es zu nichts kommen wird. Sarra ist nicht die erste Dämonenstatue, die nach langer Zeit wiedergefunden wird. Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo es irgendwelche unerklärliche Nebenerscheinungen gegeben hätte… Ich denke mir, das Böse, das in solchen Statuen wohnen soll, hält nichts von Abstellgeleisen. Es will nicht warten, bis es eines Tages wieder entdeckt wird. Deshalb zieht es sich zurück und taucht anderswo auf …«
»Vorausgesetzt, dass es die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen«, warf Nicole mit erhobener Hand ein. »Gute Dämonenbanner nageln das Böse für alle Zeiten auf einem bestimmten Platz fest.«
»Eigentlich diskutieren wir über ungelegte Eier«, schmunzelte Fleming. »Wie es im Moment aussieht, werden wir
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