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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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Augenhöhlen zu halten.
    Zamorra versuchte Carlos de Arrabels Gewand in Brand zu stecken. Es zischte, als die Flammen den salznassen Stoff berührten.
    Der Professor versuchte es weiter oben, bei den Schultern. Jäh klammerten sich von hinten zwei eiskalte Hände wie Stahlzangen um seinen Hals. Der Professor erstarrte in der Bewegung Sogleich begann der Templer, der sein Opfer im Würgegriff hatte, zuzudrücken. Zamorra versuchte die Totenhände wegzuschieben, während sich die anderen bedrohlich näherten.
    Sein Gesicht wurde knallrot vor Anstrengung. Seine Lungenspitzen begannen zu schmerzen, eine schwarze Wand wollte sich vor seinen Augen breit machen.
    Zamorra ging in die Knie drehte sich blitzschnell unter dem Würgegriff weg, trat gleichzeitig mit letzter Kraft nach hinten, gegen die Beine des Monsters.
    Im nächsten Augenblick war er frei.
    Die Flammen hatten inzwischen von fast der gesamten Kajüte Besitz ergriffen. Die Rauchentwicklung wurde immer stärker, dicke Schwaden begannen den Raum zu durchziehen.
    Zamorra wischte sich über das ruß geschwärzte Gesicht, hielt sich dann die Hand vor den Mund. Er musste ununterbrochen husten.
    Der beißende Rauch reizte seine Atemwege, drang in die Lungenflügel. Dicke Tränen quollen aus den brennenden Augen.
    Die Templer wurden von dichten Rauchschwaden eingehüllt. Der Professor zog sich am Rand des Kajütfensters hoch. Die kühle Nachtluft, die ihm entgegenschlug, tat ihm gut. Als er mit dem Oberkörper nach draußen hing, ließ er sich einfach in das Wasser fallen. Zamorra tauchte in die erfrischenden Fluten. Das Salzwasser brannte nicht nur in den Augen, sondern auch in dem aufgekratzten Gesicht und an den Händen.
    Mit den Füßen konnte er gerade noch den Meeresgrund berühren, obwohl das Ufer schon ziemlich weit entfernt war.
    Als er sich zu dem Geisterschiff umwandte, sah er die schemenhaften Gestalten der Templer, die sich ebenfalls ins Wasser gleiten ließen, um nicht ein Raub der Flammen zu werden.
    Zamorra schwamm mit müden Bewegungen auf die Küste zu. Aus der Kajüte schlugen nun meterhohe Flammen gegen den sternenübersäten Nachthimmel, die auch auf den Bug des Kahnes rasch übergriffen.
    Die schwimmenden Skelette kamen rasch näher, die Wellen trieben sie dem Ufer entgegen.
    Der Professor zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.
    Nach wenigen Minuten hatte er wieder festen Boden unter den Füßen. Er blickte nachdenklich auf die dreiundzwanzig lebenden Leichen, die durch die Fluten wateten.
    »Ich vernichte euch! Ich nehme euch euer satanisches Leben! Dann könnt ihr endlich zur Hölle fahren, wo ihr schon lange hingehört!«, brüllte Zamorra, so laut er konnte.
    Wieder begannen die Möwen aufgeregt zu kreischen und es kam dem Professor vor als verhöhnten sie ihn.
    Dumpfes, chorartiges Murmeln folgte seinen Worten. Zamorra hatte das Gefühl, als ob die Ritter seine Drohung verstanden hätten.
    »Ich habe euren Gott Juantos zerstört, nun euren Kahn und zuletzt werde ich euch vernichten! Zittert nur vor dem Tag der Rache, ihr Verdammten! Schon bald werden sich geweihte Silberpfeile in eure vertrockneten Herzen bohren!«, keuchte Zamorra.
    Lautes Gejammer und Geheule begleitete seine gewichtigen Worte.
    Zamorra wandte sich um. Er machte sich auf den Weg nach Estaquiro. Er war sicher, dass ihn die Templer nicht mehr einholen konnten.
    Aus sicherer Entfernung drehte er sich um. Die Toten stapften triefend auf ihre Gäule zu.
    Sie schienen das Interesse an Zamorra verloren zu haben. Im beschleunigten Zeitlupentempo preschten die Pferde mit klirrenden Hufen den Pfad zum Kastell hoch.
    Der Parapsychologe ahnte den Grund. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr. Ein mattes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
    Nur noch fünf Minuten bis eins!, dachte er beruhigt. Gleich ist die Geisterstunde zu Ende, und dann müssen sie wahrscheinlich in den Steinsarkophagen liegen.
    Mit wankenden Schritten torkelte Zamorra auf das Fischerdorf zu.
    Erst jetzt machte sich die Müdigkeit breit, die in all seinen Gliedern hockte.
    Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Er hatte es geschafft, hatte gesiegt.
    Dieser Gedanke berauschte ihn, machte ihn für einige Augenblicke unsagbar glücklich. Eine Schlacht war gewonnen, gewiss! Aber eine noch Entscheidendere stand ihm bevor!
    Zamorra wollte nicht an Morgen denken, er war einfach zu müde dazu. Im Unterbewusstsein nahm er wahr, dass er gegen die Pforte der Pfarrei klopfte. Sekunden später fiel ihm
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