0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Sarra überhaupt nicht entdecken.«
»Ehrlich gesagt, ich wäre darüber nicht einmal besonders traurig«, bemerkte Nicole. Sie senkte den Blick. »Mir steckt immer noch in den Knochen, was uns Vihambata aufzulösen gab.«
Zamorra gesellte sich zu ihnen. Sie wechselten das Thema. Und dann kehrten die Taucher zum Schiff zurück. Granger war wegen des neuerlichen Misserfolges verstimmt.
»Wisst ihr, was wir jetzt machen?«, sagte der Illustrierten-Mann, nachdem er sich seines Taucheranzuges entledigt hatte. »Jetzt fahren wir nach Auckland zurück. Vielleicht können wir uns an Hand einiger Anhaltspunkte an Land orientieren.«
Mit einem Sextanten und einer Bussole ausgerüstet, die vagen Aufzeichnungen neuerlich als Unterlage für sämtliche Messungen heranziehend, zog die Karawane die Küste entlang.
Und wieder fuhren sie aufs Meer hinaus.
Granger bezeichnete die errechnete Stelle mit einer gelben Boje.
Der Tag neigte sich allmählich seinem Ende entgegen und Granger trieb seine Freunde an.
Bill meinte zu Zamorra: »Eigentlich bin ich froh, dass ich nicht so gut tauche wie Wayne, Nessy und Vadana.«
Zamorra nickte. »Sie sind bereits merklich erschöpft. Granger sollte sie nicht noch mal hinunterschicken. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.«
Fleming zuckte die Achseln. »Ihre Sache. Wenn Sie sich von Granger noch mal ins Wasser jagen lassen, werde ich Sie davon nicht abzuhalten versuchen.«
»Es könnte einen Unfall geben«, sagte Zamorra.
»Sie müssen selbst wissen, wie viel Sie sich zutrauen können. Ich bin Naturwissenschaftler und Historiker. Getaucht habe ich bisher nur zu Hause in meiner Badewanne.«
Wieder gingen Granger und seine Freunde über Bord. Sie nahmen starke Scheinwerfer mit. Carl Nessy war außerdem noch mit seiner klobigen Unterwasserkamera bepackt. Mit kräftigen Flossenschlägen verschwanden die vier Männer. Bald konnten Bill Fleming und Professor Zamorra sie nicht mehr sehen.
Je tiefer die Taucher kamen, desto schlimmer wurde der Druck, den das Wasser auf sie ausübte. Granger führte seine Männer an.
Nessy paddelte zwei Meter hinter ihm. Er filmte Wayne und Vadana. Millionen von Luftbläschen strebten der Wasseroberfläche entgegen.
Fünfundzwanzig Meter.
Dreißig Meter.
Fabian Granger richtete den dicken Lichtstrahl seines Handscheinwerfers in die Tiefe. Fischschwärme nahmen vor ihm Reißaus.
Der Lichtschein kroch über den von Algen überwucherten Meeresboden.
Fünfunddreißig Meter.
Granger blickte auf seine große Taucheruhr. Lange durfte er mit seinen Freunden nicht mehr unter Wasser bleiben. Je tiefer sie kamen, desto mehr strengte sie jede Bewegung an.
Vierzig Meter.
Granger schob den dicken Lichtfinger vor sich her. Plötzlich stockte ihm der Atem. Sein Herz schlug aufgeregt gegen die Rippen. Die Freude über den Erfolg schnürte ihm die Kehle ab. Er machte den anderen ein Zeichen. Alle richteten den Strahl ihres Scheinwerfers in dieselbe Richtung. Das Licht riss ein Geisterwrack aus dem trüben Wasser. Längst hatte das Meer davon Besitz ergriffen. Der Ozean mit seinen unzähligen Pflanzen und Tieren hatte sich dieses alte Schiff buchstäblich einverleibt. Das Wrack war ein Teil der See geworden. Eine ehrfürchtige Freude erfasste die Männer. Das zweimastige Segelschiff hockte gespenstisch auf dem Meeresgrund. Es war über und über mit Schlamm bedeckt. Überall wucherte die Meeresfauna. Fische in prächtigen Farben und in jeder Größe hatten das Schiff zu ihrem Zuhause gemacht.
Die Männer schwammen näher an das Wrack heran. Groß, dunkel und drohend lag es auf dem Boden.
Eine unheimliche Strahlung ging von ihm aus. Carl Nessy filmte wie besessen.
Granger blickte nicht mehr auf seine Uhr. Die fünfzehn Minuten waren um.
Es wäre an der Zeit gewesen, an die Wasseroberfläche zurückzukehren. Doch keiner der Männer dachte jetzt daran. Ihre verbissenen Bemühungen hatten endlich Früchte getragen.
Fabian Granger spürte, wie das Wasser kälter wurde je näher er dem gespenstischen Teufelswrack kam. Er schrieb diesen Umstand einer kalten Wasserströmung zu.
Morsches Holz bildete den verwüsteten Schiffskörper.
Granger schwamm an eine der rabenschwarzen Luken heran und richtete seinen Scheinwerfer darauf.
Der Lichtstrahl fraß sich durch ein bleiernes Grau. Granger berührte das Schiff. Plötzlich war ihm, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten. Unwillkürlich zuckte er zurück. Angst kroch in seine Glieder. Etwas würgte ihn im
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