006 - Der Teufelsbeschwörer
marmorierte Becken voll war, steckte er den Kopf hinein. Das kalte Wasser legte sich sanft auf seine Schwellungen, kühlte sie, verschaffte ihm Linderung. Das Brennen verschwand aus seinem Gesicht. Er behielt den Kopf so lange unter Wasser, bis ihm die Luft knapp wurde. Dann richtete er sich auf, tauchte nach kurzem Luftholen aber sofort wieder unter. Mehrmals wiederholte er das. Danach ging es ihm ein bißchen besser.
Er kramte in der Hausapotheke herum, bestrich die offenen Wunden mit einer Heilsalbe und schluckte zwei schmerzstillende Tabletten.
Jeremy Church triumphierte nun.
Raoul Kellerman haßte ihn deswegen.
Er hatte geglaubt, in der heutigen Zeit habe das Recht des Stärkeren keine Gültigkeit mehr, aber das war ein Irrtum gewesen. Dieses Recht wurde nach wie vor praktiziert. Wer es ignorierte, mußte mit schmerzhaften Konsequenzen rechnen.
Der Juwelier beabsichtigte, ins Schlafzimmer zurückzukehren und sich aufs Bett zu legen. Er fischte seinen Bademantel vom Haken und zog ihn an. Fröstelnd band er den Gürtel. Dann öffnete er die Tür, löschte das Licht und trat aus dem Bad.
Zwei Schritte machte er.
Dann blieb er wie angewurzelt stehen.
Er dachte, übergeschnappt zu sein, denn in seinem Schlafzimmer standen fünf Horror-Gestalten!
***
Die Teufelsmönche!
Sie hatten die nahe Kapelle verlassen und waren zu ihm gekommen. Raoul Kellerman konnte es nicht fassen. Warum ausgerechnet zu ihm? Was wollten diese unheimlichen Gestalten von ihm? Hatte ihm das Schicksal noch nicht hart genug mitgespielt? Mußte es ihm auch noch einen Besuch dieser Schreckenswesen bescheren?
Er schloß die Augen, hoffend, daß die Mönche nur ein Trugbild waren.
Als er die Lider wieder hob, standen die Satansmönche aber immer noch da.
Keine Halluzination!
O Gott!
»Ergreift ihn!« befahl der Anführer. Und zu Kellerman sagte er
»Wenn du schreist, stirbst du!«
Zwei Mönche eilten auf den verdatterten Mann zu. Raoul Kellerman war zu zerschlagen, um sich wehren zu können. George Gabby hatte – ohne es zu beabsichtigen – gute Vorarbeit für die Mönche geleistet. Die schwarzen Wesen packten den Juwelier mit eisenhartem Griff. Er zuckte zusammen. Ein schmerzlicher Ausdruck verzog sein Gesicht.
»Was… was wollt ihr von mir?« stöhnte Kellerman.
»Alle deine Juwelen.«
»Aber… dafür habt ihr doch keine Verwendung …«
»Kümmere dich nicht darum! Du wirst deinen Safe für uns öffnen. Tust du es nicht, verlierst du dein Leben, so einfach ist das!«
Der Anführer der Mönche gab seinen Brüdern mit dem Kopf ein Zeichen. Diese zerrten Raoul Kellerman aus dem Schlafzimmer, zur Wendeltreppe hin und diese hinunter.
Ein Alptraum! dachte der Juwelier verzweifelt. Es muß ein Alptraum sein!
Er stolperte, konnte jedoch nicht fallen, denn die Mönche hielten ihn fest. Sie ließen ihn erst los, als sie den großen begehbaren Safe erreichten. Der Tresor war mehrfach gesichert. Raoul Kellerman hatte sich die Sicherung seiner Juwelen eine Menge Geld kosten lassen. Bei der geringsten unsachgemäßen Handhabung schlugen die elektronischen Systeme Alarm.
Einen Moment dachte Kellerman daran, den Alarm auszulösen.
Wie würden die Teufelsmönche darauf reagieren? Würden sie erschrecken und die Flucht ergreifen?
Konnten diese Horror-Wesen überhaupt erschrecken?
Nein, wenn du nicht genau das tust, was sie von dir verlangen, bringen sie dich grausam um! sagte der Juwelier. Riskiere lieber nichts. Es zahlt sich nicht aus. Die Juwelen sind versichert. Es lohnt sich nicht, für sie das Leben aufs Spiel zu setzen. Sei lieber kein Held – und bleibe am Leben.
Wie lautet das Sprichwort?
Lieber fünf Minuten lang feige, als ein Leben lang tot!
»Öffne den Safe!« verlangte der Anführer der Mönche.
Raoul Kellerman trat einen Schritt vor. Seine Hände waren feucht, die Finger zitterten, waren kraftlos. Er wischte sich den Schweiß am Bademantel ab und führte den Befehl des Satansmönchs aus.
Hier war ein Rädchen zu drehen, da ein Hebel umzulegen, dort ein Knopf zu drücken, dann eine Zahlenkombination einzustellen.
Das alles mußte in einer ganz bestimmten Reihenfolge geschehen, sonst gab es Alarm – und die Mönche würden ihn dafür mit dem Tod bestrafen.
In der Aufregung hätte Kellerman beinahe die Ziffern der Zahlenkombination verwechselt.
Er bemerkte es im letzten Augenblick und erschrak heftig, korrigierte den Irrtum und öffnete Sekunden später die dicke Stahltür des Tresors.
Während zwei Mönche bei
Weitere Kostenlose Bücher