0061 - Der Robot-Spion
nicht voll ausgeprägt, aber es waren zweifellos Gedanken, das ließ sich nicht abstreiten. Ein wenig beruhigt, daß sich mit Muzzel wenigstens etwas anfangen lassen würde, wandte Gucky seine Aufmerksamkeit nun mehr dem Äußeren zu. In der Tat, der Begleiter Kulmans sah wirklich wie ein Dackel aus. Die ulkigen Schlappohren waren nicht das einzige Merkmal, das an die treuen Vierbeiner der Erde erinnerte, die man in Fachkreisen selbstverständlich nicht als Dackel, sondern als Teckel bezeichnete. Gucky war kein Fachmann. Für ihn war ein Dackel eben ein Dackel, ob er nun krumme oder gerade Beine hatte. Im Kontrast zu dem silbergrauen Fell Muzzels standen seine schönen, goldfarbenen Augen, die er jetzt in diesem Augenblick aufschlug, als habe er im Schlaf das Kommen Guckys erahnt.
Gucky grinste und zeigte seinen Nagezahn. Dabei dachte er ganz intensiv: Hallo, Muzzel! Ich bin Gucky, dein Freund. Spielen wir Versteck?
Es gab keine Reaktion, die Gucky bewiesen hätte, daß Muzzel seine telepathische Botschaft aufgenommen und begriffen hatte. Im Gegenteil, in den goldenen Augen war so etwas wie unfaßbares Erstaunen darüber, daß es einen Mausbiber namens Gucky gab. Zuerst vermeinte Gucky sogar, Entsetzen in ihnen bemerkt zu haben, aber das konnte natürlich auch eine Täuschung gewesen sein. Aber da waren doch Gedankenimpulse ...
Sie waren immer noch schwach und nicht besonders ausgeprägt, aber zweifellos vorhanden. In der Tat, dieser Muzzel konnte denken, wenn er auch kein Telepath war, der Gedanken auffangen konnte. Das würde eine einseitige Unterhaltung geben.
Vielleicht versteht er Englisch, dachte Gucky. Kulman muß ja mit ihm geredet haben.
„Ich bin Gucky", sagte er daher langsam und deutlich. „Ich bin dein Freund, Muzzel. Spielen wir Verstecken?"
Ihm war, als lauschte Muzzel. Der Dackel hielt den Kopf schief und sah den Mausbiber an. In seine Augen trat ein freudiges Blinken. Dann, ganz plötzlich, empfing Gucky in seinem Gehirn die schwache Antwort: Du bist Gucky - wir spielen Verstecken? Was ist das?
Es war dem Mausbiber, als müsse er hingehen und Muzzel liebkosen, so sehr überkam ihn die Freude.
Die Verständigung war hergestellt. Er hatte einen neuen Spielgefährten gefunden!
„Es ist ganz einfach, Muzzel! Einer von uns bekommt eine Minute Zeit, in der er Gelegenheit hat, sich irgendwo im Schiff zu verstecken. Der andere muß ihn dann suchen. Wenn er ihn innerhalb von zehn Minuten nicht gefunden hat, hat er verloren. Hast du noch nie in deinem Leben Verstecken gespielt?"
Nein, noch niemals! „Höchste Zeit!" versicherte Gucky. „Es macht viel Spaß. Oder bist du zu müde?"
Muzzel gähnte, als er daran erinnert wurde, streckte sich und stand auf. Trippelnd kam er zu Gucky und beschnupperte ihn. Du riechst aber gut. Der Mausbiber war so verdutzt, daß er keine geeignete Antwort fand. Er roch also gut? Bisher hatte das noch niemand von ihm behauptet, wenn auch noch niemand mit Bestimmtheit festgestellt hatte, daß er stank. Wo ist Kulman? Gucky faßte sich.
„Er muß jeden Augenblick kommen, Muzzel. Sein Bericht wurde leider unterbrochen, weil ... weil..." Er überlegte, ob er dem Dackel erzählen durfte, was geschehen war. Eigentlich ging es ihn ja nichts an. „Er hatte Hunger und ißt jetzt", fuhr er fort und war froh, daß Muzzel keine Gedanken lesen konnte. „Willst du nichts essen?"
Es sah so aus, als wäre Muzzel jetzt erschrocken. Natürlich konnte Gucky sich auch täuschen. Warum sollte Muzzel erschrecken, wenn er nach seinem Appetit gefragt wurde.
Doch, ich habe Hunger, Gucky.
„Dann komm mit mir, ich werde dir was besorgen. Magst du Rüben?"
Rüben?
Es war dem Mausbiber zu umständlich, dem Fremdling die Vorzüge einer frischen Mohrrübe zu erklären. Sollte er sie probieren, dann würde man weitersehen. Der Chefkoch der DRUSUS mußte dann eben die doppelten Rationen rausrücken. Vielleicht, wenn Muzzel nicht so begeistert davon war, konnte man trotzdem...
Guckys Gedanken verloren sich in erfreulichen Spekulationen, und fast hätte er dabei Muzzel vergessen. Rechtzeitig jedoch entsann er sich seiner Gastgeberpflichten. Er richtete sich auf und öffnete mit den Vorderpfoten die Tür auf den Gang. Muzzel hätte das nicht fertiggebracht, denn dazu war er viel zu klein. Draußen auf dem Korridor drückte Gucky die Tür wieder zu und wunderte sich, was Muzzel wohl dazu sagen würde, wenn er ihm die Teleportation praktisch vorführen würde. Aber immer nur eines nach dem
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