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006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Blutenden
Augen vorgefunden. Er fühlt sich verantwortlich für die geheimnisvolle
Schrift, die er für sich selbst gedeutet hat. Seine Sekte sollte einen alten
Glauben wieder in die Höhe bringen. Sie waren dazu ausersehen, den Anfang zu
machen. Als Blutopfer für Kali. Rasmandah hätte Sie sicher in der Zwischenzeit
mehrmals töten können, doch er machte sich die Mühe, Sie für ein großes Ritual,
in dem bisher nur Tiere geopfert wurden, vorzusehen. Er wollte den Fluch, der
auf den Augen lastet, erfüllt sehen. Sie werden den Wunsch haben, sich frisch
zu machen und werden auch großen Hunger haben. Ich halte Sie hier unnötig auf
mit meinem Geschwätz. Ich werde alles in die Wege leiten.«
    Larrys Augen verengten sich. Er fand nicht, dass Waverlean Entscheidendes
preisgab. Er redete viel, das stimmte, aber er vermied jede genaue Angabe.
Warum?
    »Nehmen Sie bitte hier Platz, Mister Brent, nicht wahr, so war doch Ihr
Name? Fast wäre mir wieder das Du und Roy über die Lippen gekommen –
entschuldigen Sie!« Er wies auf eine Sitzgruppe in einer halbrunden Nische,
gemütlich und bequem. Eine kleine Besucherecke. »Ich bin gleich zurück, Mister
Brent.« Henry Waverlean ging ein paar Schritte weiter, öffnete eine Tür und
verschwand.
    Larry sah sich um, setzte sich dann auf einen bereitstehenden Stuhl und schlug
die Beine übereinander. Er hatte das Gefühl, das einzige Lebewesen im Haus zu
sein. Er sah keinen Diener, hörte niemanden sprechen und – ja, nicht einmal
eine Uhr tickte. Jetzt fiel es ihm auf.
    Er fühlte sich unbehaglich, und Waverleans seltsames Benehmen war mit dazu
angetan, ihn misstrauisch zu machen, ihm die Unruhe, in der er sich noch immer
befand, nicht zu nehmen. Er hatte mit einem Mal das Gefühl, nur eine Figur in
einem großen, undurchsichtigen Spiel zu sein ...
    Er konnte seine Gedankengänge nicht mehr fortsetzen. Ein dumpfes Röcheln
erklang plötzlich aus dem Zimmer, in dem Henry Waverlean verschwunden war, ein
schwerer Körper stürzte zu Boden, und in diesem Augenblick summte irgendwo im
Haus eine ferne, heisere Klingel.
    Larry sprang sofort auf. Unten wurde eine Tür aufgerissen.
    Der Mann, der die Treppen hochstürzte, war nur mit Hemd und Hose bekleidet.
In der rechten Hand hielt er einen schwarzen Koffer: der Arzt, von dem
Waverlean gesprochen hatte.
    Larry Brent war noch vor ihm an der Tür und riss sie auf.
    Im Zimmer brannte eine Stehlampe. Von einem flachen, braunen Tisch mit
geschnitzten Beinen hing der Telefonhörer herab. Henry Waverlean lag in
verkrümmter Stellung auf dem Teppich. Wortlos kniete der Arzt neben ihm und hob
rasch ein Augenlid des bleichen, reglosen Engländers an. Mit ernster Miene
injizierte er eine bereits gefüllte Spritze. Dann fühlte er den Puls. Larry
beobachtete das Mienenspiel des Arztes. Auf den ersten Blick war zu erkennen,
dass hier alles für den Ernstfall vorbereitet war. Waverleans schwere
Herzerkrankung hatte eine solche Situation förmlich geschaffen.
    Der Arzt stieß hörbar die Luft durch die Nase. »Es sieht ganz so aus, als
ob er sich heute zu viel zugemutet hat. Ich habe ihm strengste Ruhe verordnet,
doch er hielt sich nicht daran.« Sein Blick begegnete dem Larry Brents. »Hier
ist nichts mehr zu machen. Mister Waverlean ist tot.«
     
    ●
     
    X-RAY-3 erhob sich. Ein tiefer Atemzug hob und senkte seine Brust. Er
fragte sich, mit wem Henry Waverlean wohl telefoniert haben mochte. Mechanisch
nahm er den Hörer zur Hand. Das Freizeichen ertönte. Waverlean hatte nicht mal
gewählt. Der Tod hatte ihn überrascht, als er nach dem Telefon gegriffen hatte.
    Larry warf einen Blick auf die halbgeöffnete Balkontür. Die laue Nachtluft
fächelte den leichten, seidenen Vorhang. Larry ging hinaus, warf einen Blick
über die Brüstung hinunter in den gepflegten, düsteren Garten. Ein
Springbrunnen plätscherte leise irgendwo im Finsteren hinter den Bäumen und
Sträuchern.
    Der Balkon war lang. Er führte über insgesamt sieben Fenster hinweg. Es
fiel Larry auf, dass das hinterste der Reihe mit einem dunkelgrünen Laden
verdeckt war. Er wollte einen Blick durch die Ritze werfen, aber er sah nur ein
stockfinsteres Zimmer. In dem Moment war die Bewegung neben ihm. Larry wirbelte
herum.
    Der Arzt stand vor ihm.
    »Sie waren mit Mister Waverlean befreundet?« fragte der Inder ruhig. »Dann
wussten Sie sicher auch, wie krank er war. Seien Sie froh, dass Sie ihn noch
lebend angetroffen haben! Während der letzten Tage hat sich sein Zustand

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