Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
stand einige Augenblicke unbeweglich da, um zu überlegen, dann schnellte er wie von einer Tarantel gestochen herum. Mit zwei langen Sätzen hatte er die Kajüte erreicht.
    Vor der Tür hatte sich ein Templer aufgebaut. Die Leiche schien ihn anzugrinsen, die Knochenfinger strichen lauernd über den zerzausten Spitzbart.
    Zamorra handelte. Sein rechter Fuß schnellte vor, traf mit unheimlicher Präzision die Hand mit der der Templer sein langes Schwert umklammert hielt. Es fiel klirrend zu Boden. Der Professor trat noch ein weiteres Mal nach dem Toten. Sein Absatz krachte gegen den kettenhemdbedeckten Brustkorb. Es klang dumpf und hohl. Der Templer wankte.
    Zamorra bückte sich hastig, um das Schwert aufzuheben. Er schlug damit die waffenlose Bestie in die Flucht.
    Da waren auch schon einige weitere Kreuzritter zur Stelle.
    Zamorra lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kajütentor. Er keuchte, die Luft wurde ihm knapp. Die Skelette begannen auf ihr Opfer einzuschlagen. Die Hiebe prasselten von allen Seiten auf Zamorra ein. Er versuchte sich, so gut es eben ging, zu verteidigen.
    Es war, als ob er gegen Marionetten kämpfen würde. Er konnte es nur mit so vielen Gegner gleichzeitig aufnehmen, weil die Wendigkeit und Schnelligkeit auf seiner Seite waren. Die zeitlupenhaften Bewegungen der Templer kamen verkrampft und eckig.
    Weit hallte das Schwertergeklirr über das Meer. Langsam, aber sicher, trieb der Schreckenskahn vom Strand ab.
    Zamorra gelang es, die Kajütentür zu öffnen. Blitzschnell tauchte er in der schützenden Dunkelheit, die wie eine undurchdringliche Wand vor ihm lag, unter. Er warf das Tor hinter sich ins Schloss und stolperte über die morschen Stufen der Holztreppe, die steil nach unten in den Schiffsbauch führten. Er kletterte auf allen vieren wieder hoch, um den Riegel von innen vorzuschieben.
    Draußen krachten die Schwerter gegen die Tür. Fingerdicke Späne wurden abgesäbelt, teilweise durchdrangen die scharfen Klingen bereits das morsche Holz.
    Zamorra wollte die Taschenlampe anknipsen, doch da bemerkte er erst, dass er sie während des erbitterten Kampfes verloren hatte.
    Er fingerte eines der Streichhölzer aus der Schachtel, rieb mit zitternden Fingern das Schwefelköpfchen an der Seitenwand der Schachtel. Es zischte leise, eine helle, gelbe Flamme züngelte an dem Holzstäbchen empor, um es gierig in schwarze Asche zu verwandeln.
    Auch hier unten war das Holz feucht. Die Chancen ein Feuer binnen kürzester Zeit zu entfachen, waren minimal.
    Plötzlich erinnerte er sich an ein Päckchen Papiertaschentücher, die er in die Hosentasche gesteckt hatte. Seine Hand fuhr in die Tasche. Er setzte all seine Hoffnungen in ein paar Fetzen Papier. Er presste pfeifend die Luft durch die Zähne, als er die Hülle der Taschentücher fühlte. Hastig fischte er das Päckchen aus der Tasche.
    Mit fliegenden Fingern zog er die Papiertücher heraus, breitete sie aus.
    Jäh wurde das Kajütentor aufgestoßen.
    Zamorra riss ein Streichholz an. Er schützte die zarte Flamme mit seinen hohlen Händen, wartete, bis sie sich ein Stückchen an dem Hölzchen empor gefressen hatte, um sie dann auf das Papier zu legen.
    Die Flamme griff auf die Taschentücher über, gierig leckte sie über das weiße Papier.
    Mit dem Lichtschein des Feuers wuchsen auch die Templer, die inzwischen in die Kajüte eingedrungen waren, jäh aus der Finsternis.
    Flackernder Lichtschein beleuchtete den kleinen Raum. Zamorra stellte mit Genugtuung fest, dass die züngelnden Flammen bereits auf die Holzeinrichtung übergriffen.
    Hastig wich er zurück. Plötzlich fühlte er auch schon die Holzwand in seinem Rücken.
    Die Ritter tappten näher. Zamorra bemerkte, dass sie einen großen Bogen um das sich ausbreitende Feuer machten.
    Er bückte sich schnell, ohne seine Gegner aus den Augen zu lassen, um ein herumliegendes Holzstück, das früher einmal ein Sesselbein gewesen sein musste, aufzuheben.
    Nur jetzt nicht die Nerven verlieren!, redete er sich ein. Es war ihm klar, dass es mit ihm aus war, sobald er die Nerven verlor.
    Mit eisernem Willen zwang er sich zur Ruhe, als er das Holz in die Flammen hielt. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis es endlich zu glühen und schließlich zu brennen begann.
    Mit der provisorischen Fackel konnte er sich die Templer vom Leib halten. Die Bestien fürchteten das reinigende Feuer! Sie wichen fauchend und schreiend zurück. Mechanisch hoben sie ihre bizarren Skeletthände, um sie schützend vor die leeren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher