0061 - Der Robot-Spion
anderen, damit die Überraschungen nicht zu schnell verpufften.
Um die vordere Biegung kam ein Offizier und ging auf sie zu. Muzzel konnte aus der Dackelperspektive vorerst nur die Beine sehen und wich unwillkürlich zur Seite, um Platz zu machen. Er hatte mit den Beinen der großen Zweibeiner auf Swoofon schon schlechte Erfahrungen machen müssen. Die Springer waren nicht sehr zartfühlend.
Gucky spazierte stur geradeaus, und wenn Leutnant Hicks in diesem Augenblick nicht aufgesehen hätte, wäre er sicherlich über den Mausbiber gestolpert und lang auf den Plastikteppich gestürzt.
So aber blieb Leutnant Hicks stehen und rieb sich die Augen.
Gucky ging mit einem richtigen Dackel spazieren! Wo kam denn der Hund her? Er wußte nicht, daß sich an Bord der DRUSUS ein Hund aufhielt, zumal noch ein Dackel, die in ihrem Leben nie etwas von Disziplin gehört hatten. Das war ja schließlich allgemein bekannt, und zwar seit einigen Jahrhunderten. An Bord der DRUSUS aber ...
„Strapaziere dein Gehirn nicht, Homo sapiens", zwitscherte Gucky und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Und nun wären wir dir dankbar, wenn du Platz machen würdest, damit wir ungehindert passieren können."
Leutnant Hicks sprang derart schnell zur Seite, daß er fast gegen die Tür und damit in das dahinter liegende Zimmer gefallen wäre. Seine Augen traten fast aus den Höhlen, als Gucky zu dem Hund sagte: „Gehen wir!" und mit ihm davonspazierte.
Er sah dem merkwürdigen Gespann nach und murmelte: „Ist das nun ein Schlachtschiff des Solaren Imperiums, oder sind wir in einem fliegenden Zirkus?"
Gucky wartete, bis Hicks außer Sicht war, dann blieb er stehen.
„Kannst du gut laufen?" fragte er den Dackel. Muzzel hatte sich auf das Hinterteil gesetzt.
Worum fragst du? Ich habe nur kurze Beine und bin müde. Auch habe ich Hunger. Warum gibt mir Kulman nichts zu essen?
„Gleich, Muzzel. Die Küche liegt tief unten. Wir springen."
Die goldfarbenen Augen strahlten voller Vertrauen, aber sie verrieten auch die unausgesprochene Frage: springen?
Gucky grinste vergnügt, als er zu Muzzel trat, ihn fest im Nacken packte und sich dann auf sein ihm nur zu wohl bekanntes Ziel konzentrierte.
Als Muzzel die Augen wieder öffnete, hatte er unbemerkt den Standort gewechselt. Er konnte nicht wissen, daß er innerhalb einer Tausendstelsekunde einen guten Kilometer zurückgelegt hatte, dazu noch entmaterialisiert, aber er sah immerhin,daß er sich nun an einer anderen Stelle als zuvor aufhielt. Sein neuer Freund Gucky hatte etwas von „springen" gesagt. Hm ...
„Da wären wir also", freute sich der Mausbiber und ließ die Tür vor „ sich aufschwingen. Dahinter waren Geklapper mit Geschirr, verhaltenes Geschimpfe eifriger Köche, das Summen der großen Grillanlagen und die sonstigen geheimnisvollen Geräusche einer modernen elektronischen Küche zu hören. „He, Fatty!"
Irgendwo im Dunst garender Speisen fuhr eine massige Gestalt zusammen, als habe sie der Blitz getroffen. Ein fast zwei Meter großer, sehr dicker und völlig weiß gekleideter Mann stampfte quer durch die Wunderküche und blieb kurz vor den beiden Besuchern stehen.
„Es ist noch nicht Mittagszeit!" grollte seine Stimme mit leichtem Vorwurf, in der verborgene Furcht mitschwang. Fatty hatte nie vergessen, daß Gucky ihn einmal telekinetisch in den großen Kühlschrank gesperrt und einige Stunden darin gelassen hatte. „Hast du einen besonderen Wunsch?" Erst jetzt sah er Muzzel. Sein Gesicht wurde vorsichtshalber nur um eine winzige Nuance ablehnender. „Ja, wo ist er denn, der kleine Wauwau? Wo ist er denn...?"
„Dumme Frage!" unterbrach ihn Gucky. „Hier ist er, wo denn sonst?" Fatty richtete sich wieder auf.
„Hunde dürfen nicht in die Küche, das ist strikt verboten."
„Muzzel ist kein Hund, sondern ein Possonkal", belehrte ihn Gucky. „Außerdem hat niemand behauptet, daß wir in deine Stinkbude wollen."
Es riecht aber gut hier, dachte Muzzel aufgeregt.
„Stinkbude!" traf Fatty fast der Schlag. „Wenn du das noch einmal sagst, dann..."
„Dann?"
Gucky war gespannt. Fatty zog es vor, einen Rückzieher zu machen. Noch einmal legte er sich mit diesem unheimlichen Vieh nicht an. Erst neulich war einer seiner Unterköche plötzlich gewichtslos geworden und so lange in der Küche herumgeflogen, bis sie ihn mit einem Lasso einfingen und am Betonsockel der Grillanlage festbanden. Den konnte selbst Gucky nicht
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