0059 - Wir und das Goldene Pferd
einen Zettel hin:
»Jim Hollyday, 209,19th East Street.«
Ich sah auf. »Können Sie mir sonst noch etwas über Hollyday erzählen?«
»Nicht viel. Er war bis vor einem halben Jahr-Teilhaber der Cromton Bank, hat aber seinen Anteil verkauft. Vermutlich, um sich seiner dreißig Jahre jüngeren Frau widmen zu können.«
Ich hatte es plötzlich sehr eilig. »Sehen uns ein andermal privat Jetzt muss ich weitermachen, den biederen Steuerzahler vor blutrünstigen Gangstern bewahren.«
Ich fand das angegebene Haus in einer pompösen Wohngegend, ganz in der Nähe von St. Gabriels Park.
Es handelte sich um ein ultramodernes Apartment House mit sieben Stockwerken. Den Teilhaber einer Bank hatte ich eigentlich in einer Villa anzutreffen erwartet, aber das spielte schließlich keine große Rolle.
Ich trat ein, ließ meine Augen über die Hausbriefkästen wandern und fand unschwer, dass die Hollydays in der sechsten Etage wohnten.
Ein flachsköpfiger Liftboy brachte mich nach oben und wenige Sekunden später klingelte ich an einer Abschlusstür, neben der ein Mattsilberschild mit dem Namen Jim Hollyday prangte.
Eine Blondine von kaum mehr als dreißig Jahren öffnete. Sie trug eng anliegende feuerrote Hosen und eine Seidenbluse. Abschätzend musterte sie mich.
Da sie keine Miene machte, den Mund aufzutun, musste ich sprechen. »Guten Tag, gnädige Frau. Ich möchte zu Mr. Hollyday.«
Bei der Erwähnung des Namens Hollyday verzog sie mokant die Lippen. - »Hit mir Leid, mein Mann ist nicht hier.«
»Okay, es ist aber außerordentlich dringend. Ich muss ihn sprechen. Kann ich vielleicht auf ihn warten?«
Die Frau zuckte die Achseln.
»Das wird keinen Sinn haben«, meinte sie abweisend.
Ich beschloss, kurzen Prozess zu machen, holte meinen Ausweis aus der-Tasche und hielt ihn ihr unter die Nase.
»G-man Jerry Cotton. Ich darf sicher eintreten.«
Die blonde Frau wechselte die Färbe, gab aber gehorsam den Eingang frei und ließ mich in eine kleine, exquisit eingerichtete Diele treten. Dann öffnete sie eine Tür zur Linken und ging vor mir ins Wohnzimmer.
Ich war ziemlich beeindruckt: Mehrere Stahltischchen mit Glasplatten, hypermoderne Sessel, ein kostbares Ölgemälde an der Wand, das recht gut eine Atombombenexplosion hätte vorstellen können, und eine Hausbar, die es in sich hatte.
Mrs. Hollyday deutete auf einen Sessel, setzte sich selbst und schlug die Beine übereinander. Fragend blickte sie mich an.
»Ihr Gatte besitzt einen Cadillac, Modell 1954«, begann ich das Gespräch.
Sie nickte. »Er mochte sich von dem alten Wagen nicht trennen.«
»Wissen Sie, wann Ihr Gatte nach Hause kommt?«
»Überhaupt nicht.«
»Wie soll ich das verstehen?« Ich war wirklich erstaunt.
Sie zuckte die Achseln. »Übermäßig zartfühlend sind Sie nicht, Mr. Cotton - wir leben getrennt. Ich habe Jim vor drei Wochen gebeten, mich zu verlassen.«
»Ah - und das hat er getan?«
Sie zuckte wieder die Achseln. »Es blieb ihm schon nichts anderes übrig.«
»Sie haben vermutlich die Scheidung eingereicht?«
»Noch nicht. Jim hat mich gebeten, mich drei Monate zu prüfen und erst dann einen endgültigen Entschluss zu fassen. Da er immer gut und anständig zu mir war, wollte ich ihm den Gefallen tun, obwohl ich auch nach der gesetzten Frist nicht anders denken werde als heute.«
»Und wo kann ich Ihren Mann sprechen?«
»Er ist am 21. März nach Port Jervis gefahren. Zu einem Freund. Er wollte dort einige Zeit bleiben.«
»Haben Sie inzwischen etwas von ihm gehört?«
»Nein. Er war nie ein eifriger Briefschreiber und hatte ja auch gar keine Veranlassung, sich mit mir in Verbindung zu setzen.«
»Wie heißt der Freund«, fragte ich.
»Dr. Stass. Er ist praktizierender Arzt in Port Jervis.«
»Darf ich mal telefonieren? Gegen Bezahlung natürlich.«
Ich durfte.
Ich schlug im Telefonbuch Port Jervis auf, suchte mir Dr. Stass Nummer heraus und wählte sie.
»Hier bei Dr. Stass«, sagte eine ferne Frauenstimme.
»Hier Cotton, New York. Kann ich mit dem Doktor sprechen?«
»Dienstlich oder privat?«
»Privat.«
»Einen Augenblick, bitte.«
Wenig später meldete sich eine sympathische Männerstimme.
»Hallo, Doktor«, sagte ich eilig. »Ist Ihr Freund Jim Hollyday noch bei Ihnen?«
»Jim Hollyday?«, kam es erstaunt zurück. »Ich habe den alten Knaben schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
Ich spürte ein übles Gefühl im Magen. Meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.
»Wann war
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