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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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Bestie zu, eine ohrenbetäubende Detonation hallte durch die Nacht, heller Pulverdampf stieg auf.
    Der Templer wurde durch den Aufprall des Geschosses zurückgerissen. Er warf die Arme hoch in die Luft, das Schwert klirrte zu Boden. Er kippte nach hinten weg, wurde aus dem Sattel gehoben.
    Zamorra feuerte die Trommel leer. Das Ungeheuer wurde hin und hergerissen. Deutlich konnte man die großen, rauchenden, dunklen Einschusslöcher auf der Brust erkennen.
    Der Professor drückte ab, immer wieder, auch dann noch, als der Hammer schon auf eine leere Patrone schlug und es nur noch leise ›Klick‹ machte.
    Das scheuende Pferd zog das mumifizierte, skelettartige Wesen, das sich mit einem Knochenfuß im Steigbügel verfangen hatte, hinter sich her, über die scharfen Felsstücke.
    Zamorra besann sich im letzten Augenblick. Wütend schleuderte er die leergeschossene Waffe von sich, kletterte behende weiter nach unten. Schon war der Strand in greifbare Nähe gerückt.
    Als er nach oben sah, nahm er drei Gestalten wahr, die schattengleich den Pfad in Richtung Estaquiro entlang huschten. Die Templer schienen sie noch nicht bemerkt zu haben. Es waren Bill, Nicole und der tapfere Priester. Der Professor atmete erleichtert auf.
    Dem angeschossenen Skelett war es inzwischen gelungen, sich wieder in den Sattel zu heben.
    Es musste Carlos de Arrabel, ihr Anführer sein, den Zamorra und Bill Fleming ja bereits im Mittelalter kennen und fürchten gelernt hatten.
    Endlich hatte es Zamorra geschafft. Er sprang von der letzten Klippe nach unten, kam sanft im weichen, knöcheltiefen Sand auf.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war bereits halb eins vorbei! Ich muss noch bis zum Ende der Geisterstunde durchhalten!, hämmerte es in ihm.
    Die Templer mussten einen kleinen Umweg reiten, denn es war den Pferden nicht zumutbar, das letzte steile Stück zu bewältigen.
    Keine dreißig Meter von Zamorra entfernt lag das Geisterschiff der schwimmenden Leichen.
    Plötzlich hatte er eine Idee!
    Ich muss versuchen, den Kahn zu vernichten, damit sie nicht von hier flüchten können. Nur so können wir sie mit silbernen Armbrustpfeilen erlösen!, durchzuckte es ihn.
    Da tauchten auch schon die Pferde auf. Mit weit vorgestreckten Hälsen jagten sie auf Zamorra zu. Die Templer trieben sie mit wilden Fußtritten in die weichen Flanken zur Eile an. Heiseres Fauchen und Knurren begleitete das dumpfe Stampfen der Hufe. Aus den Mäulern, in den mit brauner Haut bedeckten Totenschädeln, quoll weißer Rauch.
    Zamorra schauderte. Er hastete auf die Barkasse, die leicht auf-und abschaukelnd vor ihm lag, zu. Der Professor riss das Jagdmesser aus dem Hosenbund, um damit das Seil, das den Kahn mit dem Ufer verband, zu lösen.
    Viele weiße Möwen umflatterten ihn kreischend, zogen über seinem Kopf unaufhaltsam Kreise.
    Schon wurde das Boot von der Strömung erfasst. Mit einem Panthersprung setzte der mutige Parapsychologe über die morsche, teilweise zusammengebrochene Reling.
    Aber auch die blutgierigen Leichen ließen nicht auf sich warten.
    Sie schwangen sich aus den Sätteln der schnaubenden Tiere, wateten weit ins Wasser.
    Zamorra sah sie kommen.
    Der Kahn trieb viel zu langsam dem offenen Meer entgegen.
    Zamorra knipste die Taschenlampe an, um sich gehetzt umzusehen.
    Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis die Templer ihr Geisterschiff umringt haben würden.
    Schon zischten ihre Schwerter durch die Luft, hämmerten gegen den Rumpf.
    Der Professor kramte in seinen Hosentaschen herum. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich das gefunden hatte, wonach er gesucht hatte.
    Eine Schachtel Streichhölzer!
    Mit unheimlicher Kraft krallten sich die Knochenfinger am Schiffsrand fest. Von allen Seiten zogen sich abtrünnige Kreuzritter über den Bootsrand. Ihre zerschlissenen Gewänder klebten an den Gerippen, legten sich straff über das Kettenhemd.
    Ihre dunklen Totenköpfe tauchten auf, die leeren Augenhöhlen glotzten ausdruckslos.
    Zamorra hob blitzschnell eine Holzlatte, die an Deck herumlag, auf, um sie einer der Leichen an den Schädel zu schmettern. Krachend brach das Holz ab, der tote Ritter ließ nicht locker.
    Ich muss das Schiff in Brand stecken! Dieser eine Gedanke beherrschte Zamorra. Er ließ den Strahl der Taschenlampe über das Boot geistern. Die Planken waren feucht, vom Salzwasser durchtränkt.
    Jetzt hatten es die ersten der dreiundzwanzig Recken geschafft.
    Wankend kamen sie auf die sichere Beute zu.
    Professor Zamorra
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