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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich saß im Todesblock
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nach meiner Meinung stehen die Chancen siebzig zu dreißig für uns, wenn der Ausbruch gut organisiert wird und alle genau das tun, was ich ihnen sage. Wir haben fünf Tage Zeit. Machst du mit?«
    Red Johnson riss sich die oberen Knöpfe seines baumwollenen Sträflingshemdes auf. Er nickte und versicherte mit rauer Stimme: »Klar! Ich habe doch nichts zu verlieren.«
    Bullen Jack nickte zufrieden.
    »Okay. Siehst du da hinten den langen Kerl in der Ecke? Man nennt ihn Long Mick. Ich habe gehört, dass er wegen Kindesentführung zur Gaskammer verdonnert wurde. Er hat also noch weniger Chancen als wir, jemals begnadigt zu werden. Zieh ihn unauffällig zur Seite, ich nehme mir den dicken Guy vor. Wie er richtig heißt, weiß kein Mensch. Selbst der Direktor nennt ihn immer nur Guy. Wir müssen alle Leute aus dem Todesblock für den Ausbruch gewinnen. Es sind die Einzigen, auf die man wirklich zählen kann, weil sie schließlich nichts zu verlieren haben.«
    Red Johnson nickte, aber er wollte es doch genauer wissen.
    »Wie stellst du dir die Sache im Einzelnen vor?«, fragte er.
    Bullen Jack hob abwehrend seine beiden riesigen Pranken.
    »Alles zu seiner Zeit. Erst müssen wir das Einverständnis der Leute haben, dann können wir weiter sehen. Los, schwirr ab!«
    Während sich Red Johnson auf den Weg machte, bummelte Bullen Jack zu einem Sträfling, der ohne die Anstaltskleidung vermutlich den Eindruck eines behäbigen, gutmütigen Geschäftsmannes gemacht hätte. Dass sich hinter seinem roten Gesicht ein vierfacher Giftmörder verbarg, konnten nur die Eingeweihten wissen.
    Bullen Jack gab dem Dicken einen Wink. Gehorsam setzte sich Guy in Bewegung. Als er bei Bullen Jack angekommen war, grinste er.
    »Nun, verehrter Leidensgefährte, was verschafft mir die Ehre Ihrer Bekanntschaft?«
    »Quatsch nicht, Dicker! Beantworte mir eine Frage: Würdest du mitmachen, wenn hier ein paar Leute versuchen würden, rauszukommen?«
    Der Dicke breitete pathetisch die Arme auseinander.
    »Welch eine Frage, Verehrter! Wenn man vor der Wahl steht, entweder einen kleinen, luftdicht abgeschlossenen Raum zu betreten, in dem durch Säureeinwirkung tödliche Gase entwickelt werden, oder aber diese hässliche Umgebung zu verlassen, dann wird nicht einmal ein Idiot in Zweifel darüber geraten, wie er sich entscheiden sollte.«
    Bullen Jack wollte zufrieden nicken, da legte sich eine Hand auf seine linke Schulter, und eine schneidend scharfe Stimme fragte mit ironischem Tonfall: »Was habt ihr hier zu bereden, ihr Lumpen?«
    Bullen Jack streifte mit einer lässigen Gebärde die Hand von seiner Schulter, drehte sich um und starrte finsteren Gesichtes in das scharf geschnittene Antlitz von Captain Danny Croom, dem Leiter der Wachmannschaften. Man erzählte sich, dass Croom nicht einmal bei seinen Kollegen beliebt sei. Dass ihn die Zuchthäusler hassten, versteht sich von selbst, denn Crooms Brutalität unterschied sich von der einiger Sträflinge nur dadurch, dass sie in eine Uniform gekleidet war.
    »Wir haben uns unterhalten«, brummte Bullen Jack.
    »Worüber?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Captain Croom drehte sich um. Er bemerkte zufrieden, dass sich die beiden Wärter mit den letzten Insassen des Todesblockes angeregt unterhielten. Während er sich wieder Bullen Jack zuwandte, ballte er die rechte Hand, die in einem dicken Lederhandschuh steckte, und schlug sie dem Sträfling mitten ins Gesicht. Bullen Jack taumelte gegen die Mauer.
    Captain Croom sprang ein paar Schritte zurück, riss seine Dienstpistole aus der Tasche am Gürtel und schrie: »Wenn Sie mich noch einmal angreifen, wird es böse Folgen für Sie haben, Sie Gangster!«
    Bullen Jack hatte sich wieder gefangen, wischte sich das Blut aus dem Gesicht und sagte leise: »Der Tag kommt noch, an dem du Hund für jeden Schlag bezahlen wirst!«
    Die beiden Wärter kamen heran. Da es sich um den unbeliebten Captain Croom handelte, beeilten sie sich nicht sonderlich.
    »Der Lump hat mich angegriffen«, brummte Croom.
    Einer der beiden Wärter schüttelte verwundert den Kopf.
    »Eigenartig! Mich hat hier noch keiner angegriffen!«
    Croom bekam ein rotes Gesicht.
    »Was wollen Sie damit sagen? Bezweifeln Sie meine Worte?«
    »No, Sir. Ich werde mich hüten. Sie sind der Captain und haben selbstverständlich recht. Ich meinte nur so.«
    Der Captain drehte sich um und ging ein paar Schritte weg. Plötzlich blieb er stehen, wandte den Kopf über die Schulter und rief: »Sie sorgen dafür, dass

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