006 - In der weißen Hölle
Frau schien dennoch zu verstehen.
»Mein Name ist Sam«, stellte sie sich vor.
»Ich bin die Tochter von Yorl, dem Ältesten unseres Stammes.« Damit zeigte sie auf den alten Mann mit der Mütze.
»Freut mich«, log Matt und nickte der Frau und dem Alten zu. »Weshalb haltet ihr mich gefangen?«
Der Alte schien nicht gleich zu verstehen, deshalb half seine Tochter ein wenig nach. Yorl murmelte etwas Unverständliches, trat langsam näher.
»Weil du unser Feind bist«, stellte er schließlich fest. »Du bist gekommen, um das Volk der Narka zu töten.«
»Was für ein Unsinn!« wehrte Matt ab. »Ich will euch nichts tun. Ich bin hinter dieser verdammten Bestie her…«
»Dem Narka-to«, meinte Sam.
»So ist es.«
»Das macht keinen Unterschied«, stellte Yorl ungerührt fest. »Wer den Narka-to angreift, greift auch die Narka an. Es ist ein altes Gesetz.«
»Ach ja?« Matt schnitt eine Grimasse. »Fein. Dann verratet mir doch, wo meine Gefährtin ist, da ihr euch offenbar so gut mit dieser Bestie versteht!«
Yorl und Sam tauschten einen verwirrten Blick.
»Wovon sprichst du, Fremder?«, erkundigte sich die junge Frau.
»Ich spreche davon, dass der Narka-to meine Begleiterin verschleppt hat«, eröffnete Matt unwillig. Dieses Geplänkel dauerte für seinen Geschmack schon viel zu lange - Aruulas Leben war in Gefahr. »Ich bin gekommen, um sie zu befreien.«
»Maddrax lügt«, stellte Yorl ungerührt fest.
»Nein, verdammt, ich sage die Wahrheit. Ich wusste nichts von den Narka, und ich weiß auch nicht, was die verdammte Show mit der Attrappe sollte. Alles was ich weiß ist, dass sich meine Freundin in den Klauen dieses Raubtiers befindet. Des echten Narka-to, versteht ihr?«
Matt fühlte, dass der alte Mann und seine Tochter nichts Böses im Schilde führten. Sie hatten nur Angst - vor ihm…
»Bitte«, meinte er, »bindet mich los und lasst mich gehen. Ich werde euch nichts tun. Alles was ich will, ist meine Gefährtin retten.«
Yorl und die junge Frau wechselten fragende Blicke und zogen sich dann ein wenig zurück, um im Flüsterton miteinander zu sprechen.
»… misstraue ihm…«, hörte Matt den Alten sagen, »… gemeinsame Sache mit unserem Feind…«
»Aber ich glaube ihm«, erwiderte Sam, »wir müssen nur…«
Den Rest von dem, was die junge Frau sagte, konnte Matt nicht verstehen - ein Nachteil, wie sich sofort herausstellte. Denn so schöpfte er keinen Argwohn, als der Älteste und seine Tochter wieder auf ihn zutraten. Er dachte sich auch nichts dabei, als Sam nach seinen Handgelenken griff, hoffte, dass sie ihm die Fesseln abnehmen würde. Stattdessen verspürte er plötzlich einen heftigen Stich in seinem Handgelenk. Entsetzt erkannte, dass Sam seine Haut wiederum mit einem Dorn geritzt hatte.
»Was… was war das?«, erkundigte er sich verblüfft.
»Ein Gift«, erklärte Yorl rundheraus. »Ich bin der Ansicht, dass du einer von Alcams Bluthunden und ein Feind der Narka bist, aber meine Tochter Sam scheint dir aus irgendeinem Grund zu vertrauen.«
»Ach ja?« Matt schnaubte. »Und deshalb vergiftet sie mich?«
»Mein Vertrauen ist geliehen«, meinte Sam.
»Zu dem Gift, das ich dir verabreicht habe, gibt es ein Gegengift. Bekommst du es innerhalb von zwei Tagen verabreicht, wird dir nichts geschehen. Andernfalls…«
»Großartig«, meinte Matt und schnitt eine Grimasse. »Wirklich toll…«
Er stieß eine Reihe erbitterter Flüche in seiner eigenen Sprache aus, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte, aufzubegehren. Im Augenblick war nur eines wichtig: Aruula aus den Klauen der Bestie zu befreien. Um alles andere konnte er sich später kümmern…
»In Ordnung«, stellte er fest, seinen Zorn hinunterschluckend wie eine bittere Medizin.
»Mein Leben liegt also in eurer Hand. Dann könnt ihr mich jetzt ja losbinden, oder nicht?«
Yorl schickte seiner Tochter einen warnenden Blick, aber Sam trat vor, zückte das Messer, das am Gürtel ihres Kleides hing und durchtrennte damit kurzerhand Matts Fesseln.
»Besser«, meinte er, während er seine schmerzenden Hand- und Fußgelenke massierte. »Viel besser. Und jetzt gebt mir meine Waffen zurück. Ich muss den Schlupfwinkel der Bestie finden und meine Gefährtin befreien.«
Der Alte und seinen Tochter tauschten wieder einen dieser seltsamen Blicke.
»Der Narka-to hat deine Gefährtin nicht verschleppt«, erklärte Sam mit . fester Stimme.
»Ach nein? Woher willst du das wissen? Du warst schließlich nicht dort draußen, hast
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