Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
Vom Netzwerk:
zurück in sein Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Lydia wandte sich dem alten Arzt zu und sagte: »Warum haben Sie meinem Vater nicht die Wahrheit gesagt?«
    Doc Fehlinger schüttelte den Kopf. Er legte ein ärztliches Gutachten über den Gesundheitszustand eines Sträflings, der in den nächsten Tagen entlassen werden sollte, auf Lydias Schreibtisch und verließ schweigend das Zimmer.
    Lydia sah zu dem Captain. Sie stand kerzengerade aufgerichtet vor dem Officer, blickte ihn verächtlich an und sagte mit eisiger Stimme: »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Raum in Zukunft nur noch aus dienstlichen Gründen betreten würden.«
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und machte sich über ihre Arbeit her. Captain Croom presste die Lippen aufeinander. Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit raschen Schritten das Zimmer.
    Nach ein paar Minuten kam Lieutenant Leemington herein, Lydia hatte die verlangte Bescheinigung inzwischen ausgeschrieben und abgestempelt.
    Leemington bedankte sich und wollte rasch wieder zur Tür. Da hörte er Lydias leise Stimme: »Wollen Sie mir nicht verraten, wann Sie mich am Samstag abholen werden?«
    Leemington bekam einen roten Kopf.
    »Oh!«, stotterte er. »Natürlich. Sicher. Eh - wann wäre es Ihnen denn recht?«
    »Sagen wir um acht?«
    »Gut! Ich werde pünktlich sein. Aber wird der Chef auch nichts dagegen haben, wenn ich mit seiner Tochter ausgehe?«
    Lydia lachte.
    »Er wird mir höchstens die Autoschlüssel wegnehmen, weil er weiß, dass ich manchmal gern Sekt trinke.«
    Leemington grinste. »Das finde ich sehr vernünftig von dem alten Herrn. Der Fußweg von der City bis hier herauf soll nämlich sehr romantisch sein.«
    ***
    Es war siebzehn Minuten vor ein Uhr mittags, als Toni Marecci von George Leemington durch die vierfache Vorkontrolle des Blockes C 4 geführt wurde. Der Gefangene überquerte mit dem jungen Offizier einen großen Hof, ging durch die Metalltür einer Zwischenmauer, die Leemington sorgfältig hinter ihnen abschloss, überquerte abermals einen Hof und wartete dann geduldig an der großen Gittertür auf der Rückseite des Verwaltungsblockes. Der Lieutenant klingelte und reichte den von Lydia ausgestellten Passierschein durch ein winziges Seitenfenster.
    Nach einer halben Minute klirrten die Schlüssel eines Wärters, und die große Gittertür schob sich, von einem kleinen Elektromotor getrieben, in die Wand hinein. Leemington ließ den Sträfling vorgehen und sagte zum Wärter: »Nummer 2231, Toni Marecci, Block C 4, zur außerregulären Untersuchung bei Doc Fehlinger.«
    Der Wärter nickte und trug die Angaben in das dicke Kontrollbuch, das auf geschlagen auf einem kleinen Tisch neben der Tür lag.
    Leemington stieg mit dem Gefangenen die Stufen der breiten Treppe zum Obergeschoss hinauf, brachte ihn bis an die Tür zum Vorzimmer des Arztes und sagte: »Sie warten im Vorzimmer, bis ich Sie wieder abhole, verstanden? Ich werde in der Zwischenzeit, während Sie untersucht werden, noch ein paar andere Dinge im Hause erledigen. Es ist möglich, dass es bei mir länger dauert als Ihre Untersuchung. Sie bleiben auf jeden Fall im Vorzimmer, bis ich Sie abhole.«
    Der Sizilianer nickte eifrig.
    »Si, si, Signor Tenente.«
    Marecci betrat das Vorzimmer. Ein hünenhafter Neger, der wegen mehrfacher Rückfalldiebstähle zu zwei bis fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, leistete dem Arzt Hilfsdienste.
    Als Marecci eintrat, blickte er auf und erschrak: »Mistah Marecci«, sagte er tonlos, »ich habe noch keinen Tabak bekommen. Ich schwöre es Ihnen! Wir hatten gestern nur zwei Neuzugänge und von denen hatte keiner Tabak in seiner Kleidung versteckt. Es ist wirklich wahr, Mistah!«
    Marecci kniff die Augen zusammen und musterte den Neger schweigend. Auf der Stirn des Schwarzen erschienen kleine Schweißperlen. Ängstlich wimmerte er: »Bitte, Mistah, sagen Sie Ihren Freunden, dass sie mich nicht verprügeln sollen, weil ich keinen Tabak habe. Nicht wieder Prügel! Sie bekommen bestimmt wieder Tabak, sobald ich welchen bei den Neuen finde. Morgen werden wir sechs Neuzugänge haben, von denen wird bestimmt einer Tabak haben.«
    Marecci schwieg noch immer. Der Neger verdrehte die Augen. Seine Hände zitterten vor Angst.
    »Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mir mit einer läppischen Ausrede kommst! Aber mich interessieren nicht deine Ausreden, mich interessiert der Tabak, den wir brauchen. Wenn ich meinen Freunden sage, dass du wieder nichts

Weitere Kostenlose Bücher