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006 - Ende eines Quellherren

006 - Ende eines Quellherren

Titel: 006 - Ende eines Quellherren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: STAR GATE - das Original
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erhalten, als er begriff, dass nicht er Inhalt der Auseinandersetzung war. Noch hatte er Wasser – noch. Wäre inzwischen auch über ihn ein Urteil gefällt worden, stünde er jetzt nicht hier. Einem Quellherren, dessen Brunnen versiegt waren, blieb der Eintritt ins Ganglion und der Zugang zu Shan versperrt.
    Die Augen konnten also gar nicht das Urteil über ihn gefällt haben; außerdem war er angesehen und nicht ohne Einfluss.
    »Wen hat es getroffen?«, wandte er sich leise an seinen Nachbarn.
    »Gotan.«
    Gotan. Der kaum jüngere Quellherr war nicht nur sein Freund, er stammte wie Tritar auch aus einer uralten angesehenen Familie. Aber Abstammung und Freundschaft zählten nichts mehr, sobald die Quellen versiegt waren.
    Tritar räusperte sich. Die Felder des nunmehr Namenlosen grenzten direkt an die seinen. Wieder dachte er an die beunruhigenden Meldungen seiner eigenen Schaufler; die Erntemaschinen stießen von Woche zu Woche auf immer weniger Wasser und forderten immer mehr der sowieso schon spärlichen Quellgrasernte für sich.
    Er spähte zu Glaukol hinüber, dem Shansprecher, dem es oblag, das Wort an die Quellherren zu vergeben. Der Greis machte keinerlei Anstalten, seine Stimme zugunsten Gotans zu erheben.
    Auch das hat sich geändert , dachte Tritar. In früheren Jahren war es Sitte gewesen, einem Gescheiterten einen Fürsprecher zur Seite zu stellen; zuviel gab es bei der Auflösung und Neuaufteilung eines Clans zu bedenken und selbst Namenlosen wurde das Recht nicht verwehrt, bei der Verteilung ihres ehemaligen Besitzes mitzusprechen, bevor sie den ehrenvollen Weg gingen. Auch unterhielten sich die anderen nicht mehr flüsternd über die Bestimmung des Gescheiterten. Glaukol jedoch war wortkarg und abweisend, eine Haltung, auf die Tritar auch bei den meisten anderen Quellherren gestoßen war.
    Wieder erfasste ihn das Gefühl, hier werde nicht über Gotans Scheitern, sondern über das seine verhandelt. Aber noch war es nicht soweit. Noch besaß er eine Stimme im Rat.
    Tritar straffte sich. Sein Blick streifte den des Quellherren Mishan, der sich ebenfalls in der Nähe des Eingangs postiert hatte; offenbar war auch er zu spät gekommen.
    Doch der Hagere senkte den Kopf und wich seinem Blick aus. Nichts mehr war von der Vertrautheit zu spüren, die einst zwischen ihnen bestanden hatte.
    Der Quellherr konzentrierte sich auf Tremishs Worte, der die Gunst der Stunde genutzt hatte und hoffen durfte, aus Gotans abzusegnender Niederlage den größten Vorteil zu ziehen.
    Tremish sah sich herausfordernd um. »Wir müssen uns schnell entscheiden. Nur so können wir verhindern, dass sich die Angehörigen des nun oberhauptslosen Clans in führungslosem Durcheinander noch größeren Schaden zufügen. Und ich wiederhole es noch einmal …« Er ließ eine gut gewählte Pause verstreichen. »Ich bin bereit, die nutzlose alte Sirmah zu versorgen. Das kostet mich Opfer, die ich ohne Klagen übernehme. Allerdings müsste mir das Haus Gotans zugesprochen werden. Dieser Ausgleich …« Tremish verstummte und blickte ungläubig zu der sich öffnenden Verbindungstür. Die Quellherren folgten seinem entsetzten Beispiel und erstarrten ebenfalls, oder schrieen empört auf und wandten dem Eingang demonstrativ den Rücken zu.
    »Shan wird unachtsam«, klagte neben Tritar ein gebeugter, ausgezehrter Mann mit zitternder Stimme. Der Quellherr drehte sich um.
    In der Pforte stand der, dessen Besitz sie gerade verteilten – Gotan.
    »Entweihung!«, schrie einer der Ratsherren so laut, dass es Tritar in den Ohren schmerzte. »Jagt den Namenlosen hinaus! Er hat nichts mehr auf einer Ratssitzung zu suchen! Weiß der frühere Quellherr nicht mehr, was sich geziemt?«
    Gotan wich den auf ihn zuströmenden Wachen aus und klammerte sich an die trennende Metallschranke zwischen dem eigentlichen Sitzungssaal und den Vorräumen. »Lasst es mich noch einmal versuchen!«, rief er. »Ihr wisst, ich habe mir alle Mühe gegeben … Doch ohne Wasser wächst kein Quellgras! Es kann jeden von euch treffen!« Er blickte sich um und wollte noch etwas hinzufügen, als er sich seines Sakrilegs bewusst wurde. Wie alle anderen hatte auch Gotan früher auf die Einhaltung der Regeln geachtet; ein Namenloser durfte den Rat weder in einer Versammlung stören noch ihn ansprechen. Er war nur noch eine Unperson, ein Rechteloser, mit dem kein Bürger Shabrans mehr sprach.
    Bei allem Bedauern, das Tritar für seinen ehemaligen Nachbarn empfand, blickte er doch wie die

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