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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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wirklich gesehen…
    »Wie ist das möglich?«, fragte er fassungslos.
    »Die Menschen sehen das, was sie sehen wollen«, erwiderte Sam schlicht. »Jeder kennt die Legende des Narka-to. Sie beschützt uns auch über den Tod unseres Beschützers hinaus.«
    »General Alcam sagt, der Narka-to hat getötet schon unzählige Reisende.«
    »Alcam lügt«, gab Sam unbewegt zurück. Der General war ihr offenbar kein Unbekannter.
    »Der Narka-to hat niemals jemandem Schaden zugefügt, der sich uns in friedlicher Absucht genähert hat. Nur bei unseren Feinden kannte er keine Gnade.«
    »Ach wirklich.« Matt schüttelte unwillig dem Kopf, kam sich mächtig verschaukelt vor.
    »Nenn mir einen Grund, warum ich dir sollte glauben«, forderte er. »Zuerst ihr haltet mich mit einer Attrappe zum Narren, dann ihr nehmt mich gefangen und vergiftet mich. Nicht gerade guter Anfang für eine Freundschaft.«
    »Ich bedauere, was geschehen ist«, sagte die junge Frau, und Matt musste zugeben, dass es ehrlich klang.
    »Dann sagt mir, wo Aruula ist«, verlangte er.
    »Wenn es den Narka-to gar nicht gibt, müsst ihr sie entführt haben!«
    »Du verstehst noch immer nicht«, stellte Sam bedauernd fest.
    »Nein, ich verstehe nicht«, bestätigte Matt wütend. Die ganze Rätselraterei ging ihm auf die Nerven. Die Sorge um Aruula machte ihn halb wahnsinnig.
    »Du liebst sie, nicht wahr?«, fragte Sam.
    »Was?«
    Matt war verblüfft.
    »Deine Gefährtin… Aruula. Du liebst sie.«
    »Nun«, entgegnete Matt ausweichend, »sie ist meine Begleiterin. Ich bin verantwortlich für sie.«
    »Sie ist nicht hier«, beteuerte die junge Frau.
    »Alcam hat dich belogen. So wie er alle belügt.«
    »Beweise es«, forderte Matt. »Warum Alcam sollte mich belügen? Und warum will er den Narka-to töten, wenn der niemandem etwas zuleide tut?«
    »Ich könnte es dir beweisen«, erwiderte Sam, »aber es ist ein Geheimnis. Du bist ein Fremder. Ich darf es dir nicht sagen.«
    »Was du hast zu verlieren?«, fragte Matt.'
    »Wenn du hast das Gefühl, mir nicht zu trauen, du kannst mich leicht zum Schweigen bringen. Wenn du mir nicht gibst das Gegengift, kann ich keinem davon erzählen.«
    Die junge Frau schien über seine orte nachzudenken. Ein undeutbares Mienenspiel huschte dabei über ihre hübschen Züge.
    »Also gut«, meinte sie schließlich. »Ich werde dir das Geheimnis der Narka offenbaren…«
    Während sie durch das Dorf gingen, fühlte Matt die argwöhnischen Blicke der Bewohner auf sich lasten. Er konnte das Misstrauen fühlen, das sie ihm entgegenbrachten. Immer wieder sah er, dass sie einander anstießen und über ihn tuschelten. Und oftmals schnappte er dabei den Namen »Alcam« auf.
    Was auch immer Sam ihm zeigen wollte - es schien den Narka sehr wichtig zu sein. Und Alcam schien es haben zu wollen…
    Der gewaltige Überhang aus Fels, der das Dorf weithin überragte, grenzte es nach Osten hin ab. Matt sah, dass in der schräg aufragenden Felswand ein mehrere Meter breiter Spalt klaffte, aus dem warme Luft drang, die sich infolge der Kälte als weißer Wasserdampf niederschlug. Vor dem Spalt hielten einige Männer Wache, die Pelzkleidung trugen und Armbrüste bei sich hatten.
    »Halt!« sagte einer von ihnen, als Sam und Matt sich näherten.
    Die Tochter des Ältesten, die offenbar eine gesonderte Stellung innerhalb des Stammes innehatte, trat vor und wechselte einige Worte mit den Wachen. Die Männer bedachten Matthew mit misstrauischen Blicken, traten dann aber zur Seite, um die beiden passieren zu lassen.
    Matt folgte Sam durch den Spalt in das dampferfüllte Halbdunkel, das von feuchtwarmer Luft durchdrungen war. Eine gewaltige Grotte erstreckte sich vor ihnen, von deren Decke große Tropfsteine hingen. Schwefliger Gestank lag in der Luft, dazu war das Plätschern von Wasser zu hören. Ein seltsam grünliches Licht herrschte hier, doch Matt konnte die Herkunft des Leuchtens nicht ausmachen.
    Sam entzündete eine der Fackeln, die am Eingang der Grotte bereit standen, und bedeutete Matt ihr zu folgen. Im Lichtschein der Fackel drangen sie tiefer in das Gewölbe vor, und Matt konnte sehen, dass sich ein Bach in engen Windungen durch die Grotte schlängelte. Das Wasser sprudelte, Luftblasen stiegen auf - offenbar das Ergebnis aus dem Erdinneren entweichender Gase. Schließlich gelangten sie ans Ufer eines kleinen unterirdischen Sees - und Matt erkannte, woher das grüne Leuchten rührte. Das ganze Gewässer schien eine einzige Lichtquelle zu sein, die

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