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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
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ich gedacht hatte. Ich hörte, dass einige Abteilungen in einem Steinbruch arbeiten. Dort wird doch auch gesprengt?«
    »Sicher. Die Leute vom Block B 2 arbeiten im Steinbruch. Warum?«
    Guy machte eine Pause, bevor er leise erklärte: »Wir brauchen Dynamit.«
    Toni Marecci starrte den wohlbeleibten Todeskandidaten verblüfft an. Er fuhr sich mit seinen kurzen Fingern durch das lockige Haar und murmelte: »Mein lieber Junge! Ihr habt euch aber eine tolle Sache vorgenommen.«
    Guy grinste geschmeichelt.
    »Ich habe dir ja gesagt, die Sache muss groß aufgezogen werden. Weißt du, wo das Waffenmagazin der Wachmannschaften liegt?«
    Toni schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich habe mich noch nie darum gekümmert. Aber das lässt sich herausfinden. Warum?«
    »Wir werden Waffen brauchen. Maschinenpistolen, Gewehre, Pistolen und Handgranaten. Wir werden den Bullen einen Zauber vorsetzen, den es in der ganzen Zuchthausgeschichte noch nicht gegeben hat. Meinetwegen können dreihundert dabei draufgehen, wenn ich dafür hier rauskomme.«
    In seiner Stimme war eine fanatische Entschlossenheit. Toni schien es, als ob sich die schlaffen Wangen des dicken Mannes zu einer starren Maske verhärtet hätten.
    In Guys Augen schimmerte etwas von der ganzen Skrupellosigkeit, mit der dieser sonst so behäbig aussehende Mann vier unschuldige Menschen vergiftet hatte.
    ***
    Lydia Ronger war ein temperamentvolles Mädchen von zweiundzwanzig Jahren. Sie hatte ein paar hübsche braune Augen, kastanienbraunes Haar und die straffe Figur einer jungen Dame, die häufig Sport zu treiben gewohnt ist. Sie hatte ein College absolviert, einige Semester Soziologie, Psychologie und Kriminologie studiert. Seit einigen Monaten saß sie im Büro ihres Vaters und betätigte sich als seine Sekretärin. Direktor Mac Ronger hatte es nicht gern gesehen, dass seine Tochter Sekretärin in dem von ihm geleiteten Zuchthaus werden wollte aber Lydia verstand es wie immer, ihren Kopf durchzusetzen, und mit der Zeit hatte sich Mac Ronger damit abgefunden.
    Es war wenige Minuten vor zwölf, als es an die Tür zum Vorzimmer des Zuchthausdirektors klopfte.
    »Herein« rief Lydia und sah neugierig zur Tür.
    Lieutenant George Leemington, ein braun gebrannter junger Officer der Wachmannschaften, betrat lässig das Zimmer. Er nahm sich die Schirmmütze ab, ließ sich in einen Sessel fallen, streckte die Beine weit von sich und stöhnte: »Puh, ist das eine Affenhitze! Mich wundert es, dass Sie es in diesem muffigen Bau länger als fünf Minuten aushalten, Lydia!«
    Lydia mochte den jungen Officer lieber, als sie es ihm zeigen durfte. Außerdem ärgerte sie sich jedes Mal über seine selbstsichere Art, obgleich gerade diese daran Schuld war, dass sie Leemington allen anderen männlichen Bekannten vorzog. Im Widerstreit ihrer Gefühle flüchtete sie meistens in ein schnippisches Benehmen.
    »Ich habe Ihnen schon hundertmal gesagt, dass Sie mich nicht mit meinem Vornamen anreden sollen, Lieutenant!«
    George Leemington grinste: »Okay, Lydia. Haben Sie etwas gegen mich?«
    Er stand auf und kam ein paar Schritte näher. Er hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt und musterte sie aus seinen blaugrauen Augen. Lydia neigte den Kopf über die Schreibmaschine.
    Leemington bemerkte es und räusperte sich. Seine Stimme klang etwas heiser, als er in gespielter Gleichgültigkeit fragte: »Gehen Sie am Sonnabend mit mir runter in die City tanzen?«
    Eine Weile herrschte Schweigen, das nur vom trägen Gebrumm einer herumschwirrenden Fliege unterbrochen wurde. Noch bevor Lydia antworten konnte, trat Captain Croom mit forschem Schritt ins Zimmer. Er stutzte, als er den Lieutenant bemerkte, wandte sich ihm zu und fragte schneidend: »Was tun Sie hier?«
    George Leemington schob trotzig seinen Kopf vor.
    »Ich brauche eine Bescheinigung für Marecci.«
    »Was ist mit dem Kerl?«
    »Marecci muss zum Arzt. Miss Ronger sollte mir die Bescheinigung für die Vorkontrolle ausstellen.«
    Captain Croom schob sich ärgerlich die Mütze ins Genick.
    »Haben Sie sich davon überzeugt, dass der Kerl wirklich krank ist?«
    Leemington sah seinem Vorgesetzten mit geschickt gespielter Naivität ins Gesicht.
    »Wie soll ich das?«, fragte er. »Ich bin kein Arzt, Captain.«
    »Ach, der Kerl simuliert ja doch bloß. Geben Sie ihm schwere Arbeit, das ist besser als ein Doktor.«
    George Leemington hakte die Daumen hinter sein Koppel.
    »Sir«, sagte er mit ruhiger Stimme, »wenn aus meiner Abteilung jemand

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