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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ihre Person einer Überprüfung zu unterziehen. Mit einer gewissen Belustigung stellte Nicole fest, dass es offenbar weitaus leichter war, das Reich des Satans zu verlassen, als das Werksgelände irgendeiner Industriefirma auf der Erde, wo der Werksschutz diensteifrig lauerte und nach Papieren verlangte.
    Kaum hatte sich die Mauerlücke hinter ihr geschlossen, als sie sich auch schon auf den Stab der tausend Reisen konzentrierte.
    ›Château de Berri!‹ Der Übergang von einer Welt in die andere verursachte in ihr nur ein leichtes Übelkeitsgefühl, mehr nicht.
    Sie fand sich mitten in der Halle des Schlosses wieder.
    Vor Glück hätte sie fast geweint. Sie hatte es geschafft! Das Reich der Dämonen lag hinter ihr. Die Welt, in die sie gehörte, hatte sie wieder.
    Ein schriller Schrei drang an ihr Ohr. Sie drehte sich um. Da stand eine ältere, dicke Matrone mit einer weißen Schürze und brüllte, was ihre Lunge hergab. Offenbar handelte es sich um eine Bedienstete, die in der Küche arbeitete.
    Nicole konnte die panische Erregung der Frau verstehen. Auf arglose Gemüter musste ihr plötzliches Erscheinen quasi aus dem Nichts wie ein Schock wirken. Dazu kam noch ihr schillerndes Gewand und der magische Stab, den sie fest umklammert in der Hand hielt.
    Der Stab! Sie erinnerte sich an die alten Legenden, in denen es hieß, dass die Hexen des Mittelalters auf Besenstielen zu reiten pflegten. Sie konnte sich jetzt vorstellen, wie diese Legende entstanden war. Und wer wusste es schon… Vielleicht waren die Dämonenbräute der vergangenen Zeiten hingegangen und hatten ihre Stäbe der tausend Reisen tatsächlich in so alltäglichen Gegenständen wie Besenstielen verborgen.
    »Psst!«, machte sie. »Kein Grund zur Aufregung, gute Frau.«
    Die Frau schien jedoch durch ihre Worte noch mehr in Angst und Schrecken versetzt worden zu sein, denn sie raffte ihren Rock und lief schreiend davon.
    Nicole zuckte lächelnd die Achseln und versuchte, sich zu orientieren. Durch mehrere der bunten Ornamentfenster fiel Licht in die Halle ein. Anscheinend war draußen heller Tag. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie im Reich der Dämonen gewesen war. Ihr Zeitgefühl hatte sich vollkommen verflüchtigt. War es ein Tag gewesen, zwei Tage oder sogar drei? Sie wusste es nicht.
    Plötzlich wimmelte es in der Halle von Personen. Sämtliche Bediensteten schienen sich eingefunden zu haben. Außerdem waren da die Kinder des Comte, d’Aragnan selbst, Boilieu, der Verwalter.
    Nur Zamorra und Bill sah sie nicht. Und auch Fabienne Duquesne glänzte durch Abwesenheit.
    Nicole kam sich auf einmal ziemlich lächerlich vor. Wie sie da so stand – mit diesem aufdringlichen Gewand, das ihre Blößen nur notdürftig verhüllte, dem symbolgeschmückten Stab und einem Gesicht, von dem sie wusste, dass es nicht das ihre war verwunderte es sie nicht, dass sie angestaunt wurde wie ein Wundertier.
    Maurice d’Aragnan trat zögernd auf sie zu und stellte die unvermeidliche Frage: »Wer sind Sie? Und vor allem – wo kommen Sie her? Meine Köchin sagte mir…«
    »… dass ich wie ein Gespenst auf der Bildfläche erschienen bin?«, vervollständigte Nicole den angefangenen Satz.
    »So ungefähr!«
    Nicole nickte. »Können wir uns allein unterhalten? Das heißt, die Anwesenheit von Professor Zamorra und Bill Fleming wäre mir dabei sehr angenehm.«
    D’Aragnans Augen wurden kleiner. »Sie kennen Zamorra?«
    Zu dieser Frage konnte Nicole nur lächeln. »Als seine Sekretärin und… na ja … Monsieur, ich bin Nicole Duval. Verstehen Sie jetzt?«
    Mit entwaffnender Offenheit sagte der Comte: »Ich verstehe kein Wort. Nur eins weiß ich: Sie sind nie und nimmer die Person, für die sie sich ausgeben. Ich kenne Nicole Duval nämlich auch, müssen sie wissen! Also, Mademoiselle… Ich frage Sie jetzt zum letzten Mal. Wer sind Sie?«
    Nicole seufzte tief. Wie konnte sie dem Mann klarmachen, dass sie die Wahrheit sprach?
    Weitere Bemühungen in dieser Richtung erübrigten sich für den Augenblick. Aus den Reihen der Bediensteten trat plötzlich eine junge Frau vor. Mit ausgestrecktem Zeigefinger kam sie auf Nicole und den Comte zu.
    »Ich weiß, wer diese Frau ist«, sagte sie mit einer Stimme, die sich vor Aufregung beinahe überschlug.
    D’Aragnan runzelte die Stirn. »So? Na, Sylvie, dann schieß mal los!«
    »Diese Frau… Vor etwa einem Jahr war ihr Bild in allen Zeitungen. Ich erinnere mich ganz genau. Das ist Françoise Godeau.«
    »Françoise Godeau?« Der

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