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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Nicole weinend in die Arme. Sie schluchzte vor Freude, denn das tapfere Mädchen konnte ihr Glück noch gar nicht fassen.
    »Es ist vorbei, Nicole, jetzt wird alles gut!«, hauchte Zamorra mit bebender Stimme. Er stützte sich auf Bill, der an seine Seite geeilt war.
    »Santa Anna! Der Professor!«, rief Padre Alberto Sanchez aus und schlug das Kreuzzeichen. »Sie leben, Señor? Gott sei Dank!«
    Sie bereiteten dem Professor eilig ein Lager. Ohne noch ein Wort zu sagen, ließ er sich in die Kissen fallen.
    Minuten später konnte man bereits die gleichmäßigen, ruhigen Atemzüge eines Schlafenden vernehmen.
    ***
    Padre Alberto Sanchez verließ zeitig am Morgen des nächsten Tages die Pfarrei, in der noch Bill, Zamorra und Nicole tief schliefen. Er schlenderte die Hauptstraße von Estaquiro hinunter, um von der Bäckerei des Fischerdorfes frisches Brot zu holen. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, welchen Hunger seine Gäste haben würden.
    Er atmete tief durch, um die frische Luft zu genießen, die bald, durch die Gluthitze der Sonne erwärmt, zu flirren beginnen würde.
    Irgendwo krähte ein Hahn, sonst war kein Geräusch zu hören.
    Vor einem großen Backsteinhaus hielt er inne, um die breitgetretenen Stufen zu der Eingangstür hochzusteigen. Er öffnete das Tor, trat in die Backstube.
    Dämmerlicht umflutete ihn. Er schloss für einige Sekunden die Augen, um sich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Allmählich nahm er die Konturen des primitiv eingerichteten Raumes wahr.
    Wie vertraut ihm doch alles hier war! Er dachte nach, wie oft er wohl schon hier gewesen sein musste. Alles in diesem Kaff ist deprimierend! Die Menschen, ihre Gewohnheiten, das Klima, der Lebensstandard, einfach alles! Der Priester schüttelte unwillkürlich den Kopf.
    Pepe, der Bäcker, erhob sich nicht hinter dem Ladentisch, schien den Gottesmann gar nicht zu bemerken. Zuerst dachte Sanchez er würde vor sich hinschlummern, doch dann bemerkte er, dass Pepe die Augen geöffnet hatte.
    »He, drei Wecken und ein Brot, Pepe!«, sagte er laut.
    In diesem Augenblick trat Jorge Spinole, der alte Fischer, ein.
    »Buenas Dias!«, grüßte Pepe freundlich. »Was darf ich dir anbieten?«
    »Du weißt schon, das Übliche!«, erwiderte der Greis.
    »Ich war vor Ihnen da, Spinole! Pepe, Sie haben mich zuerst zu bedienen!«, entrüstete sich der Padre.
    Aber die beiden Männer beachteten ihn einfach nicht.
    Pepe verschwand in den Hintergrund des Raumes, um Jorge eine Papiertüte mit Brot zu füllen.
    »Was ist los?«, fauchte Sanchez wütend.
    Jorge Spinole gab ihm keine Antwort, ja, er würdigte ihn nicht einmal eines Blickes.
    »Jetzt reicht es mir, ich habe die Nase voll! Im Namen Jesu Christi, was ist in euch gefahren?«, brüllte er den Fischer mit der verwaschenen Kapitänsmütze an.
    Spinole wandte endlich den Kopf. Sein böser Blick wollte den Geistlichen schier durchbohren.
    »Ich habe Ihnen gesagt, halten Sie sich raus, aber Sie haben nicht gehört! Die Strafe der Templer wird Sie und die Fremden vernichten. Sie haben mit Ihrem Leichtsinn Tod und Verderben über unser Dorf gebracht! Dieser verfluchte Professor hat das Schiff der Ritter zerstört. Ihr werdet alle sterben, noch heute! Hoffentlich greifen die wütenden Templer nicht auch unser Dorf an!«, schnarrte er.
    »Und ihr werdet es euch gefallen lassen? Ihr unternehmt nichts, um das zu verhindern? Nichts? Ihr lasst euch abschlachten wie das liebe Vieh?«
    »Wir können nichts dagegen tun, sonst sterben wir alle! Sie haben ja keine Ahnung von den Dingen, die hier schon geschehen sind! Ich bin schon alt, sehr alt, ich war schon einmal dabei! Man kann es Ihnen gar nicht übel nehmen! Sie sind jung und neugierig, aber Sie begreifen nicht, was Sie mit Ihrer Neugierde anrichten können, ja schon angerichtet haben!«
    Pepe kam zurück, gab Jorge die Papiertüte. Der Fischer zauberte einige zerknitterte Pesetennoten aus der Hosentasche, schob sie auf das Pult. Dann verließ er grußlos das Lokal.
    »Kann ich jetzt mein Brot haben, Pepe?«
    »Nein!«, antwortete der Bäcker nur knapp.
    »Hören Sie zu! Das ist ein Handelsladen und Sie müssen jedem Ware verkaufen, oder kennen Sie Ihre Pflichten nicht?«
    »Ihnen verkaufe ich nichts«, erwiderte Pepe starrsinnig und eilte aus der Backstube.
    ***
    Als der Padre in die Pfarrei zurückkehrte, waren Professor Zamorra und Bill Fleming gerade dabei, zwei Querlatten aus dem Holztor zu brechen.
    »Tag, Padre!«, begrüßten sie den Pfarrer. »Das werden zwei

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