Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
»Der Mann ist völlig versteinert. Das ist doch etwas für Sie, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Allerdings, das sieht so aus. Woran ist er gestorben?« Im selben Moment fiel mir ein, daß der Arzt natürlich keine Diagnose stellen konnte, und die Versteinerung war schon Todesursache genug.
    »Er ist erstochen worden«, sagte der Doktor zu meiner Überraschung. »Sehen Sie!«
    Er beugte sich herunter und schob die Hausjacke und das Hemd auf der Brust des Toten beiseite.
    Deutlich sah ich zwei Einstiche. Die Mordwaffe steckte in einer dritten Wunde. Es war eine Nagelfeile! Die Kleider dagegen waren unversehrt.
    Der magische Einfluß bei diesem Mord war klar. Ein versteinerter Toter, da mußte eine übersinnliche Kraft im Spiel sein. Vorläufig interessierte mich der Fall rein kriminalistisch.
    »Kein Zweifel«, sagte ich zu Suko. »Das ist die Leiche, die Mara untergeschoben werden soll. Ich bin sicher, daß wir eine Menge Spuren finden werden, die auf sie hindeuten.«
    »Da, die Nagelfeile!« Mein Mitarbeiter deutete auf jene Seite des Griffes, die ich von meinem Standort aus nicht sah. Ich ging um den Toten herum und entdeckte ebenfalls die eingeritzten Initialen.
    ML Mara Lacatte!
    »Beweis Nummer eins«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Sehen wir weiter.«
    Es war nicht schwer, die übrigen Beweisstücke zu finden. Teilweise waren sie sogar schon von meinen Kollegen von der Spurensicherung sichergestellt worden.
    Wir fanden ein Taschentuch, ebenfalls mit ML gestickt, zahlreiche Fingerabdrücke auf der Feile, auf der Klinke des Wohnzimmers, auf der hölzernen Lehne des Kaminsessels. Im Treppenhaus lag ein Schal, in dem sich einige lange, goldblonde Haare verfangen hatten. Ich war bereit, jede Wette abzuschließen, daß ich das Laborergebnis schon jetzt kannte. Diese Haare stammten von Mara Lacatte.
    »Können wir den Toten wegbringen lassen?« rief der Arzt aus dem Wohnzimmer in das Treppenhaus heraus, wo ich gerade mit Suko die Stufen untersuchte.
    »Warten Sie noch!« rief ich zurück und gab meinem Freund einen Wink. »Wollen doch sehen, ob wir die bösen Geister nicht austreiben können.«
    Ich holte meinen Einsatzkoffer aus dem Bentley und schickte alle anderen hinaus.
    Nur mein Freund durfte bleiben.
    Ich klappte den Deckel des Koffers auf und holte die magische Kreide heraus.
    Zuerst zeichnete ich rings um die Leiche einen Kreidekreis, den ich mit Symbolen der Weißen Magie versah. Danach griff ich zu dem silbernen Dolch.
    Suko sah mir gespannt zu, als ich mich über die Leiche beugte und die Dolchspitze auf die Brust des Mannes richtete.
    »Fahrt aus, Geister der Finsternis!« befahl ich leise. »Dieses geweihte Silber wird euch vernichten, sobald ich zustoße.«
    Ich gab den Dämonen noch eine Chance, ihr Opfer freizugeben. Nicht, daß ich einen Kampf scheute, aber ich erhoffte mir einen Hinweis auf Janes Verbleib. Vielleicht konnte ich die ausfahrenden Geister zwingen, mir etwas über Jane zu verraten.
    Doch vorerst geschah nichts. Ich murmelte Beschwörungen und senkte die Dolchspitze. Die Dämonen reagierten nicht.
    Auf meiner Stirn bildeten sich feine Schweißperlen. Mit höchster Konzentration schleuderte ich den Geistern, die den Toten nicht freigeben wollten, einen ganz starken Bannspruch entgegen und berührte mit dem Silberdolch die Brust der Leiche.
    In der nächsten Sekunde erbebte der Fußboden des Zimmers. Die Wände wackelten.
    Suko und ich verloren das Gleichgewicht, aber ich konnte den Silberdolch weiterhin gegen die Brust des Toten drücken. Höllisches Kreischen und Wimmern ertönte, Blitze zuckten über meinen Kopf hinweg, ohne mich zu treffen.
    Der Tote bäumte sich auf und starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an. Noch einmal malte sich das Entsetzen, das er im Moment seines Todes empfunden hatte, aus seinen Zügen ab.
    Eine graue, formlose Masse löste sich von dem Körper der Leiche, floß über den Teppich und verschwand in einer schmalen Bodenritze. Der Tote fiel schlaff zurück und rührte sich nicht mehr.
    Aufseufzend ließ ich den Dolch sinken. Es war nur teilweise gelungen. Ich hatte die Leiche befreit. Sie fühlte sich jetzt wie jede andere Leiche an.
    Aber der Dämon war vor mir geflohen, und ich hatte ihn nicht zurückhalten können.
    Ich hatte nichts über Jane Collins erfahren.
    Und dieser Gedanke peinigte mich mehr als alles andere!
    ***
    Die Routinearbeit überließ ich wie immer meinen Kollegen. Ich durfte damit keine Zeit verschwenden. Gemeinsam mit Suko

Weitere Kostenlose Bücher