Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
seine Blicke in die Ferne schweifen. Ja, dort hinten – es war praktisch unmöglich, eine genaue Entfernungsbestimmung vorzunehmen – türmte sich etwas Dunkles auf.
    Berge? Er hatte eher den Eindruck, als wenn es sich um Gebäude handeln würde – Pyramiden, andere bizarr geformte Gebilde.
    Wohnstätten der Dämonen? Vielleicht würden sie es bald wissen.
    Zamorra wollte den Freund gerade mit seinen Überlegungen vertraut machen, als in ihrem Rücken ein Geräusch ertönte, das ihm nicht ganz unbekannt war.
    ›Plop!‹ Gleichzeitig mit Bill, dem der Laut ebenfalls nicht entgangen war, wirbelte er herum.
    Vor ihnen stand eine Gestalt, eine Gestalt, die voll und ganz in diese makabre Wüstenlandschaft passte.
    Sie war nicht groß, diese Erscheinung, reichte ihnen höchstens bis zu den Schultern. Dafür war sie jedoch sehr breit gebaut, beinahe so breit wie hoch. Der Kopf entsprach den landläufigen Vorstellungen eines Nussknackers. Kanten und Ecken überall, ein Gebiss zum Fürchten. Am entsetzlichsten jedoch war der Körper. Über und über war der Rumpf mit kleinen Totenköpfen bedeckt, die bei der geringsten Bewegung klappernd gegeneinander schlugen.
    Hühnereigroße Stielaugen richteten sich auf die beiden Männer.
    Zamorra überlegte, wie er sich mit dem Individuum, zweifellos einem Exemplar aus der Gattung der Dämonen, verständigen sollte.
    Französisch? Arabisch? In einer der alten und längst toben Kultursprachen?
    Der Dämon nahm ihm das Problem ab.
    Gedanken materialisierten im Bewusstsein des Professors.
    »Wer wagt es, das Reich des Herrn der Millionen Köpfe zu betreten? Erdenwürmer, wie ich sehe!«
    Und als er nicht unverzüglich eine Antwort erhielt, fuhr er fort:
    »Sprecht, ehe ich die Geduld verliere!«
    Zamorra folgte einer plötzlichen Eingebung und sagte in französischer Sprache: »Wir sind Diener des großen Sybaoth!«
    Der Dämon hatte ihn offenbar verstanden.
    »Sybaoth, der Herr mit dem Hauch des Verderbens?«
    Der Professor ›hörte‹ diese Bezeichnung zum ersten Mal in seinem Leben, aber dieser Nussknackerdämon hier würde schon wissen, was er meinte.
    »So ist es!«, sagte er bestätigend.
    »Und warum hat euch euer Herr geschickt? Wollt ihr meinen Park verdorren lassen?«
    Ganz nebenbei bückte er sich und ›pflückte‹ einen der Schrumpfköpfe von einem Stängel.
    »Sind sie nicht herrlich, meine Blumen?«, fragte er und sah sie, wie um Beifall heischend, mit seinen scheußlichen beweglichen Augen an.
    »Wunderbar!«, sagte Professor Zamorra vom Ekel geschüttelt.
    Der Dämon drückte den Schrumpfkopf gegen eine freie Stelle seines Körpers, wo dieser wie festgeklebt haften blieb.
    Dann kam er wieder zur Sache.
    »Ich habe euch etwas gefragt. Was wollt ihr in meinem friedlichen Reich?«
    »Wir suchen jemanden«, behauptete der Professor dreist.
    »Wen sucht ihr?«
    Zamorra überlegte blitzschnell. Wie hieß der Dämon, in dessen Hände Nicole gemäß den Aussagen der Duquesne gefallen war?
    Astabaal! Ja, so hatte das Weib gesagt.
    Er bluffte weiter: »Wir suchen den großen Astabaal. Kannst du uns sagen, wo sein… Reich liegt?«
    Der Dämon lachte meckernd auf. »Astabaal, der seine Braut an den Palast des Meisters abgeben musste? Schämt er sich so, dass er seinen Wohnsitz verlegt hat?«
    Der Professor wusste nicht so recht, was er mit diesen Sätzen anfangen sollte. Astabaal hatte seine Braut an den Palast des Meisters abgeben müssen?
    Sein Herz schlug schneller.
    Braut! Damit konnte nach allem, was er von Fabienne Duquesne gehört hatte, nur Nicole gemeint sein. Und Palast des Meisters? Er musste unbedingt in Erfahrung bringen, was dieser Herr der Millionen Köpfe gemeint hatte.
    »Palast des Meisters? Wer ist das – der Meister?«, fragte er.
    Es stellte sich schnell heraus, dass er mit Stellung dieser Frage einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.
    »Ihr fragt, wer der Meister ist? Und ihr behauptet, Diener eines der Herren der Dimensionen zu sein?«
    Die Stielaugen hatten sich ganz in die Höhlen zurückgezogen und glommen wie feurige Glut.
    Zamorra fasste sich schnell. »Natürlich sind wir Diener Sybaoths. Sieh hier! Der Stab der tausend Reisen, den er uns anvertraut hat.«
    Eigentlich hatte er nur beabsichtigt, dem Dämon den magischen Stab zu zeigen, ohne ihn dabei aus der Hand zu geben. Der Totenkopfdämon durchkreuzte seine Absicht jedoch, indem er gedankenschnell zupackte und ihm den Stab entriss.
    »Ja, das ist ein Stab des Herrn mit dem Hauch des

Weitere Kostenlose Bücher