006 - In der weißen Hölle
Henker…?«
Die Verwundung wäre für jedes Lebewesen absolut tödlich gewesen. Entweder hatten Alcams Männer Recht und er stand einem verdammten Phantom gegenüber, oder…
Entschlossen ballte Matt die Fäuste. Er wollte wissen, was hier vor sich ging.
Die Waffe in Händen sprintete er los, stürmte die leichte Anhöhe hinauf, dem Narka-to geradewegs entgegen. Seit die Bestie erschienen war, hatte sie sich nicht einen Schritt vorwärts bewegt, und das machte ihn stutzig. Irgendetwas stimmte nicht…
Wieder ließ der Narka-to sein schreckliches Gebrüll erklingen und reckte sein mächtiges Haupt angriffslustig vor. Matt feuerte noch einmal, traf den Kopf der Bestie aus nächster Nähe - aber nichts geschah.
»Verdammtes Biest!« rief Matt aus. »Krepier endlich!«
Eine der mächtigen Pranken sauste herab. Geschickt warf sich Matt nach vorn in den Schnee, rollte sich über die Schulter ab und war im nächsten Moment im ungeschützten Rücken des Tieres…
.. . und gab einen Laut der Überraschung von sich.
Er hatte mit so ziemlich allem gerechnet - nur nicht mit fünf kleinwüchsigen Kerlen in Pelzmänteln, die hinter dem mächtigen Raubtier standen und es über eine hölzerne Konstruktion bewegten. Matt stand wie angewurzelt; seine Kinnlade klappte nach unten.
Eine… Attrappe…?
Er kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen - denn im nächsten Moment stürzten sich die fünf Männer auf ihn, rissen ihn von den Beinen und warfen ihn in den Schnee.
»Verdammt!« rief Matt.
»Wer seid ihr? Was soll das…?«
Die Kerle in den Pelzen antworteten nicht.
Mit kleinen aber harten Fäusten droschen sie auf ihn ein, versetzten ihm harsche Hiebe. Matt riss seine Fäuste hoch, wollte sich verteidigen, aber gegen die Überzahl seiner wieselflinken Angreifer hatte er keine Chance.
»Lasst mich los, verdammt noch mal!« schrie er laut - aber seine Gegner dachten nicht daran. Sie entwanden ihm seine Waffe.
Plötzlich fühlte Matt einen heftigen Stich in seinem rechten Unterarm. Gleichzeitig ließen seine Gegner von ihm ab.
Matt starrte an sich herab, sah den einzelnen Tropfen Blut auf seinem Arm. Einer der Fremden stand über ihm, hielt einen winzigen Dorn in Händen, mit dem er Matts Haut geritzt hatte.
»W-was…?« brachte Matt noch hervor. Dann merkte er, dass seine Sinne zu schwinden begannen.
Er sah, wie sich die pelzigen Kerle über ihn beugten und etwas in einer Sprache sagten, die gleichzeitig fremd und vertraut war.
Dann stülpte sich die Ohnmacht wie ein schwarzer Sack über ihn.
***
Als Matt diesmal die Augen öffnete, blickte er in das Gesicht einer jungen Frau.
Aruula! schoss es ihm durch den Kopf - aber schon im nächsten Moment erkannte er, dass er sich irrte.
Die Frau, die vor ihm stand, war kleiner als Aruula und zierlicher, wenngleich nicht weniger schön. Kastanienbraunes Haar umrahmte ihre ebenmäßigen Züge, in denen grüne Augen funkelten. Sie trug ein schlichtes Kleid aus Fell, das um ihren schmalen Hüften von einem breiten Ledergurt gehalten wurde.
Matt registrierte, dass er aufrecht stand und an einen Balken gefesselt war. Man hatte ihn an die Deckenstütze einer primitiven Behausung gebunden, die mit allerlei grob gezimmerten Einrichtungsgegenständen vollgestopft war. In der Mitte der Hütte gab es eine gemauerte Feuer stelle, in der ein knisterndes Feuer züngelte und wohlige Wärme verströmte.
Matt stöhnte. Das Narkotikum, das ihm die kleinwüchsigen Kerle verabreicht hatten, wirkte noch immer nach. Fast hatte er das Gefühl, zwei Köpfe auf der Schulter zu haben…
»Revlacaa«, stellte die junge Frau in einer Sprache fest, die irgendwie französisch klang.
»Damaadäc«, kam die Antwort, und Matt erkannte, dass die junge Frau nicht allein in der Hütte war. Im Hintergrund stand ein alter Mann mit schlohweißem Bart, der einen zottigen Pelzmantel und eine seltsam geformte Mütze trug, dazu einen mächtigen Stab aus Holz, dessen Ende mit reichen Schnitzereien verziert war. Die Augen des Alten blickten milde, doch seine Züge wirkten hart und entschlossen.
»Compraata?«, wandte sich die junge Frau an Matt, der bestätigend nickte.
Die Frau sprach einen eigenartigen Mischmasch aus französisch und italienisch - zumindest die französischen Anteile konnte er ganz gut verstehen.
»Wie heißt du?«, erkundigte sie sich.
»Maddrax mein Name«, gab er zurück.
»Du sprichst unsere Sprache?«
»Ich versuche es«, antwortete Matt in reinem Französisch - die junge
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