0059 - Wir und das Goldene Pferd
die Köpfe zusammen und besprachen unseren Plan.
***
Die Pemsen Street ist eine südlich der Brooklyn-Brücke von Westen nach Osten verlaufende Straße ohne besondere Merkmale.
Das John Snider gehörende Grundstück, ein geräumiger, asphaltierter Hof, befand sich in gepflegtem Zustand. Die linke Seite des Grundstücks wurde durch drei ineinander geschachtelte Werkhallen begrenzt, die Rückfront und die rechte Seite wurden durch Einzelboxen eingenommen.
Es war dreizehn Uhr, als ein unscheinbar gekleideter Mann in einem alten La Salle in den Garagenhof einfuhr, stoppte, ausstieg und sich in den Teil des Werkstattgebäudes begab, an dem ein Hinweisschild, auf das Büro angebracht war.
Das Büro selbst war ein länglicher Raum, nur mit den allernötigsten Möbeln möbliert. Ein blasses Mädchen tippte eifrig Briefe und Rechnungen. Beim Eintreten des Besuchers sah sie uninteressiert auf und fragte nach seinen Wünschen.
»Ich bin eigentlich hierher gekommen, um eine Garage zu mieten«, sagte der Mann unentschlossen.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, Mister. Da ist nichts zu machen. Wir sind überbesetzt. Wir schieben zur Zeit schon nachts zehn Wagen in die Werkstatt. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.«
Der Mann zuckte ergeben die Achseln.
»Etwas anderes hatte ich eigentlich gar nicht erwartet. Aber man darf ja schließlich fragen. Übrigens - ich hätte da einen kleinen Schaden am Verteiler. Kann das hier behoben werden?«
»Selbstverständlich, Sir. Fahren Sie durch Tor III in die Werkstatt. Ich sage dort inzwischen telefonisch Bescheid.«
Sie beugte sich mit einem energischen Ruck wieder über ihren Schreibkram.
Sie werden inzwischen sicher erraten haben, dass ich der unscheinbare Mann mit dem alten La Salle war.
Ich fuhr den Wagen tuckernden Motors in die Werkhalle.
Diese war nicht anders als tausend andere Werkstätten. Nur eine gewisse Ordnung und Sauberkeit fiel allerdings angenehm auf. Ein freundlicher Vorarbeiter vertrat mir den Weg.
»Was soll es sein?«, fragte er.
Ich erklärte dem Mann geduldig die Symptome der Krankheit meines Autos und überließ ihm den Wagen. Ehe er auf die Idee kam, mich aus der Halle zu weisen, zwängte ich mich zwischen zwei Lkw hindurch und visierte neugierig meine Umgebung.
Ich wusste, ich hatte etwa eine halbe Stunde Zeit. Die Lichtanlage meines Wagens war so weit präpariert, dass man den Fehler nicht zu schnell finden konnte.
Der Raum, in dem ich mich b’ef and, gehörte zur mittleren Halle und war rechts durch ein großes, geschlossenes Tor mit der dritten Halle verbunden.
***
Ich näherte mich neugierig diesem Tor, zuckte aber zurück, weil ich Schritte hörte.
Eine Durchlasstür in dem Tor öffnete sich, und ein kleiner, drahtiger Mann von etwa fünfzig Jahren trat hindurch.
Er trug einen blitzsauberen Arbeitsmantel, hatte angenehme, wenn auch weiche Gesichtszüge und eine Glatze.Trotzdem lag etwas Melancholisches über der ganzen Erscheinung. Der Mann sah mir ganz so aus, als habe er Nöte und Kümmernisse.
Ich blickte ihm nach, bis er zu dem Mann trat, der meinen Wagen reparierte und ihn laut danach fragte, wem denn der La Salle gehöre.
»Lauf kundschaf t, Mr. Snider«, hörte ich den Mechaniker höflich erwidern. »Irgendein Schaden am Verteiler oder an der Lichtanlage. Vielleicht auch an beiden. Diese Sonntagsfahrer haben ja von nichts Ahnung.«
Snider scherte sich nicht weiter um meinen Wagen. Er verließ die Halle wieder nach der Westseite, und ich nahm die Gelegenheit, durch die schmale Tür, die er halb offen gelassen hatte, in den nächsten Werkstattraum einzutreten.
Dieser war wenigstens genauso groß wie der mittlere, aber bis auf einige wenige Werkbänke und zwei Werkzeugschränke an den Seiten völlig leer. In der Mitte des Raumes stand ein schwarzer Cadillac, Modell 1954.
Ich schenkte dem Wagen zunächst keine Beachtung, sondern umrundete den Raum; dann stutzte ich, überlegte einige Sekunden und trat näher an den Cadillac heran.
Als ich mit dem rechten Zeigefinger über den hinteren Kotflügel strich, blieb an meinem Finger eine schwarze Spur zurück.
Der Cadillac war erst vor kurzem umgespritzt worden und noch nicht getrocknet.
Ich nahm mein Taschenbuch aus dem Jackett und schrieb mir das polizeiliche Kennzeichen auf:
HE 6513-58
Ich lauschte angestrengt, vernahm aber nichts Verdächtiges. Es gelang mir mit einiger Mühe, die Kühlerhaube zu öffnen und einen Blick auf den Motor zu werfen.
Neben dem
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