006 - Der Teufelsbeschwörer
Wohnzimmer hin und her. In dieser Nacht hatte sein Leben eine unerwartete Wendung genommen. Reichtum und Macht waren ihm sicher. Er würde sich bald alles leisten können, dafür würden die Teufelsmönche sorgen.
Mit Geld, Gold und Juwelen würden sie ihn überhäufen, wie er es ihnen aufgetragen hatte.
Er würde sich alles das kaufen, worauf er bisher verzichten mußte, wovon er immer nur geträumt hatte. Und er würde seine Macht ausspielen.
Die hübschesten Frauen würden ihm gehören.
Fiona? Er würde sie bald verstoßen. Vielleicht würde er sie den Satansmönchen überlassen. Sie paßte nicht mehr zu ihm. Er war ein anderer geworden.
Grinsend nahm er sich einen Drink. Er hatte wieder trockene Kleider am Leib. Draußen regnete es mit unverminderter Heftigkeit weiter.
Ein schabendes Geräusch war zu hören. Etwas kratzte über die Fensterscheibe. Unheimlich hörte es sich an, doch Logan Temple hatte keine Angst. Wer den Teufel im Leib hat, braucht sich vor nichts mehr zu fürchten.
Temple wandte sich um.
Er sah eine Gestalt.
Sie stand draußen im strömenden Regen, trug eine schwarze Kutte. Wie ein gefährlicher Spuk stand das Wesen vor dem Fenster. Es wollte herein. Logan Temple hatte nichts dagegen. Er ließ den Satansmönch ein. Der Unheimliche stellte einen Handkoffer auf den Tisch, und er holte einen Haufen nasser Banknoten aus der Kutte, warf die Scheine neben den Koffer, auf den Logan Temple die Hand legte.
»Was ist in dem Koffer?«
»Juwelen.«
Gier funkelte in Temples Augen. Er ließ die Verschlüsse aufschnappen und wühlte seine Finger gleich darauf in das Gleißen, Glitzern und Schillern. Er verstreute die Juwelen lachend über den ganzen Tisch.
»Nicht schlecht für den Anfang«, sagte er.
»Wir sind auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen«, berichtete der Mönch.
Temple musterte ihn nervös. »Was ist passiert?«
»Ein Mann namens Tony Ballard stellte sich uns in den Weg. Er hatte ein Mädchen bei sich. Eine weiße Hexe.«
»Und?«
»Vier meiner Brüder wurden vernichtet«, sagte der Teufelsmönch grimmig. Er dachte, die zwei Mönche im Abbruchhaus würden noch existieren. Er wußte nicht, daß auch diese bereits ihr unseliges Leben verloren hatten, daß er der einzige Überlebende war.
»Tony Ballard!« knurrte Logan Temple, und seine Augen verengten sich. Der Teufel in ihm kannte diesen Namen. »Ballard, der Dä- monenhasser! Er sagt uns den Kampf an! Okay, wir nehmen die Herausforderung an! Du holst deine beiden Brüder, und dann begebt ihr euch zu dem Dämonenjäger, klar?«
»Ja«, sagte der Mönch.
»Tony Ballard muß sterben. Aber Vorsicht! Er hat einen Ex-Dä- mon zum Freund! Der Kerl ist noch gefährlicher als die Hexe! Chichester Road 22. Das ist die Adresse. Ehe der Morgen graut, möchte ich von euch hören, daß ihr Tony Ballard vernichtet habt!«
»Er ist schon so gut wie tot«, sagte der Teufelsmönch und ging.
***
»Tony!« rief Roxane neben mir aufgeregt aus.
Im selben Moment sah ich den schwarzen Schemen, der aus Logan Temples Haus kam und durch den Regenschleier huschte. Ich trat aufs Gaspedal, nagelte es auf dem Bodenblech fest. Der Motor heulte auf. Mein Peugeot machte einen wilden Sprung vorwärts.
Der Teufelsmönch rannte los. Wir rasten hinter ihm her. Ich zog den Wagen auf den Gehsteig hinauf. Der Randstein hämmerte gegen die Felgen, aber das machte mir nichts aus.
Mir war nur eines wichtig: den Mönch zu kriegen.
Ich schnitt ihm den Weg ab, bremste, der Peugeot rutschte ein Stück, dann stand er, ich rammte die Tür mit der Schulter auf und federte aus dem Fahrzeug.
»Tony Ballard!« fauchte der Teufelsmönch haßerfüllt.
»Freut mich, daß du mich sofort wiedererkennst!«
Der Regen prasselte auf uns herab. Meine Kleider hingen in Fetzen herunter. Auf jedem Lumpenball hätte ich den ersten Preis gemacht.
Die Zeit erstarrte. Nur der Regen rann weiter. Unsere Blicke verkrallten sich ineinander.
»Ihr habt vier meiner Brüder vernichtet!« bellte der Teufelsmönch. »Unsere Rache wird furchtbar sein.«
»Vier? Mein Freund, du bist schlecht informiert!« gab ich kalt zurück. »Sechs! Die beiden Mönche im Abbruchhaus existieren auch nicht mehr! Du bist allein!«
»Dann werde ich dich eben allein töten!« zischte der Satansmönch und griff zur Peitsche.
Mein Colt Diamondback steckte wieder in der Schulterhalfter, aber ich wollte diese Waffe nicht benützen. Der Knall hätte alle Schlafenden geweckt. Mir stand auch eine lautlose Waffe
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