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006 - Der lebende Leichnam

006 - Der lebende Leichnam

Titel: 006 - Der lebende Leichnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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Vermutung bestätigt.« Diesmal konzentriere ich mich auf den Hörer, und er hebt sich aus der Gabel, ohne dass ich ihn berühre. Dann lasse ich ihn wieder zurückfallen. Marlat ist ganz aufgeregt und grinst hämisch. Plötzlich begreife ich, dass er mich reingelegt hat. Er hat mich hypnotisiert, und ich habe es nicht gemerkt. Triumphierend sagt er:
    »Sie können das auch machen, ohne im Raum zu sein und über weite Entfernungen hinweg. Denn als die Aktentasche verschwand, befanden Sie sich ja nicht im Gang.«
    Ich werfe ihm einen verächtlichen Blick zu. Jetzt werde ich ihm mehr sagen müssen, als ich möchte, aber die ganze Wahrheit wird er von mir nicht erfahren.
    »Es gelingt mir nicht immer. Ich konnte die Aktentasche verschwinden lassen, weil ich dem Gerichtsschreiber im Geist auf den Gang gefolgt war.«
    »Und bei Marie Sauvage, wie haben Sie es da gemacht?«
    »Ich dachte an sie und plötzlich sah ich sie leibhaftig vor mir.«
    Das klingt nicht unwahrscheinlicher als meine Fähigkeit, meinen Körper zu verlassen. Ich töte im Traum, und mein Traum verwirklicht sich. Marlat nimmt mir wahrscheinlich auch die unglaublichsten Erklärungen ab.
    Für ihn bin ich eine Art Zauberer. Also kann ich ihm erzählen, was ich will.
    »Ich möchte Sie untersuchen, Morel.« Er befiehlt mir, mich auf das Ruhebett zu legen, fest entschlossen, nun reinen Tisch zu machen. Aber das kommt nicht in Frage. Er hat mich schon einmal hypnotisiert. Das genügt. Ich habe keine Lust, dass er wieder damit anfängt.
    Ich entziehe mich ihm, indem ich meinen Körper verlasse, und meine fleischliche Hülle liegt regungslos vor ihm. Sofort kann ich seine Gedanken lesen, weil er sich nun entspannt.
    Ein durchtriebener Kerl. Er hat tatsächlich vor, mich aus dem Weg zu räumen. Er hat Angst vor mir. Mein Fall interessiert ihn noch immer, aber nur, solange ich nicht gemeingefährlich bin. Sobald er einen Weg findet, mich unschädlich zu machen, wird er mich in ein Irrenhaus einsperren lassen.
    Aber jetzt hat er noch wahnsinnige Angst vor mir, und das hindert ihn daran, mich sofort anzugreifen. Er hat die Absicht, mir mit dem Abendessen ein Schlafmittel zu verabreichen.
    Einen Augenblick lang bin ich versucht, ihn zu erwürgen, aber das wäre falsch. Ich darf nicht körperlich anwesend sein, wenn ich ihn töte.
    Ich kehre in meinen Körper zurück und öffne die Augen. Sofort verliere ich den Kontakt mit seinen Gedanken.
    »Ich bin erschöpft, Doktor. Ich möchte ein wenig schlafen, bevor wir weitermachen.«
    »Aber gern.«
    Während ich mich gespielt mühsam aufrichte, drückt er auf eine Klingel. Er ruft nicht eine Krankenschwester, sondern einen Pfleger herbei. Ein riesiger Kerl mit roten Haaren betritt den Raum.
    »Begleiten Sie Morel in sein Zimmer zurück. Und bleiben Sie bei ihm.«
    »Ich möchte lieber, dass Mireille kommt. Ich bin an sie gewöhnt.«
    »Sie wird ihren Dienst erst morgen wieder aufnehmen.«
    Er muss Angst haben, dass ich ihn aus der Entfernung mit einem Sessel oder einem Telefon erschlage. Mit einem spöttischen Lächeln stütze ich mich auf den Arm des Pflegers.
     

     
    Ich strecke mich auf meinem Bett aus. Ich habe mich geweigert, meine Kleider abzulegen. Ich muss dem Ganzen ein Ende machen. Marlat glaubt, dass er der Stärkere ist, aber er unterschätzt mich. Zunächst muss ich Mireilles Misstrauen mir gegenüber zerstreuen. Ich weiß, dass ich das kann. Umso mehr, als ich fähig bin, sie zu beeinflussen, während ich unsichtbar bleibe.
    Wenn ich das geschafft habe und sie meine Verbündete ist, werde ich mich um Marlat kümmern. Sehr gut. Ich drehe mich nach dem Pfleger um. Er sitzt auf einem Stuhl neben dem Fenster.
    Ich verlasse meinen Körper, dann befehle ich dem Pfleger, in Mireilles Zimmer zu gehen und in ihren Sachen herumzukramen. Als er das Zimmer verlassen hat, öffne ich vorsichtig die Tür zum Gang und gehe hinaus.
    Zuerst muss ich Mireille finden. Ich gehe aufs Geratewohl los und begegne einer Krankenschwester, deren Gedanken ich befrage. Sie weiß nichts. Ist egal. Ich steige die Treppe hinunter und gelange in die Halle.
    Die Empfangsschwester weiß Bescheid. Man hat Mireille in den Aufenthaltsraum für das Personal geführt. Ich befehle dem jungen Mädchen, dorthin zu gehen, um zu sehen, wie es ihrer Kollegin geht. Ohne zu zögern lässt sie die Karteikarten liegen, die sie gerade ordnen wollte, und begibt sich zu einer kleinen Tür in der Nähe der Treppe.
    Jetzt befehle ich ihr, die Türen hinter sich

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